Heute vor 100 Jahren: Heiße Kartoffeln
(Wolnzach, ls)Es gab eine Zeit, da war es ganz normal, dass in Zeitungsannoncen nach Gold und Schmuck gefragt wurde, um den großen Krieg gegen die Welt zu finanzieren. Normal war auch, dass sich selbst in der Hallertau und fern der Front vieles um die Männer drehte, die in Verdun und Lothringen für das Deutsche Kaiserreich ihr Leben ließen oder sich in ein Trauma stürzten. Zum heutigen Tag der Geschichten haben wir uns für Euch in das Archiv des WOLNZACHER ANZEIGERS, einer der ältesten Tageszeitungen Deutschlands, begeben.
Und wer hätte das gedacht? Auch in den Schützengräben des 1. Weltkrieges gab es urkomische Alltagssituationen, die der Bleisatz für die Nachwelt konserviert hat. Was sind schon vorbeipfeifende Gewehrkugeln und der lauernde Tod gegen verbrannte Finger beim Kartoffelessen? Eine Geschichte über Pragmatismus.
„I tat mir ja sunst die Finger verbrenna!“
Hinter einem Schützengraben geht mitten im schärfsten feindlichen Feuer ein Mann aufrecht, den Blick wie suchend auf den Boden gerichtet. Seine Kameraden glauben, er sei wahnsinnig geworden und machen dem Hauptmann Meldung. Der ruft den Mann an. „Mensch, willst du wohl machen, dass du in den Graben kommst!“ Der schaut verwundert auf. „Entschuldigen S‘, Herr Hauptmann. I suach mei Gabl. Die hab I gestern Nacht draußen lieg’n lass’n. Und die Kartoffeln im Kessel san’z hoas. Da brauch I a Gabel. I tat mir ja sunst die Finger verbrenna!“
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