Fundsachenversteigerung des Flughafens München: No Risk – No Fun
(Geisenfeld, wk)Gegen die Mittagsstunden füllte sich langsam das Festzelt auf dem Geisenfelder Volksfest – natürlich wollten einige Einheimische sich das Kochen des Mittagsessens sparen und sind deshalb lieber ins Festzelt gegangen, doch der größte Teil der Besucher kam wegen der Fundsachenversteigerung des Flughafens München, die zuletzt von 2 Jahren in Geisenfeld stattgefunden hatte.
Nach Einschätzung des zweiten Bürgermeisters Alfons Gigl waren unter den Festzeltbesuchern bestimmt über 80 Prozent Auswärtige, was auch draußen an den verschiedenen Autokennzeichen zu sehen war.
Die zur Versteigerung vorgesehenen Fundsachen wurden zum vorherigen Beschauen schön hergerichtet präsentiert, die etwas teureren unter Glas, aber jeder hatte die Möglichkeit sich das eine oder andere Stück näher zeigen zu lassen, so dass es natürlich ein Gedränge an den Ausstellungstischen gab. Darunter waren „Experten“, die sich schon vorher schlau gemacht hatten und sich eine Liste der für sie interessanten Gegenstände zusammengestellt hatten und deshalb gezielt suchten. Josef Rankl, Leiter des Service-Centers am Flughafen erläuterte, dass es Menschen gibt, die den Versteigerungen hinterher reisen um Ware für den Flohmarkt oder zum Wiederverkauf im Internet zu ersteigern. Für viele seien dabei die gefundenen Koffer interessant, weil darin eventuell unerwartete Schätze zu Tage kommen könnten; da sei es nicht unüblich, wenn pro Koffer zwischen 300 bis 500 Euro geboten würden. Die Flughafenmitarbeiter öffnen jedoch vorher die Koffer und entnehmen zum Beispiel schmutzige Wäsche und tauschen sie aus gegen vergleichbare, saubere Fundsachen. Er hatte schon einmal einen Fall erlebt, bei dem eine große Reisetasche ersteigert wurde, die nichts anderes enthielt als einen 200 Meter langen Gartenschlauch und der Bieter hatte dabei nicht mal einen Garten. Und wenn ein Koffer mal nichts Besonders enthält, dann wird auch schon einmal ein hochwertiges Gerät hinein gelegt (alles natürlich unter strengster Aufsicht). Auch werden von den Flughafenmitarbeitern kleine Angebotspakete geschnürt, teilweise als Überraschungspaket oder auch als Bündel vergleichbarer Fundsachen wie Damenschuhe, Pulli, Halstuch und Parfum. Und es sind nicht nur Fundsachen, die Passagiere am Flughafen vergessen, sondern auch Utensilien, die in Leihwagen vergessen werden. Im Laufe eines Jahres kommt deshalb immer so viel zusammen (bis zu 70.000 Stücke), so dass sechs Versteigerungen außerhalb und zwei im Flughafen durchgeführt werden können. Die ausliegende Liste verzeichnete 37 Schmuckangebote (Hals- und Armketten, Ringe, Armbanduhren), 50 Elektro/Elektronikangebote (Handys, Navis, MP3-Player, Kameras, Notebooks, IPads, Tablets) sowie verschiedene Bekleidungsstücke, optische Fundsachen, Schirme, Stöcke, Büro- und Haushaltswaren, Koffer und Taschen, Literatur und Musikinstrumente sowie Sportsachen und Spielzeug.
Das Mindestangebot lag immer bei 5 Euro und wurde mit einer rasenden Geschwindigkeit von Auktionator Sepp Mittermeier aus Dorfen dann in 5 Euro-Schritten erhöht, bis es zum Zuschlag beim höchsten Gebot kam. Bei den teureren Angeboten begann er dann mit 10 Euro und ging ab einem bestimmten Preis später in 5-Euro-Schritten voran. Und die Bieter mussten schon schnell sein, einige waren zu langsam (oder wurden übersehen) und schon war das gute Stück versteigert. So ging zum Beispiel ein Handy für 45 Euro weg, ein Laptop für 80 Euro, ein Armreif (925er) für 15 Euro, eine Digitalkamera für 60 Euro oder ein „Damenpaket“ mit Prada Parfum, einem Halstuch, Turnschuhen und einer Vase für 60 Euro.
Die ganze Veranstaltung war für viele einfach nur ein Spaß und interessant, um zu sehen, wie sie abläuft bzw. welche Gegenstände Menschen vergessen und sich nicht um das Wiederfinden bemühen, denn der Flughafen bewahrt Fundstücke ein halbes Jahr auf, bevor sie zur Versteigerung freigegeben werden. Die jetzt versteigerten Fundsachen wurden bis 30. September des Vorjahres nicht abgeholt.
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