Ein schaukelnd-süßes 150.Jubiläum
(Wolnzach, ls)Kindheit. Zum ersten Mal mit einer Flinte auf die kleinen Sternchen zielen, mit der Freundin in der Schiffschaukel um die Wette schaukeln, das von Oma und Opa spendierte Volksfest-Taschengeld in Popcorn, Schokofrüchte und gebrannte Mandeln investieren – unschuldige Erinnerungen, die noch Jahre später aufleben, wenn man sich süße Nüsse auf der Zunge zergehen lässt. Seit 150 Jahren versorgt die Familie Kreis ganz Bayern mit eben jenen Glücksmomenten. Eine lange Tradition, die nach all den Jahren noch mit viel Enthusiasmus von Fritz Kreis Junior geführt wird.
„Das ist Stolz pur“, antwortet der leidenschaftliche Schausteller auf die Frage hin, wie es sich anfühlt, ein so lange währendes Familienunternehmen zu leiten. Als junger Bursch durfte er den absoluten Kindheitstraum leben. „Das war damals toll. Ich bin auf Volksfesten aufgewachsen und durfte bei den Kollegen sämtliche Fahrgeschäfte umsonst fahren“, erklärt Kreis lächelnd. Mit 13 Jahren war es für ihn dann vollkommen normal, beim Aufbau und dem Betreiben der Stände mitzuhelfen. „Man wächst da einfach rein“, so Kreis. Einen anderen Beruf könnte er sich nie und nimmer vorstellen. „Als Schausteller erlebt man so viel, das ist sehr abwechslungsreich“, meint er.
Bestätigen kann das mittlerweile auch Ehefrau Simone. Erst im April haben sich die beiden das Jawort gegeben, seither ist sie voll im Betrieb dabei. „Auf so einem Volksfest wird es definitiv nie langweilig“, meint sie. Das Hallertauer Volksfest liegt der gebürtigen Wolnzacherin dabei besonders am Herzen. „Ich war von klein auf immer hier. Das ist wie zu Hause sein“, lächelt sie. Auch für Ehemann Fritz ist das traditionsreiche Fest inmitten des Hopfenmeeres ein Komforttermin. „Wir kommen schon sehr lange her. Hier ist es so familiär, auch unter den Kollegen.“
Die Familie Kreis bringt dabei genau das mit, was alleine schon wegen dem Flair und der Nostalgie auf keinem Volksfest fehlen darf. Schon in der 4. Generation befindet sich die aufwendig hergestellte Schiffschaukel im Familienbesitz. Schreiner Phillip Kreis baute sie noch vor 1900 – und sie funktioniert immer noch wie geschmiert. „Es ist ein tolles Gefühl, einem Kind, das vielleicht anfangs gar nicht recht wollte, das Schaukeln beizubringen. Vor allem, wenn es dann immer wieder kommt“, schmunzelt Kreis. Für ihn ist das mitunter einer der schönsten Momente auf so einem Volksfest.
In der Hallertau und in Wolnzach läuft die Schiffschaukel dabei noch sehr gut, andere Betreiber würden ihre gar nicht mehr mitnehmen, meint Kreis. „Die Holledauer Kinder schaukeln sehr gern“, so der Schausteller. Doch ohne den Süßigkeitenladen unter der Leitung von Ehefrau Simone wäre die Unterhaltung des aufwendigen Geräts trotzdem schwierig. Umso besser, dass die Begeisterung der Volksfestgänger für die zuckrigen Spezialitäten auch nach Jahrzehnten ungebrochen ist. Irgendwie gehört es dann eben dazu, das Lebkuchenherz, das man seiner ersten großen Liebe spendiert oder die mit Schokolade ummantelten Erdbeeren, die nach einem salzigen Hendl die Geschmackspalette ausgleichen.
Um die Fortführung der Familientradition sorgt sich das Ehepaar dabei nicht. Wie fast alle in der Familie atmet auch Cousin Thomas Kreis das Schaustellerleben und lernt zur Vorbereitung auf die kommenden Jahre bereits den Beruf des Fahrzeugbauers. „Die Zukunft ist auf jeden Fall gesichert“, so Fritz Kreis. Und so werden hoffentlich noch viele Jahrzehnte vergehen, in denen die Familie Kreis die Volksfeste der Region mit liebevollen Erinnerungen versorgt.
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