Ein Blick in die Zukunft
(Pfaffenhofen, aem)Ein Blick in die Zukunft: Konjunktur – Staatsverschuldung – Immobilienmärkte. Über diese Themen sprach der hochkarätige Referent Prof. em. Dr. Wolfgang Wiegard am gestrigen Donnerstagabend im Casino der Hauptstelle der Sparkasse Pfaffenhofen vor über 200 interessierten Besuchern knapp zwei Stunden.
Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pfaffenhofen, Norbert Lienhardt kündigte das ehemalige Mitglied im „Rat der Immobilienweisen“ Prof. Dr. Wolfgang Wiegard an. „Prof. Wiegard war bereits 2003 Gastredner in unserem Hause. Damals referierte er zum Thema: Wie lernt Deutschland aus der Flaute. Von seiner damaligen Analyse sei vieles eingetroffen“, so Lienhardt, der abschließend zur Erheiterung des Publikums danach Karl Valentin zitierte: „Die Zukunft ist auch nicht mehr das was sie mal war“
Prof. Dr. Wiegard referierte über die Konjunkturanalyse 2017 bis 2019, die wirtschaftspolitischen Handlungsfelder, die derzeitige Ausgangslage, der Handlungsbedarf , die „Jamaika-Regierungsbildung“, Staatsverschuldung, Zukunft der Währungsunion, die Steuerpolitik sowie die Auswirkung auf die Immobilienmärkte.
„Die Konjunktur brummt“, so Wiegard, „hat sie doch mehrere Standbeine“. In Deutschland herrscht heute die geringste Arbeitslosigkeit unter allen 28 EU-Mitgliedsstaaten. In Deutschland setzt sich der konjunkturelle Aufschwung auf breiter Basis fort, der im Frühjahr 2013 begonnen hat. Getragen wird diese gute Entwicklung von der aktuellen Arbeitslosigkeitsrate von 5,7%; diese wird bis zum Jahre 2019 noch auf 5,2% sinken.
Anhand Tabellen veranschaulichte Wiegard, wie die so genannte Kalenderbereinigung und die harmonisierte Arbeitslosigkeit und Verbraucherpreise sich darstellen. Alles allerdings auf internationaler Ebene.
Die günstige Entwicklung Deutschlands sei jedoch überwiegend externen Faktoren und weniger der amtierenden GroKo zuzuschreiben. Hierzu zählen die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, der niedrige Ölpreis sowie Steuer- und Rentenreformen früherer Bundesregierungen.
Das Sorgenkind in der EU sei nicht mehr Irland oder Spanien, sondern Italien. Dass sich die Wachstumsrate im EU-Raum weiter fortsetzt und die konjunkturellen Abwärtsrisiken abgenommen haben, liegt u.a. auch daran, dass Donald Trump all seine bisherigen Wahlversprechungen wie z.B. Zölle gegen China, Mexiko und Europa bislang nicht habe durchsetzen können.
Die zentralen Handlungsfelder der Staatsverschuldung und der Steuerpolitik habe Deutschland aufgrund der im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse sowie der derzeitigen Niedrigzinssituation (diese prognostizierte Wiegand noch bis 2020 oder gar 2021) gut im Griff, so Wiegard.
Bei der Währungsunion bestehe Handlungsbedarf. Der Maastricht-Vertrag wurde nicht eingehalten; steuerpolitisch sei in der abgelaufenen Legislaturperiode so gut wie gar nichts geschehen. Hier müsse eine Abflachung des „Mittelstandsbauches“ ebenso wie eine Milderung oder Beseitigung der kalten Progression stattfinden.
Zum Thema Immobilienmärkte. „Die Preise für Wohnimmobilien sind in den letzten Jahren sehr hoch gestiegen. Allerdings ist die Entwicklung in den so genannten A-Städten wie z.B. München exorbitant mit einer Steigerung von 166,7%, während in anderen Gebieten der Republik eher moderate Preissteigerungen zu verzeichnen sind.
Im Vergleich der Landkreise Freising, Neuburg/Donau, Dachau, Eichstätt und Kelheim stehe Pfaffenhofen mit einem qm-Preis von 2.316 Euro (Stand: 2016) auf Platz 3. Trotz der gestiegenen Preise sei der Ankauf einer selbst genutzten Immobilie immer noch günstiger als Miete zu zahlen.
Prof. Dr. Wolfgang Wiegand prognostizierte eine Jamaika-Regierungsbildung, bei welcher allerdings CDU/CSU und FDP grob ihre Wahlversprechen würden einhalten können, aber dies bei den Grünen wohl nicht mehr möglich sei; die Grünen würden viel von ihrem Wahlprogramm abweichen müssen – und wie sie das ihren Wählern erklären, sei ihre Sache.
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