DEMENZ: Schwieriges Thema - pefekte Umsetzung
(Pfaffenhofen, aem)
Im Rahmen des 5. Geburtstages der Alzheimer Gesellschaft Pfaffenhofen e.V. brachte diese gestern Abend das Zwei-Personen-Stück „Ich erinnere mich genau!“ von Brian Lausund im Theatersaal des Hauses der Begegnung auf die Bühne. Dieses schwierige Thema, welches jedoch immer mehr Menschen im Landkreis betrifft, erzählte die Geschichte einer Tochter, die ihre an Demenz erkrankte alleinstehende Mutter pflegt und dabei an die Grenze ihrer Belastbarkeit kommt.
Helga Inderwies, Erste Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft, konnte neben Landrat Martin Wolf, Bürgermeister Thomas Herker, dem evangelischen Pfarrer Jürgen Arlt und dem BRK-Geschäftsführer Herbert Werner auch den Vorstandsvorsitzenden der Ingenium Stiftung, Dr. rer. nat. Winfried Teschauer unter den 99 Gästen begrüßen.
Beginnend mit der gespielten Szene von Mutter Martha (Christine Reitmeier) und Tochter Hannah (Liza Riemann). Beim wöchentlichem Besuch bei der Mutter erzählte ihr diese Details aus ihrem Jugendleben. „Wir waren damals jung; in den 60igern haben alle diese Kekse gegessen. Ich erinnere mich noch an die vielen Farben und dass ich zwei Bäume umarmt hatte“. Tochter Hannah: „Ich kann es nicht fassen, meine Mutter war ein Junkie!“
Dann folgte ein Szenenwechsel, in welchem Tochter Hannah bei sich daheim ihrer Freundin Marie einen Brief schreibt. Sie berichtet von der Diagnose des Arztes; wie unhöflich dieser ihrer Mutter gegenüber gewesen sei und aber auch von ihrem Optimismus. „Ich werde meine Mutter pflegen, meine Mutter soll die letzten Jahre in Würde leben, dafür werde ich sorgen“.
Nach einem Altennachmittag, bei welchem Mutter Martha einen weiteren Schub aufgrund ihrer Demenzerkrankung hatte, nahm Hannah das noch mit viel Humor. „Ach Mama, du warst die Tulpenkönigin, als du deinen Rock so weit noch oben gelüftet hattest, dass alle sehen konnten, welche Farbe und Marke deine Unterhose hat. Du hast ausgesehen wie eine geöffnete Tulpe.“
Es folgten Szenen, die Jedermann aus dem Publikum, der bereits einen Demenzerkrankten betreut hat, gut nachvollziehen kann. Beginnend von den Wutanfällen, weil der Betroffene sich selbst darüber klar wird, dass ihm die Wörter zur Umschreibung von Situationen oder Gegenständen nicht mehr einfallen; von den angeschalteten Herdplatten, von den Bewusstseinsstörungen, wo man sich gerade befindet, den Diebstahlverdächtigungen bis hin zum Einkoten und Urinieren. Aber auch von der teilweisen Hilf- und Ratlosigkeit der Pflegenden. Ungeschönt wurde erzählt und gespielt, dass die Tochter ihre Mutter geschlagen hatte, bis diese dann nur noch wimmernd im Bett blieb.
Das Stück und speziell auch Liza Riemann als Tochter Hannah zeigte grandios, wie fertig einem die Pflege macht und dass es oftmals kein Wunder ist, hier öfter zu einem Glas Wein zu greifen, ganz nach Herbert Grönemeyers Hit: „Alkohol ist der Tröster in der Not, Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot.“
Es mögen während des Stückes Monate oder Jahre vergangen sein – man wusste es nicht und es war auch egal. Der stetige geistige und körperliche Verfall der Patientin sowie die Ohnmacht, die Wut und die Zerrissenheit der Pflegenden wurde so eindrucksvoll von den beiden studierten Schauspielerinnen dargebracht, dass schlussendlich – als Mutter Martha dann, ruhig und händchenhaltend mit ihrer Tochter, verstorben war – minutenlang Stille und Schweigen herrschte, bevor tosender Applaus aufbrandete.
Demenz – ein äußerst wichtiges Thema in unserer Gesellschaft. Informationen zur Alzheimer Gesellschaft Pfaffenhofen/Ilm e.V. gibt es im Internet unter www.alzheimer-pfaffenhofen.de
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