Wenn der Magen brennt
(Pfaffenhofen, kw)Magenprobleme, häufig in Form von Völlegefühl, Magendruck und Sodbrennen sind sicher jedem Menschen nicht unbekannt. Zu einem Vortrag zu diesem Thema hatte der Holledauer fachhauswirtschaftliche Betreuungsdienst e.V. am Freitagabend die Heilpraktikerin Anja Holzknecht ins BRK-Haus eingeladen. Da diese Beschwerden recht verbreitet sind, konnten die vielen Interessierten des sehr gut besuchten Vortrags auch einige Tipps für Umgang mit Sodbrennen und Co. mitnehmen.
Zu Beginn begrüßte die erste Vorsitzende vom HFB Katharina Maier die Gäste und übergab dann an Frau Holzknecht. Diese betonte gleich zu Beginn, dass Magenprobleme in der heutigen Zeit recht häufig sind und auch bei längerem Vorhandensein immer abgeklärt werden müssen, weil es auch ernsthaftere Erkrankungen gibt, die solche Beschwerden hervorrufen können oder bei Nichtbehandlung zu ernsthaften Erkrankungen führen können, wie z.B. einen Barrett Ösophagus und Ulcus.
Die Heilpraktikerin arbeitet seit 10 Jahren in ihrer eigenen Praxis in Ingolstadt mit Schwerpunkt in der traditionellen Naturheilkunde (z.B. macht sie Aderlass nach Hildegard von Bingen oder behandelt auch mit Blutegeln).
Sie erklärte anschließend kurz den Weg der Nahrung nach Nahrungsaufnahme – so wandert die (oft zu wenig) gekaute Nahrung vom Mund über die Speiseröhre durch den Mageneingang in den Magenkorpus und – speicher, wird dort im Normalfall mit Magensäure vermischt. Dies dient der Aufspaltung der Nahrung und der Desinfektion, sowie der Aufnahme von Vitaminen z.B. dem für Nerven wichtigen Vitamin B12. Weiter geht es dann durch den Magenpförtner zum Dünndarm, wo erst die eigentliche Zerlegung und Aufspaltung von statten geht.
Sie berichtet weiter, dass bei Magenproblemen nicht wie häufig angenommen zuviel Magensäure die Beschwerden verursacht, sondern eine Falschverteilung Ursache der im medizinischen Fachjargon genannten Dyspepsie ist.
Wichtig dabei ist für den Behandler eine sinnvolle Anamnese (professionelle Erfragung von potenziell medizinisch relevanten Informationen) z.B. wann die Beschwerden auftauchen, bei bestimmten Nahrungsmitteln, direkt beim bzw. gleich nach dem Essen oder aber erst einige Zeit später. Das lässt dann schon gut Rückschlüsse darauf zu, wo der Grund in den Beschwerden liegt. Taucht Sodbrennen z.B. erst länger nach der Nahrungsaufnahme auf, deutet das eher auf ein Problem der Gallenblase hin. Hier wird vermutlich der Gallensaft zu spät ausgeschüttet und dadurch ein Reflux (Rückfluss) der Gallensäure in den Magen, wo sie nicht hingehört, das Sodbrennen verursachen.
Der menschliche Körper produziert zur Neutralisation der Magensäure die wichtigste Base, das Natriumbicarbonat, auch Natron genannt. Die häufig verschriebenen PPI=Protonenpumpeninhibitoren besser bekannt als Omeprazol oder auch Pantoprazol, setzen nicht nur die Magensäureproduktion, sondern auch die Basenproduktion durch Überziehen der Schleimhaut mit einem Schutzfilm außer Kraft. Dieses Medikament wurde ursprünglich nur für eine kurze Einnahmezeit entwickelt und nicht für eine langfristige Einnahme, weil es dadurch auch wieder zu Nebenwirkungen kommen kann.
„Ursache für die Dyspepsie sind in heutiger Zeit vielfältig“, so die Naturheilkundlerin. Allem voran Stress, Ängste und Ärger. Gifte wie Alkohol und Nikotin belasten die Magenschleimhaut. Zu große und üppige Mahlzeiten wie auch zu fettig, scharf oder süß sind weitere Gründe. Kalte Getränke schätzt der Magen überhaupt nicht und Kaffee sollte man auch nicht auf nüchternen Magen trinken. Die hochgepriesene Roh- und Vollkornkost ist für Magenempfindliche ebenso wenig empfehlenswert und auch zu spätes Abendessen kann den Magen belasten.
Ihre Aussage:“Menschen, die Probleme mit dem Magen haben, sollen das Essen, was sie tatsächlich vertragen – und wenn das auch heißt, kein Vollkornbrot, sondern ein Toast. Es gibt auch vielen Menschen, die die jetzt sehr in Mode gekommenen Smoothies nicht besonders gut vertragen, das ist hochdosierte Rohkost als Getränk verarbeitet, für einen empfindlichen Magen eine immense Belastung.“ Man muss das als „extreme“ Ernährung sehen und extrem macht krank. Lieber regionales und saisonales und auch am besten selbst gekocht!
Weitere Tipps von ihr: „Gut ist eine gesunde Lebensweise durch regelmäßige kleine Mahlzeiten, genügend Flüssigkeit, eiweißreiche Kost, kein Kaffee, Alkohol und Nikotin, sich Zeit zum Essen nehmen, belastendes wie Kaffee, Rohkost, kalte Getränke nicht auf nüchternen Magen und den Stress zu reduzieren sind „magenschonend“. Das Wort „schnell“ sollte man aus dem Tagesablauf streichen und Dinge wieder „bewusst“ tun.
In der Behandlung bietet die Naturheilkunde auch einiges was bei Magenproblemen helfen kann: die Neuraltherapie, Schröpfen, Homöopathie (z.B. Nux vomica), Pflanzenheilkunde (einheimische Pflanzen und Kräuter, die sogenannte Bitterstoffe enthalten), beschleimende Ernährung (der allseits bekannte Haferschleim!), Aderlass, Darm- und Millieusanierung und zuletzt die seelische Stabilisierung, so Holzknecht.
Bitterstoffe sind für die Nahrungsverwertung wichtig und enthalten in Artischocke, Wermut, Beifuß, Rucola, Löwenzahn, Enzian, Scharfgarbe, Gänseblümchen u.v.m. Die Bitterstoffzufuhr kennt man auch aus vergangen Jahrzehnten noch unter dem Begriff „Schwedenbitter“, man wusste also schon früher, wie man Nahrung verträglicher für den Magen machen kann und lag damit so falsch nicht.
Im Akutfall kann man auch schon mal sich selbst helfen, in dem man sich auf die rechte Seite legt um den Magen zu entlasten, viel trinkt zur Magensäureverdünnung, (auch gegen ein kleines Glas Cola ist nichts einzuwenden) ebenso haben sich Schüssler Salze und Nux vomica (Globuli) oder Wärmflasche und Entspannungs-Medikamente als hilfreich erwiesen.
Wenn man also eine ernsthaftere Erkrankung ausgeschlossen hat, kann man selbst viel dafür tun, den Magen zu schonen und es gar nicht so weit kommen zu lassen, dass der Magen brennt, war das Fazit, dass die Zuhörer mit nach Hause nehmen konnten.
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