Wirtschaft alleine ist nicht alles
(Wolnzach, Ein Kommentar von Harald Regler)Es war schon ein beängstigendes Szenario, das man am vergangenen Donnerstag im Rathaussaal miterleben durfte. Ohne Not, oder genauer gesagt: ohne Notwendigkeit wurde über das größte Wolnzacher Unternehmen Gericht gehalten – und das, ohne Substanzielles auf der Hand zu haben.
Mit Wohlstand und Zufriedenheit scheinen auch die Vorbehalte gegen die Wirtschaft zu steigen. Das ist keine wirkliche Neuigkeit. Schon in der Vergangenheit konnte man beispielsweise immer wieder kritische Stimmen gegen das Gewerbegebiet Bruckbach hören. Dennoch scheinen die Vorurteile nun doch ein neues Maß erreicht zu haben.
In der vergangenen Gemeinderatssitzung wurde wieder einmal heftig über die Firma Altmann gestritten. Es ging im Grundsatz eigentlich nur um zwei Fragen: Gewährt man dem Autologistiker einen Behelfsparkplatz für die durch Baumaßnahmen der Hochwasserfreilegung wegfallenden Stellplätze und autorisiert man den Rathauschef, ganz grundsätzlich Gespräche zur Verbesserung der Verkehrssituation zu führen? Doch bei ebendieser Frage regte sich bei den Wolnzacher Sozialdemokraten Widerstand. Sie befürchteten, dass damit einer Firmenerweiterung in Wolnzach gewissermaßen im vorauseilenden Gehorsam Tür und Tor geöffnet sei. Ganz pauschal und vor allem ohne konkrete Pläne auf dem Tisch zu haben wurde hier ein Nein zementiert.
Es ist ein Nein, das letztlich irgendwie symptomatisch für unsere Gesellschaft scheint. Blickt man ganz aktuell nach Berlin, so wurde dort über Mehrausgaben im Bildungssystem diskutiert, auch ins Gesundheitswesen soll mehr Geld fließen – und zuletzt sei hier auch noch die Herkulesaufgabe der Integration genannt. Es ist eine Vielzahl von sozialen Aufgaben, die auf die Politiker warten. Dafür muss man über dies den Blick nicht zwingend nach Berlin schweifen lassen, sondern nur einen vor die eigene Haustür werfen. Sei es bei der Unterstützung von sozialen Projekten oder bei der Integration, ohne die Mithilfe durch die Politik wären viele Ehrenamtliche wohl auf verlorenem Posten.
Natürlich ist es die Pflicht von Politikern, Schulen, Kindergärten und soziale Projekte zu unterstützen. Dabei muss man sich schon die Frage stellen, wie und vor allem warum dies in dem von uns gewohntem Umfang möglich ist. Die Antwort ist einfach: wegen der gut laufenden Wirtschaft. Natürlich darf man eine Gesellschaft nicht alleine auf die Bedürfnisse der Wirtschaft reduzieren und blauäugig alles erfüllen, was von dieser Seite gewünscht wird. Dennoch sollten sich Politiker schon der Tatsache bewusst sein, dass Wohlstand und soziale Leistungen nur aufgrund guter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen möglich sind.
Prophylaktisch also schon einmal Nein gegen Pläne zu sagen, die noch nicht einmal auf dem Tisch liegen, ist dabei nicht nur in hohem Maße populistisch, sondern letztlich auch gefährlich. In einer Zeit, in der Populismus eine gesellschaftliche Renaissance erlebt, scheint die Diskussion im Wolnzacher Gemeinderat kaum mehr verwunderlich zu sein.
Nur eines ist dann doch bemerkenswert. Gerade im Fall des Wegzuges der Firma Schäch wurde seitens der Wolnzacher Sozialdemokraten massive Kritik am Rathaus-chef Machold und am Wirtschaftsreferent Straub geäußert. Diese hätten zu wenig getan, um das Unternehmen in Wolnzach zu halten. Analog kann man nun aber auch sagen: Die SPD tut nichts, um den größten Arbeitgeber am Ort zu halten. Ein inkonsequentes Verhalten.
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