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Gewaltig verzockt

(Wolnzach, hr)


Johann Kreitmeier musste einen Verlust von über 400.000 Euro erklären.

Unter Spieler gibt es einen berühmten Satz: „No risk, no fun!“ Auch beim Hopfenring hat man 2012 auf Risiko gesetzt. Aus den erhofften Gewinnen wurde am Ende ein sattes Minus, denn der Finanzdienstleister meldete im vergangenen Jahr Insolvenz an. Unterm Strich bleiben für die Mitglieder ein negatives Saldo von über 400.000 Euro.

Schon im Vorfeld zur Jahreshauptversammlung, geisterten viele Fragen durch den Saal. „Wie konnte man Vereinsvermögen so anlegen“, war nur eine davon. Auf diese Frage versuchte dann auch Vorstand Johann Kreitmeier den 236 Mitgliedern eine Antwort zu geben. Am Ende gab es aber mehr Fragen als tatsächliche Antworten.

Mit der Finanzmarktkrise von 2008 und einer Einlagensicherung, die nur bis 100.000 Euro griff, versuchte Kreitmeier zu erklären, warum man 2012 Geld in spekulative Anlagen investierte. Insgesamt flossen so 250.000 Euro in rückversicherte Inhaberschuldverschreibungen. Ein Jahr später (2013) wurden nochmals 100.000 Euro investiert. „Uns wurde glaubhaft versichert, dass dies eine sichere Geldanlage sei“, so Kreitmeier. „Die Firma war uns seriös vorgekommen und sie haben über Jahre einen guten Zins bezahlt“, so Ludwig Hörmannsberger, der ehemalige Geschäftsführer des Hopfenrings. Wie sicher diese Anlage nun tatsächlich war, das stellte sich im Dezember heraus, als der Hopfenring von der Insolvenz des Finanzdienstleisters erfuhr. Damit war klar, das Geld war weg. Ludwig Raab, der die Bilanz präsentierte, formulierte es treffend: „Die Papiere stehen zwar in der Bilanz, aber wir können sie mit Null abschreiben, denn wer will schon Aktien einer insolventen Firma.“

Ein Minus über 400.000 Euro

Ludwig Raab hatte gestern im Hopfenmuseum die eher weniger angenehme Aufgabe, die Bilanz zu präsentieren.

Unterm Strich stand für den Hopfenring so anstatt einem moderaten Plus ein dickes Minus. Dabei legte Raab dar, dass das Kerngeschäft – also die Beratung, die Qualitätsuntersuchungen, die Hopfenzertifizierung und das Pflanzenschutzmonitoring – auch im vergangenen Jahr gut gelaufen ist. Hier stehen nach Abzug aller Kosten 38.997 Euro zu Buche. Die Verluste, das machte er deutlich rühren eindeutig aus den sog. Nebengeschäften, sprich den Geldanlagen. Diese schlagen mit 440.216 Euro zu Buche. Insgesamt wurde das Vermögen um mehr als 401.219 Euro geschmälert

Für diesen Verlust übernahm Kreitmeier dann auch die „politische Verantwortung“, in dem er schon zu Beginn ankündigte, sich nicht mehr zur Wahl zu stellen. Trotzdem blieben Fragen: Wie konnte das Geld überhaupt in dieser Form angelegt werden? Wer wusste davon? Wer trägt die Verantwortung? Auch wenn gerade die Frage der Verantwortung am Ende zu diesem Zeitpunkt unbeantwortet bleiben muss, so ist doch eines klar: Es ging hier 2012 nicht mehr darum dass das Geld sicher angelegt ist, sondern einzig und allein um die Rendite, die Kreitmeier mit 4,5 bis 5,5 Prozent bezifferte. Man hat spekuliert und verloren.

Kreitmeier und Hörmannsberger nicht entlastet

Lukas Raith hat als Geschäftsführer nun die Aufgabe den Hopfenring wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen

Was dann aber doch zu einem gewissen faden Beigeschmack führte, war der Versuch diese Geschäfte einzig und alleine dem ehemaligen Geschäftsführer  Hörmansperger anzulasten. Während Beirat Leonhard Berger ausdrücklich die Entlastung des Vorstandes beantragte, warb er dafür sie Hörmansperger zu verweigern. Ein Bauernopfer? Denn zumindest Kreitmeier sprach in seinen Ausführungen von einem „Wir“. Mit der Entlastung aber wäre der Vorstand aus dem Schneider gewesen. Doch diesen Gefallen taten ihm die anwesenden Mitglieder nicht. Nur 71 der 236 anwesenden Stimmberechtigen stimmten für ihn. Damit wurde ihm, ebenso wie Luwdig Hörmansperger – er erhielt nur 38 Stimmen – die Entlastung verweigert. Beim zweiten Vorsitzenden Wolfgang Metzger und dem Geschäftsführer Lukas Raith, sah es das Gremium mehrheitlich anders.

Ein großer Verlust, keinen Vorsitzenden und ein Amt, das in den kommenden Jahren sicher nicht leicht auszufüllen ist. Wer würde sich unter diesen Voraussetzungen zur Wahl stellen. „Ich bin gestern gefragt worden“, so Stefan Gandorfer, der bislang im Beirat saß und erklärte, dass man von diesem Geschäften nichts gewusst habe. „Es ist keine leichte Aufgabe und es gibt viel aufzuräumen“, erläuterte er. Was er damit meint, ist klar: die vollständige Aufarbeitung dieser Finanzaffäre und in Zusammenarbeit mit dem Beirat diese Praktiken zu beenden. Einstimmig sprachen ihm die Mitglieder hierfür das Vertrauen aus. Auch Wolfgang Metzger wurde mit großer Mehrheit im Amt als zweiter Vorsitzender bestätigt. Dieses Vertrauen, was ihnen seitens der Mitglieder entgegengebracht wurde, müssen sie nun mit Taten füllen – und das heißt in erster Linie aufklären und Antworten auf all jene Fragen finden, die immer noch unbeantwortet geblieben sind.


Lukas Raith, Wolfgang metzger und Stefan Gandorfer haben die schwierige Aufgabe die Finanzaffäre aufzuklären und das verloren gegangene Vertrauen wieder herzustellen.

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