Nichts als der Mensch
(Rottach-Egern / Pfaffenhofen , rt)Kunsthistorikerin Sonja Lechner (r.) erläutert Besuchern der Niemelä-Vernissage die malerischen Absichten des finnischen Künstlers. Fotos: Alfred Raths
Mit viel Prominenz aus Adel, Medien und Wirtschaft eröffnet wurde kürzlich im Artspace der Egerner Höfe in Rottach-Egern die von Kunstliebhabern schon jetzt sehr beachtete Ausstellung „Menschsein". So jedenfalls nennt sie der finnische Künstler Petri Niemelä, der sich darauf in besonderer Weise versteht, Körperlichkeit lebensnah und in Vollendung darzustellen.
Gräfin Susanne und Graf Klaus-Dieter von Moltke, die Eigentümer der Egerner Höfe, bieten in ihrem Luxushotel den angemessenen Rahmen für die mit Sachverstand ausgewählten Kunstwerke. Da die promovierte Kunsthistorikerin Sonja Lechner bereits im Schloss Pörnbach die überregional bedeutsame Ausstellung “METAMORPHOSES” sehr erfolgreich begleitete - und nun auch für „Menschsein“ verantwortlich zeichnet - verwundert es nicht, dass auch kunstbegeisterte Gäste aus der hiesigen Region die Vernissage besuchten.
Zu sehen sind in der Ausstellung mitunter sehr persönliche Bilder, die die dargestellten Menschen im besten Sinne auf das reduzieren, vielleicht auch konzentrieren, was sie als Vertreter ihrer Spezies eigentlich ausmacht. Petri Niemelä, 1965 im finnischen Tampere geboren, zeigt sich mit seinem Pinselstrich meist auf monochromen Hintergrund detailverliebt und aufs Wesentliche verdichtend. In der mittlerweile 31. Einzelausstellung des Künstlers ist zu erkennen, dass es ihm auf die Einzigartigkeit der gemalten Protagonisten ankommt, nicht auf äußere Attribute, die er übrigens konsequent vernachlässigt.
Nach seiner Ausbildung am Ilja Repin Institut in St. Petersburg und der Kunstakademie Lapplands zählt Petri Niemelä zu den bekanntesten skandinavischen Künstlern der Gegenwart. „Ihn interessiert das Inszenierte, das Spektakuläre, das Gestellte nicht, im Gegenteil: Nach eigener Aussage möchte er als Gegenpol zur heute omnipräsenten digitalen Welt eine malerische Welt in Öl auf Leinwand erschaffen, in der der Mensch so gezeigt wird, wie er ist und nicht so wie er sein sollte oder sein möchte“, charakterisierte Sonja Lechner den Meister. Niemelä enthebe seine Protagonisten weitgehend ihrer Attribute, ihrer sozialen Beigaben und somit ihrer gesellschaftlichen Verortungsmöglichkeit. „Sie haben nichts bei sich, was Rückschlüsse auf sie selbst, ihren Status oder ihr Tun geben könnte. Sie posieren nicht, sie inszenieren sich nicht, sie sind einfach.“ Das Gesicht in den Darstellungen oft abgewandt scheinen die Abgebildeten in sich gekehrt, weltabgewandt. Niemelä gelingt es bravourös, intimste Augenblicke einzufangen, ohne den Bildbetrachter dabei als Voyeur erscheinen zu lassen.
Die Ausstellung "Menschsein" ist noch bis zum 27. Dezember 2017 im Art Space der Egerner Höfe in Rottach-Egern, Aribostraße 19, geöffnet. Der Eintritt dazu ist kostenfrei.
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