Illegaler Tiertransport Amberg: „Längst nicht erledigt“
(Pfaffenhofen, Ein Gastbeitrag von Paul Ehrenreich )Eine von fünftausend: Auch diese Ratte wartet darauf, endlich vermittelt zu werden. (Foto:Sandra Lob)
Als in der Tierherberge am 16. Oktober das Telefon zum ersten Mal klingelt, ist es 2.30 Uhr morgens. Niemand geht ran, schließlich ist es nachtschlafende Zeit. Diesen ganzen Tag lang wird ein Thema die Medien nicht nur in der Region beschäftigen: der illegale Tiertransport bei Amberg.
7.000 Tiere, eingepfercht in einen Kleintransporter, wurden damals von der Polizei gefunden, beschlagnahmt und dem nahe gelegenen Tierheim überantwortet. Genau einen Monat ist das jetzt her. Erledigt ist die Sache aber längst nicht.
Kein Tierheim in Deutschland ist in der Lage, so viele Tiere auf einen Schlag und ohne Vorankündigung aufzunehmen. In kollegialer Hilfe wurden so gut und so schnell es eben ging, viele Tiere von einem Dutzend Tierheimen aufgenommen; die exotischen Tiere, darunter Chamäleons und Schwanzlurche, kamen in die Reptilienauffangstation nach München.
Doch allein von 5.000 sichergestellten Ratten befinden sich immer noch rund 2.200 Tiere in Amberg, einem verhältnismäßig kleinen Tierheim. Deren Leiterin Sabine Falk zum Stand vor Ort: „Als kleines Tierheim sind wir jenseits unserer Kapazität. Anfangs kamen viele freiwillige Helfer, teilweise wohl auch aus Neugierde. Während dieser Zeit konnten wir sogar in zwei Schichten arbeiten. Schon nach kurzer Zeit bleiben diese weg.“ Unterm Strich steht aktuell zu viel Arbeit für die Ehrenamtlichen. Falk steht vor einem Dilemma: „Wir müssten eigentlich für einige Zeit jemanden anstellen, der sich ausschließlich darum kümmert. Aber dazu fehlt uns das Geld.“
Auch die derzeit recht volle Tierherberge in Pfaffenhofen beteiligt sich nach Kräften, um den Ambergern unter die Arme zu greifen, und übernahm 50 Ratten und 30 Mäuse. Sandra Lob, die Leiterin der Tierherberge Pfaffenhofen teilt dabei die Auffassung ihrer Kollegin aus Amberg: „Gerade Ratten sind sehr, sehr arbeitsaufwendig. Neben dem obligatorischen Saubermachen brauchen die intelligenten Nager ständig neue Verstecke, Spiel- und Klettermöglichkeiten, um sie zu beschäftigen und ihnen gerecht zu werden. Wir hoffen, dass die Tiere von den Behörden bald freigegeben werden, damit wir endlich mit der Vermittlung anfangen können.“
Bei der Frage nach staatlicher Unterstützung für solche Fälle Lob verdreht die Augen: „Ach was, Bayern hält sich, im Gegensatz zu anderen Bundesländern, bei solchen Dingen vornehm zurück. Der Freistaat wird uns wohl unterstützen wie gewohnt – nämlich gar nicht.“
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