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Vortrag: Seltene kunsthistorisch bedeutende Kirche auch in Ainau

(Rohrbach, bl)

Kurzweilig, mit bayerischem Charme unterlegt vermittelte Kurt Scheuerer im "incontri" in Rohrbach ein komplexes Thema mit kompakten Informationen. Kirchen romanischen Ursprungs, gotisch, bzw. barock erweitert - die verschiedenen Stile alle in einem Bauwerk vereint, an dem man vielleicht jeden Tag vorbeigeht. Diese zu erkennen und unterscheiden zu können, daran hat sich schon mancher Laie die Zähne ausgebissen und jeder Kunsthistoriker ein paar Semester studiert. Der ehemalige Lehrer aus Ingolstadt, der gerne Heimatkunde unterrichtete und Archäologie und Geschichte seit seiner Jugend gewissermaßen als Hobby pflegt, stellte in einem Diavortrag anhand einer Fülle von Beispielen (Scheuere: "Das nächste mal werde ich gewiß kürzen.") baulich historische Schätze und manche Schönheit und Besonderheit sogar in allernächster Umgebung vor. Herausragend insbesondere die Kirche in Ainau. Aber auch die Dorfkirchen von Rohrbach, Gambach und Manching haben so manche kunsthistorische Besonderheit aufzuweisen.

Die Veranstaltung im incontri gehört zu einer kunstorientierten Vortragsreihe, die Hans Dollinger zur Ergänzung des KmbH-Galeriebetriebs im ersten Stock ins Leben gerufen hat. Da gibt es spannende Informationen zu alter und neuer Kunst. Eine durchaus interessante Bereicherung für die Region. Wünschenswert wäre, wenn solche Vorträge auch im Rahmen von Vernissagen angeboten würden, wobei Diskussionsforen mit den jeweiligen Künstlern vorstellbar wären. Eine Möglichkeit, eventuelle Berührungsängste abzubauen, bzw. den Zugang zur nicht immer verständlichen Kunst zu erleichtern. Wer weiß - vielleicht auch ein interessanter Weg für die zeitgenössischen Künstler selbst, mit dem Betrachter ins Gespräch zu kommen und gelegentlich aus einem "Nur- Neugierigen" einen Kunstförderer zu machen.

Schwerpunkte des Vortrags diesmal waren Dorfkirchen, Basiliken und Burgen, denen noch der ursprüngliche romanische Bauplan aus dem 10. - 13. Jahrhundert anzusehen ist. Üblich war es dann die Kirchen gotisch oder später barock zu "modernisieren". Ganz selten, dass das alte festungsartige Gemäuer, in denen die Bewohner umliegender Siedlungen tatsächlich Schutz vor kriegerischen Angriffen suchten, heute noch unverändert erhalten ist, bzw. in alter Weise restauriert wurde, wie in Ainau. Da stehen noch die dicken Mauern auf dem Grundriß mit der klaren Grundform, das imposante typisch halbrunde Portal, reichhaltig verziert. Die Plastiken, menschliche Gesichter und Tierköpfe lassen noch heute unterschiedliche Deutungen zu, die jedoch alle an einen heidnischen Ursprung erinnern - was aus heutiger Sicht für eine Kirche sehr ungewöhnlich, fast ketzerisch erscheinen könnte. Hier ließe ablesen, wie sich das Verständnis der christlichen Religion im Laufe der Jahrhunderte wandelt. In Ainau ursprünglich, sind auch die schmalen Fenster, die gewollt das Innere der Kirche in Dunkelheit schlagen, die kräftigen Halbsäulen, die den Bau auch von innen wuchtig-gedrungen erscheinen lassen.

Weithin bekannt ist die Basilika in Ilmmünster. Neben den romanischen Grundmauern hat sie eine in dem damaligen Stil typische Krypta. Die Chorschranken stammen sogar noch aus der karolinischen Zeit, ein Baustil noch vor der Romanik, derselbst sich von den "alten" Römern herleitet.

Die Dorfkirche in Rohrbach hat bereits den in neuerer Zeit typischen gotischen Aufbau. Fenster und Säulen sind höher und schlanker als in der Romanik. Der Raum wirkt größer und heller. Nach der bisherigen Auffassung des Menschen als "armer kleiner Sünder", nun das "Streben zu Gott". Auffallend die äußere Umwallung, die das Gebäude zu einer Wehrkirche macht und die angebaute kleine romanische Kapelle an die jetzt gotische Sakristei. Ungewöhnlich gut erhalten der Kerbschnittfries. In Manching auffallend ist der romanische Chor, der in den Turm hineingebaut wurde. Später wurde ein gotischer Chor in den romanischen hineingesetzt.

Anders als üblich auch zwei Ostfenster statt eines. Gut erhalten die steinernen Dachbalken mit den Gesichtern, die "Kämpfer" zur Dämonenabwehr.

In Geroldshausen weisen zwei romanische Kirchen den später typischen achteckigen Turm auf. Eine barocke "Mode" im Umkreis, für die wohl der italienische Baumeister Gabrieli verantwortlich ist. Das Kerbschnitt verzierte Fenster aus der Romanik blieb jedoch erhalten.

Auch Gambach weist den achteckigen Aufbau auf die romanische Grundgestaltung auf.

Doch man kann an den achteckigen "Zugaben" auch Gefallen finden, denn Scheuerer erklärt die Kirche in Geisenfeld-Winden für besonders schön. Nicht zuletzt trägt ein ausladend schattenspendender uralter Baum, der unter Naturschutz steht, zu der Idylle bei.

In Geisenfeld selbst eine Basilika mit zwei Türmen verschiedenen Stils: der eine romanisch, der andere barock. Der Innenraum als Säulenbasilika noch erkennbar.

Über die ungewöhnlich große gotische Kirche in Langenbruck scherzt Scheuerer: "Wo die so viel Leit hernema" um sie auszufüllen. "Dabei geht heit doch koaner mehr in`d Kirch".

Die kunsthistorische Bildungsreise dehnte sich noch weit aus bis in die Eichstädter - Regensburger Gegend. Und manches Kleinod in Bad Gögging, Weltenburg, Riedenburg, Bergen etc sorgte für Bewunderung und Überraschung.

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