Humulus Lupulus steht in den Startlöchern
(Scheyern, ls)Sie befinden sich in der heißen Phase der Vorbereitung (v.l.): Herbert, Bernd, Daniel und Anna mit Nachwuchs
Die erste Besucherin ist schon da. Seit zwei Wochen wird intensiv am Aufbau des Humulus Lupulus- Festivals in Scheyern gewerkelt, die gemeine Doldensandbiene hat sich schon ihr Platzerl gesucht. In einem verzaubert wirkenden Obstgarten bei Vieth entsteht zurzeit nach und nach ein Festival der etwas anderen Art – familiär, verträumt und abseits von jeglichem Mainstream. Dieses Wochenende geht es nun endlich in die 14. Runde.
Geplant war das Traditionsfest eigentlich als Wander-Open Air. „Aber wenn man so ein Archipel entdeckt wie diesen Obstgarten, dann bleibt man da natürlich gerne“, erklärt Daniel. Er ist Mitglied des Organisationsteams, die Vorfreude für ihre „Gartenparty“ merkt man ihm schon an. „Der Moment, wenn einem breit grinsende Gäste entgegen kommen und man merkt, dass die sich wohlfühlen, ist einfach toll“, meint er.
Vorher-Nachher: Bis Freitag wird auf dem Gelände bei Vieth noch viel passieren
Dabei fängt die Arbeit des ehrenamtlichen Vereins meist schon an, wenn das Festival gerade vorbei ist. „Relativ zeitnah treffen wir uns immer zur Nachbesprechung und dann geht schon fast wieder die Bandsuche für das nächste Jahr los“, erzählt Anna. Sie ist Mitglied im Komitee, das sich „Bandkreis“ nennt. Das Team zeigt sich gegenseitig auf bis zu 15 Treffen verschiedene Acts und telefoniert und koordiniert dann, was das Zeug hält. „Keinen Headliner und relativ unbekannte Bands zu haben, das gehört bei uns schon auch zum Konzept“, erklärt Gründungsmitglied Bernd. So ist dann am Ende wirklich für jeden etwas dabei – Hip Hop, Stoner Rock, Metal, Reggae oder auch Newcomer vom „Seitensprung“-Nachwuchsfestival. „Die einzige Regel ist, dass die Bands ihre eigenen Songs performen und nicht nur covern“, so Daniel.
Unter dem Motto „Skurril darf‘s auf unseren Bühnen schon mal sein!“ versammelten sich auf der berüchtigten Giggerl-Bühne in den letzten Jahren so einige Raritäten. Sei dies Musik mit 9-Volt-Batterien oder ein Nähmaschinenduett – von unerwarteten Momenten lebt das Festival einfach. Das klappt am Ende auch nur, weil sich das Open Air innerhalb der Scheyerer Gemeinde zu einem echten Pflichttermin gemausert hat. „Es funktioniert, weil uns die Bauern teilweise ihre Felder zur Verfügung stellen und die Gemeinde uns mit großen Auflagen verschont“, erklärt Daniel. Und so kann sich für ein Wochenende irgendwo im nirgendwo ein Fest mit herzlichem Miteinander und einer großen Anzahl an Stammgästen entfalten.
Nur noch wenige Tage, dann geht es endlich wieder für Groß und Klein los
„Es ist so familiär, jeder im Team macht hier wirklich gern mit und ist mit Herz dabei“, meint Anna auf die Frage hin, was der große Unterschied zu anderen Festivals ist. „Arbeit trifft es nicht, die meisten, die hier mitmachen, kommen aus Spaß und Freude“, erklärt auch Mitorganisator Herbert. Die Besucher merken das. Was vor Jahren mit 200 Gästen anfing, ist in den letzten Jahren doch stetig gewachsen. Und irgendwie hat das Festival dann wahrscheinlich auch den richtigen Riecher. „Vor drei Jahren standen zum Beispiel Dicht & Ergreifend auf der Bühne, da hatten sie noch ganz wenige Songs, und es war eines ihrer ersten Festivals“, erzählt Anna. Mittlerweile spielen die drei Exil-Berliner mit dem unverwechelbaren Bayern-Rap in ausverkauften Sälen.
Dieses Jahr dürfen sich die Besucher unter anderem auf 70er-Jahre-Cowboy-Sounds mit San Antonio Kid, Münchner Hip Hop mit Roger Reckless und rockigen Tönen von Pelzig freuen. Ob es ein Juwel im Line-Up gibt, auf das die Organisatoren besonders gespannt sind? „Jeder, der sich hier hochtraut, ist ein Juwel. Wir haben quasi eine kleine Schmuckschachtel für die Besucher parat“, schmunzelt Daniel am Ende.
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