„Der Pflanzenschutz bleibt unsere größte Sorge"
(Aiglsbach, sh)Bei der jüngsten Versammlung des Hallertauer Hopfenpflanzerverbandes wurden alle Hopfenfachwarte ins Gasthaus Hillerbrand geladen. Heiß diskutiert waren vor allem die derzeitige Verlegung der Erdgasleitung im Hopfenanbaugebiet, die drohende Abschaffung des Düngemittels Deiquat sowie die aktuelle Neoniks Diskussion, die nicht nur die Hopfenlandwirte umtreibt.
Insgesamt 912 Hopfenpflanzer zählt die Hallertau. Nicht ganz so viele Mitglieder waren es bei der letzten Versammlung der Hopfenfachwarte aus der Hallertau, zu der neben den amtierenden Hopfenköniginnen auch MdL Karl Straub und die stellvertretende Landrätin Hannelore Langwieser erschienen. Gleich zu Beginn sprach Adolf Schapf ein wichtiges Thema an: „Hinsichtlich der Düngeverordnung sind wir stets offen für einen Dialog mit den Bauern“, sagte der Vorsitzende. Hier leistet der Verband wichtige Aufklärungsarbeit, um eine irrtümliche sowie auf Unkenntnis beruhende Urteilsfällung in der Öffentlichkeit zu vermieden.
Klare Stellung bezog Schapfl zum Thema Glyphosat. „Es ist das absolut unschädlichste Mittel was man sich denken kann“ und wirft damit einen scheinbaren Widerspruch zum derzeitig vorherrschenden Meinungsbild auf. Doch die Hopfenbauern tangiere das Thema ohnehin nicht, da dieses Herbizid im Hopfenbau so gut wie nicht eingesetzt werde. Dr. Johann Pichlmaier gab einen Überblick über die aktuelle Marktsituation. Positive Zahlen zeigen die positive Grundstimmung: „Es geht uns nicht schlecht“, so der Präsident. Er gab jedoch zu verstehen, dass, was in den USA passiert, genauso für den deutschen Hopfenbauern von Relevanz sei. Zum Vergleich informierte er, dass im letzten Jahr die größte Ertragsmenge in der Geschichte erzielt wurde. „Die Amerikaner erwirtschafteten mit 48 Tsd. Tonnen Hopfen, so Pichlmaier, ein nie dagewesenes Niveau“.
Das bedeute natürlich ein gigantisches Wachstum in der Produktion, was auch die Craft-Bier Szene berührt. „Wir blicken ein wenig neidisch auf diese Zahl“, gestand der Präsident und hoffte, dass die Flächenausweitungen in den USA nun nicht explodieren. Nicht zuletzt deshalb wolle man den amerikanischen Markt weiterhin im Auge behalten. Doch auch hierzulande ist die Situation gut. Nicht nur werden die verkauften Mengen in den nächsten Jahren sehr hoch geschätzt, auch das Vertragsniveau sei noch nie so gut gewesen. Schon jetzt prophezeite der Pflanzerpräsident eine erfreuliche Ernte 2018 und mit der guten Vertragssituation komme man die nächsten Jahre sicher gut über die Runden.
Der stellvertretende Geschäftsführer Werner Brunner berichtete schließlich über weniger Erfreuliches. Die Erdgasleitung, die derzeit in weiten Teilen der Hallertau verlegt wird, sorgt bei den Hopfenbauern für Unbehagen. Bis März 2018 sollten die Arbeiten abgeschlossen, doch aufgrund der Verzögerung des Planfeststellungsverfahrens konnte erst am 15. Januar begonnen werden. „Bis Mitte März können die Verlegungsarbeiten sicher nicht abgeschlossen werden“, gab Brunner zu verstehen. Das bringe natürlich erhebliche Einschränkungen bei den anstehenden Hopfenarbeiten im Frühjahr mit.
Brunner informierte, dass mit der Baufirma Open-Grid Europe drei Lösungsvarianten durchdiskutiert wurden, um den betroffenen Hopfenpflanzern entgegenzukommen. Laut Variante 1 sollen dann zumindest im Bereich Berghausen-Steinbach die Rohre bis 20. März verlegt sein. „Auf den restlichen Arbeitsstreifen kann über das ganze Jahr definitiv kein Hopfen produziert werden“, so Brunner weiter. Nicht nur die bevorstehenden Frühjahrsarbeiten würden, wie er wisse, durch den verzögerten Baubeginn erschwert. Die anwesenden Hopfenbauern forderten deshalb baldige Klarheit im weiteren Vorgehen. Wie die individuelle Vorgehensweise aussieht, wird bei Ortsterminen mit den einzelnen Hopfenbauern besprochen.
Pflanzenschutzmittel - Quo vadis?
Geschäftsführer Otmar Weingarten berichtete abschließend über Aktuelles aus der Verbandsarbeit. Größtes Sorgenkind ist nach wie vor vor ist die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln. „Die ganze Angelegenheit hat mittlerweile einen Zeitgeist entfacht, mit dem gegen die Landwirtschaft gepeitscht wird ohne dass man sich der Konsequenzen bewusst ist“. Mit dieser Kritik richtet sich Weingarten in erster Linie gegen EU- Politik. Was dort entschieden wird, gleicht „ideologisch aufgeladene Vorstellungen, die komplett an der Realität vorbeigehen“. Viele Mittel werden zu Unrecht verteufelt. So schränkt die drohende Abschaffung von bestimmten Neonicotinoiden die Hopfenbauern weiter ein. Mittels Bienenmonitoring konnte man allerdings eine absolute Unschädlichkeit bestimmter Mittel beweisen. „Die Bienen wurden dadurch nicht tangiert“, versichert der Geschäftsführer.
Was das Mittel Deiquat anbelange, so hoffe Otmar Weingarten inständig auf eine weitere Billigung, da man als Pflanzer darauf angewiesen sei. Hier tut man vonseiten des Verbandes das Möglichste, um den Pflanzern den Rücken zu stärken: „Telefonate mit zuständigen Behörden stehen für uns auf der Tagesordnung“, erzählt Weingarten.
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