Historische Klänge aus Renaissance und Frühbarock
(Wolnzach, wk)Zu einem Konzert hatte die Gruppe „Aura Dulcis“ in die evangelische Auferstehungskirche Wolnzach eingeladen und holte damit ein Konzert nach, das im November letzten Jahres ausfallen musste. Dass diese Musik nicht jedem Geschmack entspricht, zeigte die auf leicht über 50 geschätzte Anzahl der Besucher. Doch diejenigen, die dieses Konzert nicht hören konnten, hatten etwas Großartiges verpasst.
Die Frauen des seit 2007 in der jetzigen Formation bestehenden siebenköpfigen Ensembles „Aura Dulcis“ (süßer Windhauch) aus dem Großraum München/Pfaffenhofen war nicht nur authentisch im Stil der Renaissance und des Frühbarocks gewandet, sondern sie hatten eine große Auswahl historischer Instrumente zur Verfügung, die sie meisterlich spielten. Sie hatten Blasinstrumente dabei wie Gemshörner, Cornamusen, Krummhörner, eine Schalmei, viele Blockflöten und als Besonderheit einen Pätzold Subbass sowie Gitarren, eine Gambe und Schlaginstrumente wie Tamburin oder Trommel. Alles Instrumente, die zu jener Zeit gespielt wurden. Und auch die Musik stammte aus der Zeit – das Ensemble spielte heitere Tanzlieder, besinnliche und geistliche Musikstücke von Adrian Willaert, Claudin de Sermisy, Ludwig Senfl, Antony Holborne, Paul Lütkeman, Pierre Phalese, John Ward, Johann Hieronymus von Kapsberger, Peter Philips, Thomas Simpson und Juan del Encina sowie einiger anonymer Komponisten. Es war eine musikalische Reise quer durch Europa, angefangen in England bis hinunter nach Spanien, Musik zum Entschleunigen.
Diese Musikstücke mit den historischen Instrumenten sind selten in Konzerten zu hören, aber gelegentlich in Filmen über die historische Zeit, gerade bei den Tänzen, so dass sich die Zuhörer in der Kirche bei den Tanzmusik-Stücken im Geiste die Schreittänze aus jener Zeit gut vorstellen konnten.
Das Ensemble war bereits häufiger zu Gast in der Wolnzacher Kirche, tritt aber auch bei Veranstaltungen auf, die sich mit der Zeit des ausgehenden Spätmittelalters befassen, wie das Schlossfest in Neuburg oder Mittelaltermärkten. Das Ensemble schaffte es auf jeden Fall, die Zuhörer in der Kirche zu begeistern, das zeigte der kräftige Schlussapplaus, da zwischen den Stücken nicht applaudiert werden sollte. Und Hausherr Pfarrer Baldeweg musste gar nicht lange um eine Zugabe bitten, aber er „verpflichtete“ die Zuhörer, nach der Zugabe gemeinsam mit dem Ensemble das Lied „heute wolln wir essen trinken“ zu singen. Und schelmisch fügte er hinzu, „der Eintritt war kostenlos, aber nicht der Austritt“ und stellte sich mit dem Spendenkörbchen für die Musikerinnen persönlich an den Ausgang des Kirchenraumes.
der Pätzold Subbass, fast mannshoch
Die Ensemble-Mitglieder: Sabina Eberle-Behner, Angelika Gunzl, Gertraud Hartmann, Monika Schratt, Ulrike Steinbach, Sabine Werner, Kristina Zepter.
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