Endgültig heimatlos
(Wolnzach, hr)Nun ist es endgültig! Den Saal in Niederlauterbach gibt es nicht mehr. Damit haben dort nicht nur die Theaterspieler, sondern zahlreiche Vereine ihre angestammte Heimat verloren.
Schon vor einigen Wochen gab es eine erste Meldung, dass der Saal nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Lorenz Reich begründete dies im Gespräch mit unserer Redaktion vor einigen Wochen seine Entscheidung einerseits mit dem geänderten beruflichen Alltag andererseits mit der wirtschaftlichen Lage. Aus seiner Sicht ist der Saal über das gesamte Jahr gesehen zu wenig belegt.
Eine Meldung, die in Niederlauterbach für Furore sorgte. Denn mit dem Wegfall des Saals standen viele Traditionsveranstaltungen auf der Kippe. Vor kurzem die Theaterspieler begeisterten in diesem Jahr ein großes Publikum. Auch der Lauterbacher Abend ist aus dem Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken. Beide sind exemplarisch. Viele Vereine und Verbände waren in der Vergangenheit in diesem Saal zu Gast. Ob die Schützen die dort ihre Siege feierten oder die Landwirte, die über den Hopfenpreis diskutierten. Eben wegen der Bedeutung des Saales für die Dorfgemeinschaft schaltete sich zuletzt Bürgermeister Jens Machold ein.
In einer gemeinsamen Gesprächsrunde zwischen Vereinen, Wirt und Gemeinde waren Möglichkeiten ausgelotet worden. Nach dem Gespräch wirkten alle Beteiligten optimistisch, eine Lösung zu finden. Dieser Optimismus war verfrüht, denn, wie Lorenz Reich nun gegenüber bestätigte, steht der Saal auch nach dem gemeinsamen Gespräch mit den Vereinen nicht mehr zur Verfügung. „Wir haben uns das reichlich überlegt und sind zu dem Schluss gekommen, dass die dargestellte Lösung in der Praxis nicht realisierbar ist“, erklärte er. Der angedachten Pachtlösung steht er aus mehreren Gründen ablehnend gegenüber. Nicht nur hätte ein neuer Eingang geschaffen werden müssen, sondern auch die Theken- und Toilettensituation war ungeklärt. „Man hätte hier baulich etwas verändern müssen“, fügte Reich weiter an. Ein Aufwand, der ihm letztlich zu groß war.
Es ist eine Entscheidung, die Niederlauterbach ins Mark treffen dürfte, stehen doch jetzt viele Vereine sprichwörtlich auf der Straße. „Es ist wirklich sehr schade“, bewertete Bürgermeister Jens Machold das jetzige Ergebnis. „Eigentlich hätten wir uns auf einen sehr guten Weg befunden, den die vorgeschlagene Pachtlösung wäre von den Vereinen mitgetragen worden. Dass der Saal nicht mehr zur Verfügung steht, das ist eine persönliche Entscheidung, die man akzeptieren muss.“ Ähnlich äußerte sich auch Martin Rieder. Der Schützenmeister bedauerte die Entwicklung, betonte aber auch, dass man diese Situation akzeptieren müsse. „Es ist schade, aber es ist so!“
So sehr man diese Entscheidung respektierte, so schwierig scheint der Weg für die Dorfgemeinschaft, denn der Saal bot vielen Vereinen über Jahre hinweg eine Heimat, sei es der Haus- und Schützenball, die zahlreichen Theaterabende oder den Konzerten des Liederkranzes. Wo wird künftig ein Lauterbacher Abend stattfinden? Wo kann Theater gespielt werden? Fragen, die Niederlauterbach dieser Tage bewegen. „Wir sind jetzt wieder da, wo wir vor einigen Wochen standen “, erklärt Regisseur Christian Forsthofer. „Heimatlos!“
Wie es insgesamt weitergehen soll, das weiß man aktuell noch nicht. „Es gibt Überlegungen gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen“, so Forsthofer. Doch diese sind noch Zukunftsmusik. „Natürlich stehen wir zu unserem Wort und lassen die Vereine nicht im Regen stehen“, erklärte Bürgermeister Jens Machold. Schon im September will er sich erneut mit den Vereinen treffen und über Lösungsansätze nachdenken. Dabei dürfte es nicht nur um ein kurzfristiges Ausweichquartier, sondern auch um eine langfristige Lösung gehen. Im Gespräch ist hier sicherlich auch ein eigener Bau. Wie zu erfahren war, gab es diesbezüglich bereits erste Vorbesprechungen mit dem Landratsamt. „Bevor wir aber in eine konkrete Planung einsteigen würden, muss erst der Bedarf ermittelt werden“, so der Rathauschef. Dies soll beim Treffen mit den Vereinen geschehen. Eines machte Machold dabei sehr deutlich: „Wir müssen das Dorfleben in Niederlauterbach erhalten!“
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