Jamaika-Koalition und Wolf sorgen Bayerns Jäger
(Landshut / Pfaffenhofen , rt)Im Gespräch mit BJV-Präsidiumsmitglied Thomas Schreder (2.v.l.) waren aus dem Landkreis Pfaffenhofen BJV-Kreisgruppenvorsitzender Martin Braun (ganz rechts) mit Ehefrau und Hegeringleiter Max Weichenrieder.
Ein düsteres Bild für Jäger und andere Waffenbesitzer zeichnete der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes (BJV), Professor Jürgen Vocke, bei der Sondertagung der BJV-Kreisgruppenvorsitzenden im Rahmen der Messe Jagd, Fisch und Natur am vergangenen Wochenende in Landshut. Die Drohkulisse ist unter anderem die womöglich bevorstehende Jamaika-Koalition unter Beteiligung der Grünen. Zudem wird der nach Deutschland zurückgekommene Wolf kritisch beäugt.
Vorsitzende und Hegeringleiter aus rund 60 BJV-Kreisgruppen - aus Pfaffenhofen Martin Braun und Max Weichenrieder - waren gekommen, um aus erster Hand über die sich abzeichnenden Änderungen nach der Bundestagswahl zu informieren. Vocke nahm dabei kein Blatt vor den Mund und sprach sich n zunächst gegen Strafgebühren für das jagdliche Ehrenamt aus.
Den Hintergrund dazu erläuterte der Jägerpräsident und erklärte, dass das bayerische Finanzministerium zum 1. Januar 2018 plane, die Jagdschein- und Abschussplanungsgebühren drastisch zu erhöhen. Mit derartigen Gebührensätzen könne man „Jäger nicht erziehen“, meinte Vocke mit Blick auf die mitunter zu geringen Abschusszahlen von Rehwild. Diese werden Jagdpächtern auf der Grundlage von Abschussplänen vorgegeben, die sie zu erfüllen haben. Es handle sich bei Gebühren schließlich doch um keine Strafsätze. „Wir sind eine Milchkuh und nützliche Idioten, wo man sich gerne bedient", wetterte Vocke. In einer Resolution fordert der BJV nun die zuständigen Entscheidungsträger in Politik und Staat dazu auf, die geplante Gebührenerhöhung zu stoppen.
„Die durch die Jagd freiwillig erbrachte Gemeinwohlleistung sollte seitens des Freistaates unterstützt und nicht durch unverhältnismäßig hohe Gebührenerhöhungen bestraft werden“, so der ergänzende Wortlaut der Resolution. Die Erhöhung widerspreche zudem dem Auftrag der Bayerischen Verfassung, wonach Ehrenamt gefördert werden müsse. Im Raum stehen jetzt statt bisher maximal bis zu 30 Euro Abschussplangebühren pro Jagdjahr in sogenannten grünen (die ihren Plan erfüllen) Hegegemeinschaften maximal 100 Euro und in „roten“ maximal 350 Euro. Zudem sollen nach Angaben des BJV auch die Gebühren für den Jagdschein erhöht werden. So kostet ein Drei-jahres-Jagdschein bislang 150 Euro. Dieser Betrag könnte sich auf 225 Euro erhöhen.
Nach der jüngsten Wahl zum Deutschen Bundestag formulierten die Jäger auch ihre Kernpositionen für die anstehenden Koalitionsvereinbarungen. Es bestehen nämlich Befürchtungen, dass bei der „Berliner Gemengelage“ die Ministersessel im Bundesumwelt- und dem Landwirtschafts-Ministerium bald aus den Reihen der Grünen besetzt werden könnten. „Die Gesellschaft wird immer beliebiger“, führte Vocke in diesem Zusammenhang aus. Ziele der Jäger seien der Schutz des Wildes und seiner Lebensräume sowie der Erhalt des Revierjagdsystems „im Zeichen der modernen, waid- und tierschutzgerechten Jagd.“ Dazu sollte das Kulturgut Jagd geschützt und die Vielfalt in der intensiv genutzten Kulturlandschaft erhalten sowie ökologisch wertvolle Strukturen mit vernetzte Wildlebensräumen erhalten werden.
Deutschland ist Wolfland
Jagdrecht müsse weiter an Grund und Boden gebunden bleiben. Gefordert werde ferner eine bundesweit einheitliche Jäger- und Falknerprüfungsordnung mit einem „Sperrfach“ Wildbrethygiene. Der Katalog jagdbarer Tiere soll dem Papier nach unverändert bleiben. Weiter heißt es darin, dass Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen verpflichtet werden müssten, Landwirten Geräte anzubieten, „die tierschutzwidrige Praktiken und somit unnötiges Tierleid zukünftig verhindern.“ Hinsichtlich bleifreier Munition dürfe nicht mehr Blei als nach dem jeweiligen Stand der Technik unvermeidbar sei, zum Einsatz kommen. In der jagdlichen Sozialversicherung müsse Wahlfreiheit bestehen. Eine Änderung das Waffenrechts sehen die Jäger angesichts der in Deutschland bereits bestehenden Regelungen als nicht für notwendig an. „Darum treten wir dafür ein, auf die Einführung einer regelmäßigen medizinisch-psychologischen Untersuchung legaler Waffenbesitzer zu verzichten, soweit diese über die in Deutschland bereits vorhandenen Kontrollen hinausgeht.“ Darüber hinaus spreche man sich für die Beibehaltung der unbefristeten Vergabe von Waffenbesitzkarten aus.
Ein heißes Eisen ist das Thema Wolf. Auch dazu gibt es vom BJV eine klare Aussage: „Deutschland ist wieder Wolfsland geworden. Ein Management der zugewanderten Wolfe ist dringend notwendig.“ Der BJV trete deswegen für eine Festsetzung von regionalen Populationsobergrenzen mit Schaffung entsprechender Entnahmemöglichkeiten (Anm. d. Red.: Darunter wird in der Regel die Tötung des entsprechenden Tieres verstanden.) ein. „Zudem sprechen wir uns für die Einrichtung staatlicher Ausgleichfonds für Jagdrevierinhaber aus, deren Revier durch die Anwesenheit des Wolfes an Jagdwert verliert.“
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