Der ganz normale Schulwahnsinn
(Mainburg, sh)Bilder: LSK
Mit der Herbstkomödie „Frau Müller muss weg“ landeten die Laienmimen des LSK Theaters wieder einmal einen Volltreffer. Die besondere Gattung „Eltern“ wird, besonders wenn der Übertritt ihres Sprösslings bevorsteht, beizeiten ganz schön ungemütlich. Das Stück nahm das wohlbekannte Szenario à la „Mein Kind muss auf das Gymnasium – und wenn die Noten schlecht sind, dann ist der Lehrer schuld“ augenzwinkernd und doch gesellschaftskritisch auf´s Korn genommen.
Alle Eltern wollen, dass aus ihrem (vermeintlich hochbegabtem) Bankert einmal etwas G´scheits wird. Wehe dem, wenn das Kind nicht auf das Gymnasium kann oder das Leistungsniveau plötzlich drastisch absackt. Dann ist in aller Regel doch nur einer Schuld: Der Lehrer! Oder?
Das Geschehen in der bitterbösen Schulkomödie „Frau Müller muss weg“ widerspiegelt das reale Schülerleben in der 4. Klasse einer gewöhnlichen Grundschule irgendwo in Nordrhein-Westfalen kurz vor dem Übertritt. Als der Vorhang aufgeht, ertönt der Song „Ein bisschen Frieden“ von Nicole. Ein schöner Wunsch, der mit dem Auftritt der Darsteller sogleich zerplatzt.
Ein ulkiges Bild entsteht, als man fünf Erwachsene auf viel zu kleinen Schülerstühlchen in einem authentisch nachempfundenen Klassenraum sitzen sieht – entschlossen und bereit Frau Müller die Führung der Klasse abzusprechen. Denn die Situation innerhalb der Klasse wie auch die Noten lassen Schlimmeres vermuten.
Dass das Problem natürlich nicht bei den Bälgern selbst zu suchen ist, davon sind die Eltern überzeugt. Ihre Kinder bedürfen einfach besonderer Förderung. Sie sind weder faul, unkonzentriert noch mathematisch unbegabt. Klassenleiterin Frau Müller ist damit der eigentliche Dorn im Auge.
Brüskiert von den heftigen Anschuldigungen der Elternschaft, setzt sich Katharina Kolmeder in der Rolle von Frau Müller zunächst souverän zur Wehr. Mit viel Empathie verkörpert sie die Rolle so, als wäre sie schon immer eine einfühlsame, engagierte und doch sehr menschlich gebliebene Pädagogin gewesen.
Der ganze Elternabend wird stellvertretend zu einer Karikatur einer absolut lebensnahen Szenerie, wie sie wohl schon öfter in Klassenzimmern stattgefunden hat. Die Personen wirkten wie ausgeschnitten aus dem „richtigen Leben“ und auf die Bühne gestellt: Die Gattung Eltern im zähnefletschenden Kampf gegen die Schule, die „ihren Kindern die Zukunft verbaut“.
Ein heimlicher Blick ins Notenbüchlein von Frau Müller verrät den misstrauischen Eltern, dass ihre Kinder - wider Erwarten - tadellose Noten haben. Von einem plötzlichen Sinneswandel erfasst, wollen die Eltern Frau Müller nun doch da behalten. Fast schon erschreckend, wie leicht Menschen durch Ziffernbenotung manipulierbar sind...
In den Rollen glänzten Katharina Kolmeder als Sabine Müller, Kathrin Fankhauser (Marina Schissler), Stefan Haage (Patrick Schissler), Hans-Jürgen Hintermeier (Wolf Heider), Julika Weiherer (Jessica Höfel) und Heidi Mirlach (Katja Grabowski).
Die durchwegs gelungene Inszenierung ist aber nicht nur auf die Leistung der Darsteller selbst, sondern auch auf die souveräne Regiearbeit von Alfred Reiser und Conny Kosich zurückzuführen. Immer wieder einsetzender Szenenapplaus sowie langanhaltender Schlussapplaus lassen vermuten, dass es den Zuschauern gefallen hat!
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