da bader: Haare und Bart - nur für Männer
(Pfaffenhofen, ce)"da bader" in der Löwenstraße lockt mit durchdachtem Konzept
Früher war der Bader eine wichtige Institution im Dorf. Rasur, Haarschnitt und Austausch, nur für Männer versteht sich. Die Frauen hatten ihre eigenen Orte. Netzwerken nennt man das heute. Und ganz früher, im Mittelalter, waren die Bader noch viel mehr, Ärzte der kleinen Leute, Zahnärzte und Betreiber von Badestuben.
Frisörmeister Tobias Mehr nimmt sich Zeit für seine Kunden
So weit zurück möchte Tobias Mehr nicht, aber einen klassichen Baderladen wie sein Opa und Uropa will er gerne betreiben. Einen Männersalon, in dem es um Kopf- und Barthaare geht und um sonst nichts. Keine gezupften Augenbrauen, Strähnchen oder Dauerwellen, dafür ganz viel Zeit für Gespräche mit den Kunden und Pflege. Solide, hochwertig, ehrlich.
Der 31-jährige Frisörmeister wuchs mit dem Frisörhandwerk auf, kannte den Familienbetrieb von Kindheit an. Es war klar, dass er nach der Schule Frisör lernt. "Das war hart" gibt er unumwunden zu. Er absolvierte die Ausbildung nicht im elterlichen Betrieb, war mit 15 plötzlich umgeben von Frauen, Frisuren und Befindlichkeiten. In dem Alter träumen Jugendliche nicht gerade von Strähnchen, Mode und Dienstleistung.
Er wurde Geselle und bald darauf Meister, sah sich in der Friseurwelt um, arbeite viel und musste dann doch schneller als geplant in den elterlichen Betrieb zurück. Auch das war nicht einfach, er war und blieb der "Sohn der Chefin", hatte es nicht leicht mit eigenen Ideen und Vorstellungen. Er arbeitete hart und noch mehr als bisher, Übungsabende mit den Auszubildenden, Fortbildungen, Ehrenamt, nie Urlaub bestimmten sein Leben.
Mit 25 und nach immerhin zehn Berufsjahren stieg er erst einmal aus. Es muss noch mehr geben, fand er, arbeitete hier und dort handwerklich, half Freunden beim Hausbau, heuerte in einem Lager an. Vor rund drei Jahren schwappte ein neuer Trend übers Land, den Tobias Mehr erst einmal kritisch beäugte: Männer trugen wieder Bärte. Nicht wie früher wild und verwegen, jetzt wollten echte Kerle ihre Bärte pflegen, sich verwöhnen, waren und sind bereit dafür Zeit und Geld zu investieren.
Barbershops wurden überall in den großen Städten eröffnet, das war hip und in. Tobias Mehr hielt das erst für einen vergänglichen Trend, erinnerte sich dann aber an seinen Opa. Der war wie der Uropa noch ein richtiger Bader, mit Nassrasur und Herrenhaarschnitt, Austausch und Männergesprächen. Der Opa hatte erst mit 91 die Schere weggelegt, er hatte einfach Freude an seiner Arbeit.
Der Frisörmeister sah sich um, ihm wurde schnell klar: Er wollte keinen hippen, schnell hochgezogenen "Barbershop", sondern Qualität. Einen soliden Laden, Zeit für die Kunden und ein ganz klares Konzept, nicht einfach irgendein weiterer Frisör. Einen Bader eben, wie der Opa.
Er wohnt immer noch in Zolling bei Freising, im drei Generationen-Haus mit Familie. Der Heimatort erschien ihm aber nicht als der ideale Standort.
Nach Pfaffenhofen kam er durch Zufall, durch einen Freund. Von der Stadt war er schnell begeistert, von den Möglichkeiten, den Freiheiten und der Förderung gerade für junge Unternehmer. Akribisch feilte er am Konzept, sah sich verschiedene Läden an, bewarb sich beim Studioprojekt der Stadtjugendpflege, beantragte einen Gründerkredit. Alles gleichzeitig, über Monate. Anstrengend war die Zeit, einen Bart ließ er sich auch noch wachsen.
Schliesslich bekam er den Zuschlag für den 54 Quadratmeter großen Laden in der Löwenstraße. Darin war vorher für viele Jahre ein Tattoo-Studio, die Räume musten umfassend saniert und ausgebaut werden. Tobias Mehr packte täglich mit an, beauftragte einen Schreiner, wählte genau aus, bis ins kleinste Detail.
Entstanden ist einladender, heller, klarer Frisörladen. "Da bader" ist hochwertig, das sieht und spürt man auf den ersten Blick. Ein Männerladen, stabil, solide, schnörkellos. Und wirklich schön. Es riecht nach Holz und Leder, nach hochwertigen Pflegeprodukten und sonst nichts.
Tobias Mehr hat Eichenparkett in Fischgrät für den Boden gewählt, nicht die üblichen kalten und praktischen Fliesen. Darauf steht es sich gleich ganz anders.
Holzvertäfelung, eine Leder-Eckbank, ein riesiger Fernseher und ein noch größerer Kühlschrank. Kaffee und Bier gibt es, Wasser natürlich auch und daneben ein paar sehr edle Flaschen Whisky und Gin. Männersachen eben, kein Schnickschnack. Die Preise stehen auf einer großen Tafel, eine Stunde dauert ein Haarschnitt, buchen kann man online.
"Boah" streichelt ein Kunde die Kaffeemaschine. Technik fasziniert hier. Tobias Mehr trägt eine bayerische Lederhose und ein Edelweiß Käppi, er will keine Barber-Show, sondern ehrliches Handwerk. Mit den Kunden reden, austauschen, netzwerken.
Dass er zum Studioprojekt aufgenommen wurde war für ihn ein Glücksfall. Beratung, Werbung, erste Mieten sind damit abgedeckt. Die Kontakte begeistern ihn. Er sucht schon jetzt nach einem Mitarbeiter, der Laden ist mit drei Arbeitsplätzen konzipiert und auf Dauer kann der engagierte Frisörmeister auch keine sechs Tage durcharbeiten. Er öffnet täglich um 12 und arbeitet durch bis acht Uhr abends.
Die Eröffnung war eine Punktlandung, sogar sein inzwischen 94-jähriger Opa war vor Ort, sichtlich stolz auf den Enkel, der in die Fußstapfen tritt. Danach ging Tobias Mehr nach Hause und konnte zum erstenmal seit Monaten tief und lange schlafen. Und vermutlich auch zum letztenmal für Monate. Am Morgen danach meinte seine Freundin es sei jetzt an der Zeit ins Krankenhaus zu fahren. In der Nacht kam sein erster Sohn zur Welt. Simon wird ganz sicher erst einmal die Nächte des Baders verkürzen.
Und direkt aus dem Krankenhaus fuhr Tobias Mehr am Montagmorgen in seinen Männerladen. Bereits der erste Tag war ausgebucht, besser konnte es nicht laufen.
da bader
Tobias Mehr
Löwenstraße 6
85276 Pfaffenhofen
08441 – 40 50 300
www.da-bader.de
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.