Hundstage haben begonnen
(Pfaffenhofen, hal/rt)Foto via Tierschutzverein Pfaffenhofen
Laut Kalender haben an diesem Sonntag die Hundstage begonnen. Es sind jene vier Wochen, die seit Jahrhunderten als heißeste Zeit eines Jahres gelten. Nicht nur den Menschen machen sie zu schaffen, auch den Haus- und Wildtieren. Der Tierschutzverein Pfaffenhofen gibt Tipps, wie man das Leben der Vierbeiner erträglicher macht. Und warnt: „Schon wer in Ruhe einen Kaffee trinken geht, gefährdet massiv seinen schwanzwedelnden Begleiter, der im heißen Auto sitzt!“
Wenn Hunde im heißen Innenraum eines Autos im Wortsinn im eigenen Saft schmurgeln, dann sind sie da, die Hundstage. Es ächzt der Mensch, es schwitzt das Tier, und am ärgsten trifft das hitzige Los die Hunde. Offiziell beginnen diese Tage am 23. Juli. Allerdings wissen die Hundstage das nicht, entsprechend darf man nicht darauf zählen, dass sie pünktlich sind. Aber sie werden kommen! Nicht nur für Hunde sind es elende Tage. Sogar die wärmeliebenden Katzen fangen da an zu schwitzen. Im Extremfall so sehr, dass sie, ebenso wie Hunde, ihre Zunge weit aus dem Maul hängen lassen und nach Hundemanier anfangen an zu hecheln. Aber Katzen reisen, von Tierarztbesuchen abgesehen, eher selten im Auto.
Jeder weiß, dass Hunde in einem Auto, das in der sengenden Sonne steht, schnell einen Kreislaufzusammenbruch bekommen. Manchmal ist jede Hilfe zu spät, im schlimmsten Fall stirbt das Tier noch im Auto oder kurz nach seiner Bergung. Jeder Hundebesitzer weiß das – und vergisst es im Alltag nur zu leicht. „Ich wollte nur kurz eine Zeitschrift in der Tankstelle kaufen“, ist eine der Erklärungen, wenn Polizei oder Feuerwehr bei der Rückkehr zum Auto fragen, wo der Besitzer so lange geblieben sei. Nun ja, ein alter Bekannter sei ihm über den Weg gelaufen, er habe „nur kurz“ mit dem einen Kaffee trinken wollen und, na ja, darüber wohl die Zeit aus den Augen verloren.
Ein Auto, das in der prallen Sonne steht, kann sich in kürzester Zeit massiv aufheizen. 40 Grad, 50 Grad und mehr. Polizeihauptkommissar Hertl von der Dienststelle Pfaffenhofen: „Ich erinnere mich, dass ich selbst einmal 65 Grad im Innenraum eines Fahrzeugs gemessen habe, in dem ein Hund saß.“
Absolut unverantwortlich und lebensgefährlich für den Vierbeiner sei das, findet Sandra Lob, die Leiterin der Tierherberge. „Da hilft auch nicht, wenn man das Seitenfenster einen Spalt offen lässt.“ Oft werde im Sommer zudem vergessen, frisches Wasser anzubieten, das man in mehreren Flaschen stets im Auto haben und regelmäßig austauschen sollte. Beispielsweise für den Fall, dass man unvorhergesehen in einen Stau gerät. „Machen Sie in so einem Fall häufig Pausen“, rät Lob. „Sie tun nicht nur ihrem Hund Gutes, sondern auch sich selbst.“
Jede Sekunde zählt
Einem Anwohner war das hechelnde und lethargisch im Auto sitzende Tier aufgefallen. Er hat umgehend die Feuerwehr gerufen – zu Recht. „Wir sind in solchen Fällen für Mensch und Tier zuständig“, erklärt ein Feuerwehrmann. Woher er denn wisse, ob der Hund akut in Gefahr war oder erst seit einer Minute allein im Auto sitzt? Der Mann lacht: „Wissen Sie, viele von uns Feuerwehrlern haben selbst Hunde. Wir können recht gut unterscheiden, ob der Hund frisch und munter ist oder bereits so schwach, dass er nicht einmal mehr bellt, wenn wir uns nähern.“
In diesem Fall werde das Auto geöffnet. Möglichst auf sanfte Art, bei der möglichst kein Schaden entsteht. Stichwort: das leicht geöffnete Seitenfenster. Funktioniere das nicht, verschaffe man sich gewaltsam Zutritt ins Innere. Konkret, ein Fenster wird eingeschlagen. Das muss nicht zwingend das kleinste, weil bei der Reparatur billigste Fenster sein. „Wir nehmen das Fenster, bei dem wir ehesten gewährleistet können, dass niemand im Auto durch herumfliegende Scherben verletzt wird. Also eines, das möglichst weit entfernt ist von den Insassen, egal ob Mensch oder Tier.“
Dieses beherzte Vorgehen ist manchmal notwendig, angreifbar ist dieses Vorgehen nicht. Umgekehrt bedeutet es aber auch, dass der Fahrer des Autos auf dem entstehenden Schaden sitzen bleibt. Dazu kommen eventuell Kosten für den Feuerwehreinsatz. Und es droht eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Schon dafür drohen teils saftige Geldstrafen. Polizeihauptkommissar Hertl: „Die Gerichte nehmen das sehr ernst, für die Staatsanwaltschaft ist es kein Kavaliersdelikt.“
All das läppert sich. Und das lediglich, weil jemand „nur mal kurz“ einen Kaffee trinken wollte.
Wildtiere dursten ebenfalls
Auch Vögel, Igel, Bienen, Insekten und andere Wildtiere finden bei anhaltender Hitze und Trockenheit kaum Trinkwasser. Dabei brauchen sie es jetzt besonders dringend. Vor allem, wenn man in zubetonierten oder geteerten Wohngegenden zu Hause ist. Wer dort ein Gärtchen oder einen Balkon hat, sollte ein oder zwei Schälchen mit frischem Wasser rausstellen. Oder, wenn Freigänger-Katzen unterwegs sind, sie am besten dort aufhängen, wo die Miezen nicht hinkommen. Wie der Mensch freuen sich nämlich auch Katzen über den regen Besucherstrom – meinen es aber nicht gut mit dem Federvieh. Das Wasser möglichst mehrmals am Tag kontrollieren, eventuell nachfüllen. Besonders wenn Vögel es leidenschaftlich-aufgeregt zum Baden und Abkühlen nutzen, sind die Vogeltränken schnell leergeplanscht.
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