Papier einmal anders inszeniert
(Rudelzhausen, sh)v.l.n.r.: Raiffeisenvorstand Florian Maier, Helene Tschacher und Raiffeisenchef Andreas Ehrmaier
Daten und Informationen sind heute in unbegrenztem Maße verfügbar. Bibliotheken werden digitalisiert, Lexika stehen im Internet zur Verfügung und digitale Diskussionsforen sind nur temporär. Da bilden die Papierarbeiten von Helene Tschacher einen originellen wie nicht alltäglichen Gegenpol zur scheinbar allumfassenden Informationsflut. Bücher und beschriebenes Papier wird zerschnitten, zerlegt, gefaltet und wieder neu zusammengefügt.
Bei dem Eröffnungsabend am Donnerstag präsentierte die in Ebrantshausen lebende Künstlerin Helene Tschacher ihre Werke, die noch bis 17.11. in den Räumen der Raiffeisenbank Rudelzhausen besichtigt werden können. Raiffeisenchef Andreas Ehrmaier begrüßte zum Eröffnungsabend alle Ehrengäste, darunter ganz besonders die Künstlerin selbst. Man dürfe in den Räumen der Raiffeisenbank ab sofort Kunstwerke bewundern, die, so Ehrmaier, nicht in ein klassisches Schema passen.
Die Arbeiten von Frau Tschacher unterbrechen den Datenüberfluss. Weil das verwendete Material aus seiner Ursprungsform herausgehoben wird, können die Texte nur noch in Fragmenten entschlüsselt werden. Die Fragmente verwandeln sich gewissermaßen in Informationsmüll und aus der ursprünglichen Information wird ästhetischer Reiz. „Mich fasziniert Papier sehr“, gesteht die langjährige Präsidentin des IAPMA (International Association of Hand-Papermakers and Paper Artists) die den Gästen neben ihrem profunden Fachwissen über das Papier als Botschaftsträger einen kurzen Abriss über dessen Entstehungsgeschichte gab.
Auf die Frage, ob sie bei der ungenierten Zweckentfremdung der Bücher nicht hie und da Gewissenbisse plagen, entgegnete die Künstlerin: „Die Auflagenzahl der Bücher ist entsprechend hoch“, sie zerstöre somit keine Raritäten. Oftmals handle es sich beim Inhalt der Bücher um Banales wie der Straußenzucht. Der für die Ausstellung gewählte Titel „ Schwarz auf Weiß - Metamorphosen“, also Verwandlung, werde durch die Exponate sehr plastisch vor Augen geführt.
Das besondere, wie Raiffeisenchef Andreas Ehrmaier in seiner Rede formulierte, sei nicht nur die filigrane Arbeit und die Liebe zu den Details, sondern vor allem der Perspektivenwechsel vom einfachen „Datenträger Papier“ hin zum Kunstmedium. Von Helene Tschachers originellem Können konnten sich die Gäste bei einem anschließenden Rundgang durch die Ausstellungshalle selbst überzeugen. In entspannter Atmosphäre und bei Häppchen und guten Getränken ließ man den Abend angeregt ausklingen.
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