Lucia Cadotsch in der Künstlerwerkstatt Pfaffenhofen

Eine ECHO-Jazz-Preisträgerin mit kleiner Besetzung in der Künstlerwerkstatt, ein Glücksfall für Waggey Singers Stammpublikum und die neu angelockten Jazzfans. Gemeinsam mit den Meistern des Retrofuturismus – Otis Sandsjö am Tenorsaxophon und Petter Eldh am Kontrabass, stand Lucia Cadotsch, etwas verspätet auf der Bühne.

Die Verspätung, bedingt durch die Bundesbahn und einer Odyssee quer durch Deutschland, entpuppte sich als Glücksfall. Publikum und Künstler harmonierten in fast familiärer Weise und das Konzert hatte nicht, wie angekündigt nur ein Set, sondern dauerte weit über Mitternacht. Die Zürcher Wahlberlinerin hat ein beeindruckendes Programm von modernen Traditionals aufgenommen und entpuppt sich dabei als begnadete Erzählerin, deren Geschichten zum Mitfühlen einladen.

"Speak low", also "sprich leise", heißt das neue Programm. "Speak low" ist eine Ballade über Liebe und Vergänglichkeit, ein zeitloses Thema das die Sängerin umfangreich zitiert. "Strange Fruit" die seltsame, fremde Frucht, der Körper eines Schwarzen, den Weiße an einem Baum gehenkt haben, ist der traurige Protest, den Lucia Cadotsch, mit Otis Sandsjö und Petter Eldh, als aufwühlende Geschichte erzählt. Die Sinnlosigkeit des Krieges, zitiert mit „Hair“, setzt das Thema Ungerechtigkeit weiter fort.

Eine wunderbare Reise, die nicht jedem Ohr bekannt vorkam. Das fast pfeifende Saxophon und ein trommelnder Bass, waren wie Stimmen, der Gesang, ein Instrument. Genial!