Reinhard Meys Lieder begeisterten
(Geisenfeld, wk)Die Begeisterung hätte fast nicht größer sein können, es sei denn, Reinhard Mey hätte seine Lieder selbst im Geisenfelder Rathaussaal vorgetragen. Aber dann hätte der Ratssaal seine natürlichen Grenzen gesprengt, denn Reinhard Mey live zu erleben, hätte schon eine sehr große Halle gebraucht und die Karten wären innerhalb von Minuten ausverkauft gewesen – wie bei seiner aktuellen Tour.
Aber im Rathaussaal hatte der Komponist und Sänger einen Interpreten, der ihn absolut authentisch vertrat. Mit dem Geisenfelder Ralf Eberhardt hatten die vielen Zuhörer im Ratssaal einen Sänger und Gitarristen auf der Bühne, der die Lieder von Reinhard Mey absolut überzeugend präsentierte, sowohl was das Gitarrenspiel als auch den Gesang betraf. Musikalisch wurde er begleitet von Jörg Klein an der Gitarre, seinem früheren „Musiklehrer und –Coach“, die ein kongeniales Zusammenspiel präsentierten und ergänzt wurden durch Wolfgang Altmann mit seinem Akkordeon, der sich bei einzelnen Lieder immer wieder dazu gesellte. Die Stimmung im Publikum war positiv beschwingt, bei einzelnen Liedern wurde in einigen Reihen geschunkelt.
Die Lieder von Reinhard Mey sind vielen noch im Ohr, doch auch eingefleischten Mey-Freunden präsentierte Ralf Eberhardt einige Lieder, die auch sie (noch) nicht (mehr) kannten. Denn Ralf Eberhardt sang nicht nur die bekannten Ohrwürmer der 60er/70er Jahre wie „Über den Wolken“, „Ein Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars“, „Musikanten sind in der Stadt“ oder „Ankomme Freitag, den 13.“, sondern auch so selten gespielte Lieder wie „Einhandsegler“ mit tiefsinnigem Text oder „Kaspar“ über Kaspar Hauser und die Angst vor Fremden allgemein – heute so aktuell wie nie. Und dass es bei „Hempel unterm Bett“ sicherlich nicht so akkurat aussieht, wie es nach außen hin scheint, hat auch nicht an Aktualität verloren. Und dann gab es noch ein Lied über eine Spezies, für die bisher noch niemand ein Lied geschrieben hatte: „Männer im Baumarkt“, ein Lied das doch erst überraschte, denn damit hatte niemand gerechnet, auch nicht mit Ralf Eberhardts Textveränderung, bei dem der Christian (Staudter) für seine Henriette Baumaterial für ein zweistöckiges Gartenhäuschen kauft, weil sie es sich doch so gerne gewünscht hatte (Lacher und Jubel im Publikum und natürlich auch bei Henriette Staudter).
Die Lieder, die Ralf Eberhardt vortrug, waren eben Lieder mit Tiefgang, teilweise witzig, aber auch melancholisch, traurig oder versöhnend. Und Eberhardt hatte bei den meisten Liedern immer eine kleine Vorgeschichte, entweder in Bezug auf den Text oder seine eigene Einstellung. Er hat diesen Abend bereits zum zweiten Mal veranstaltet zusammen mit Kulturreferentin Henriette Staudter, die sich bei den Musikern und dem Publikum bedankte, kam doch der Erlös dieser Veranstaltung der Mukoviszidose-Hilfe München (cf-initiative-aktiv e.V.) zugute. Henriette Staudter ging kurz vor Beginn des zweiten Teils des Abends denn auch auf die vererbbare und bis heute unheilbare Krankheit ein, bei der der der Stoffwechsel den Wassertransport in den Körperzellen stört, vorwiegend in der Lunge, im Darm und der Bauchspeicheldrüse. Dadurch ist meist das Lungengewebe chronisch entzündet und vernarbt und die Bauchspeicheldrüse schüttet keine Verdauungsenzyme aus und ohne Medikamente würde dies zu einem starken Untergewicht führen. Atemnot, stundenlange Inhalationen und Physiotherapie sind notwendig – und oft hilft nur eine Lungentransplantation.
Der zweite Teil des Abends brachte dann auch wieder einige bekannte Lieder von Reinhard Mey wie „Der Mörder ist immer der Gärtner“. Das Publikum war total begeistert und die Musiker kamen natürlich nicht um eine – nein: mehrere Zugaben herum, natürlich kam dabei auch das Lied „Über den Wolken“ zum Zuge und zum Schluss sangen alle zusammen das von Reinhard Mey unter Pseudonym 1971 für das Duo Inga & Wolf geschriebene Lied „Gute Nacht, Freunde“, mit dem ein bewegender und entspannter Abend zu Ende ging.
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