Bienvenue à Wolnzach
(Wolnzach, ls)Kultur – es gibt kaum etwas auf der Welt, das so differenziert und doch so universell sein kann. Genau das durften heute auch die Schülerinnen und Schüler am Hallertau Gymnasium in Wolnzach hautnah erfahren. Felicitas und Hanns-Peter Kirchmann waren für einen Vormittag mit ihrem Kultur- und Begegnungsprojekt „Traum und Wirklichkeit – Kunst und Kultur aus Mauretanien und Burkina Faso“ in der Schule zu Gast. Zusammen mit Künstlern und Musikern aus Burkina Faso verwandelten sie die große Pause in eine herzerwärmende Spontanparty.
Doch zuerst ein Blick in die Realität: Hanns-Peter Kirchmann hatte Kurt Gerhardt für einen kurzen Vortrag über die Tücken der Entwicklungshilfe gewonnen. Der Journalist war in den 80er-Jahren im Niger als Direktor für Entwicklungshilfe aktiv und hatte den Schülern einiges zu erzählen. „Es ist etwas Merkwürdiges mit Afrika. Man kann sich über so vieles aufregen, aber irgendwie ist es dann doch in meinem Herzen“, erklärte er. Vor allem warf er eine kontroverse Frage auf: Seit 60 Jahren leistet man für afrikanische Staaten Entwicklungshilfe. Warum verbessert sich so Vieles nicht? „Es stinkt in der Entwicklungshilfe bis zum Himmel“, so sein hartes Resümee. Es gibt zu wenig Unternehmen, die den Kontinent – ähnlich wie die Ostasiatischen Staaten – auf die nächste wirtschaftliche Entwicklungsstufe heben, und es gibt zu viele Politiker, die die Bevölkerung ausbeuten. „Die Menschen in Afrika brauchen eine Revolution“, so Gerhardt. Doch nicht nur das: Das Subsidiaritätsprinzip, also sich selbst in Eigenverantwortlichkeit zu verwalten und zu entwickeln, sei in der Entwicklungshilfe der vergangenen Jahre auf fast sträfliche Art und Weise kontinuierlich verletzt worden – mit dem Ergebnis, dass gut gemeinte Projekte wie ein Tropfen auf dem heißen Stein verdampfen.
So ernst wie das Thema Entwicklungshilfe war der Vormittag im HGW dann aber doch nicht. Fünf Trommeln und die dazugehörigen Musiker heizten den Schülern ein, und das mit ganz viel Soul. Die anfängliche Zurückhaltung war schnell vergessen, als die Aula sich für ein paar Minuten in eine Tanzfläche verwandelte und die Schüler unter der Anleitung der Trommler und Tänzer ausgelassen die afrikanische Folklore feierten. Nach einer nicht enden wollenden High-Five-Serenade für die Musiker hieß es für einige Klassen dann: Angeschaut und Nachgemacht! In vier verschiedenen Workshops durften sie ihre Rhythmusfähigkeit und Kreativität auf die Probe stellen. Mit Pigmenten aus gemörsertem Allerlei ließen die Schüler afrikanische Landschaften entstehen und auf Djembe und Balaphon wurde hoch konzentriert getrommelt. Alles in allem ein wohl mehr als gelungener Vormittag für mehr Völkerverständigung durch die universellsten Sprachen, über die die Menschen aller Nationen verfügen: Kunst und Musik!
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