Bayerische HIV-Testwoche: Weg mit den Vorurteilen!
HIV und Aids: Es sind unbequeme Themen, über die man sich lieber nicht den Kopf zerbricht. Die vor drei Jahrzehnten bekannt gewordene Krankheit ist immer noch mit Vorurteilen behaftet, die eine Bekämpfung der Ausbreitung nach wie vor schwierig macht. Die heute veröffentlichten Ergebnisse des Robert-Koch-Institutes weisen darauf hin, dass vor allem die Zahl der Neuinfektionen bei Heterosexuellen Menschen gestiegen ist. Ein weiterer Grund, sich zur nun beginnenden bayerischen HIV-Testwoche ein paar Gedanken zu machen.
Seit die Immunschwächekrankheit Anfang der 80er Jahre als GRID (Gay Related Immune Deficiency) erste internationale Schlagzeilen gemacht hat, ist viel passiert. Mittlerweile weiß man, dass AIDS und HIV jeden treffen können, unzählige TV-wirksame Spendenmarathons und Awareness-Kampagnen versuchen seit Jahren aufzuklären. Das Stigma, mit dem vor allem homosexuelle Männer immer noch kämpfen müssen, hält sich dennoch hartnäckig. Was, wenn meine Kinder mit HIV-Infizierten in Berührung kommen? Unterschreibt man mit ungeschütztem Geschlechtsverkehr sein eigenes Todesurteil? Betrifft Aids nicht vor allem Drogenabhängige?
Ein Blick in die Analyse des Robert Koch Institutes beweist zumindest eines: Auf Dauer werden wir nicht darum herum kommen, mit dem Thema offener umzugehen und so Halbwissen und Vorurteil entgegenzutreten. Zwar ist die Anzahl der neu Infizierten seit 2015 insgesamt konstant, bei heterosexuellen Menschen hat sich die Zahl jedoch verdoppelt. Die Anzahl der homosexuellen Fälle hingegen bleibt weiterhin rückläufig. Bayern nimmt in diesem Zahlenkarussell dabei einen traurigen 2. Platz unter den 16 Bundesländern ein. 390 Neuinfektionen gab es insgesamt, nur in Nordrhein-Westfalen waren es mehr (690).
Ein Todesurteil müssen HIV und Aids übrigens heutzutage nicht mehr sein. Mit anti-retroviralen Medikamenten und einem guten Versorgungsnetzwerk lässt sich damit gut und lange leben. Schlüssel dafür ist jedoch eine frühe Diagnose. Nimmt man dann seine Medikamente regelmäßig, verringert man laut dem deutschen Ärzteblatt sogar die Gefahr der Übertragung.
Auch das Landratsamt Pfaffenhofen beteiligt sich an der bayerischen HIV-Testwoche. Die Fachkräfte an den Gesundheitsämtern, AIDS-Beratungsstellen und AIDS-Hilfen in Bayern beraten vertraulich und anonym und führen die so wichtigen HIV-Tests durch. „Der HIV-Test sollte aber erst sechs Wochen nach dem letztmöglichen Ansteckungsrisiko durchgeführt werden. Vor jeder Blutentnahme wird in einem persönlichen Beratungsgespräch auf die individuelle Risikosituation eingegangen“, erklärt in diesem Zusammenhang Susanne Hager vom Pfaffenhofener Gesundheitsamt. So kann man zum einen das Gefährdungspotential realistisch einordnen und zum anderen auf die persönlichen Befindlichkeiten der Betroffenen eingehen.
All das ist eine wichtige Grundlage, um die Verbreitung weiter zu stoppen. Denn auf eines macht die Studie des Robert-Koch-Institutes vor allem aufmerksam: Circa 12.700 Menschen leben in Deutschland mit HIV ohne es überhaupt zu wissen. Da hilft eben nur eines, nämlich die persönliche Lage ehrlich betrachten und sich von dem Gedanken verabschieden, dass eine Infektion mit einer Immunschwächekrankheit etwas ist, für das man sich schämen muss. Nur, wenn unsere Gesellschaft sich selbst von diesen diskriminierenden Vorstellungen befreit, hat man in Deutschland eine echte Chance, den Virus zu bekämpfen. Achja, und vergesst eure Kondome nicht.
Das Bayerische Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung ZPG stellt umfassende Informationen auf ihrer Website zur Verfügung.
Auch am Gesundheitsamt Pfaffenhofen werden kostenfreie und anonyme HIV-Tests angeboten. Termine können unter der Tel. 08441 27-1700 vereinbart werden.
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