Von Ketchup-Semmeln und Erdäpfel-Schwaben
(Mainburg, sh)Martina Schwarzmann ist schon lange kein Geheimtipp mehr in der bayerischen Kabarettszene. Mit ihrer ungekünstelten und legeren Art begeistert sie ihre Fanschar. Ihr Talent, die Katastrophen des Alltags in kongeniale Lieder und Geschichten zu verpacken, ist typisch für sie. „Die spielt ned Theater, die ist echt“, meinte ein Gast. Ja, dieses Gefühl vermittelte die Schwarzmann als sie kürzlich Station in Mainburg machte.
Einfach. Genial. Voll aus dem Leben. So könnte man die Kabarettistin Martina Schwarzmann beschreiben. Mit ihrer entwaffnenden Natürlichkeit schafft sie es im Nu, das Publikum für sich zu gewinnen. Kein Wunder, dass ihr Auftritt in der Stadthalle komplett ausverkauft war und die Lokalität aus den Nähten zu platzen drohte. Als „Mutter Zivilcourage der Bairischen Sprache“, wie sie auch bezeichnet wird, hält die Oberbayerin nicht nur auf der Bühne am Bairischen fest, sondern spreche auch in Fernsehsendungen in heimatlicher Mundart.
Um in „Moaburg“ auftreten zu können, habe sie extra, wie sie dem Publikum erzählte, auf ein Rendezvous mit George Clooney verzichtet. Mit ihrem Mann und ihren drei Kindern bzw. „minderjährigen Mitbewohnern“ – wie sie genannt werden wollen – führt sie ein bodenständiges Leben auf dem Bauernhof in Altomünster. Wenn sie von den alltäglichen Eskapaden einer Mutter und Hausfrau fabuliert, kann jeder mitfühlen.
Etwa wenn ihren Sprössling auf der Rutsche wegen übermäßigem Ketchup-Semmeln Verzehr jäh der Durchfall übermannt. Oder wenn zur Beseitigung der „Rotzglocke“ des von Schnupfen geplagten Jungen ein Designerhemd in einem Münchner Modehaus dran glauben muss. Taktiken wie abhauen, lügen und verstecken sind dabei Lösungsansätze, die Mama Schwarzmann wieder für sich entdeckt hat – weil sie ihr chaotisches Leben leichter machen.
Anders g´sagt: „Derpacka muaß mas hoid!“, wie ihr Ehemann auf den Kommentar eines früheren Schulfreundes entgegnete, dass er mit Martina ja den ganz großen Fang gemacht habe. Als Landwirt und Teilzeit-Alleinerzieher schmeißt er den Haushalt - wenn die Dame des Hauses sich mal wieder in Richtung Kabarettbühne verabschiedet.
Zuhause ist Martina keine dieser Mütter, die ihren Sprösslingen eine zuckersüße Kindheit bereiten wolle. Das wäre ja auch langweilig. „Meine Kinder sollen schließlich wissen wo´s herkommt, sollten sie später einmal psychische Probleme haben“, scherzt Schwarzmann. Als erfahrene Hausfrau und Mutter rät sie: "Nicht alles wegräumen, so bekommt man dank Fußbodenheizung prima Bananenchips".
Dieser Humor ist es, der die Oberbayerin ausmacht. Bodenständig und doch in keinster Weise berechnend. Viel brauchte die Kabarettistin nicht um ihr Publikum einzunehmen. Ein Barhocker, ein loses Mundwerk und eine Gitarre reichten für einen Abend, der wie der Programmtitel „Genau richtig“ war.
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