Die Welt vor 40 Jahren: Uran und Rüscherl-Time
(Wolnzach, ls)Früher war alles besser! Oder ist Neues immer besser? Sicherlich haben sich die Zeiten geändert, oder? Treten wir den Beweis an! Wühlt man in den Tiefen des Medienhauses Kastner, findet man dort nicht weniger als einen Schatz, der die Geschichten der vergangenen Jahrzehnte konserviert: Das große Archiv des Wolnzacher Anzeigers! Einmal in der Woche setzen wir euch in eine Zeitmaschine und nehmen euch mit zwischen die verstaubten und vergilbten Seiten einer der ältesten Tageszeitungen Deutschlands. Angeschnallt?
Erster Halt: 1. April 1978
Weltpolitisch drehte sich inmitten des kalten Krieges alles um - wie sollte es anders sein - Uran! Bundesaußenminister Hans-Friedrich Genscher verhandelte mit seinem amerikanischen Kollegen Cyrus Vance über etwas mit dem wohlklingenden Namen „Anti-Proliferationsgesetz“. Das sollte die Gefahr eines nuklearen Aufrüstens der Welt eindämmen, führte aber zu immensen Schwierigkeiten bei der Versorgung der damals weit verbreiteten Atomkraftwerke. Und heute? „Atomkraft, nein nein!“ lautet die Devise, spätestens seit es 2011 in Fukoshima zur Kernschmelze kam.
Dass die Metallindustrie auch schon vor 40 Jahren gerne streikte, beweist ein Blick auf das Titelblatt vom 1. April 1978. Nach mehr als 200 Gesprächsstunden war in Stuttgart immer noch kein Ende in Sicht. 200 betroffene Betriebe, 250.000 betroffene Arbeitnehmer und bittere Umsatzausfälle von bis zu 2 Milliarden DM. Am Prinzip Arbeitskampf hat sich übrigens nichts geändert. Auch bei den Tarifverhandlungen im Jahr 2018 wurden mit 62 Millionen Euro Umsatzeinbußen gerechnet – und das pro Tag.
Doch war die Zeitung nicht nur Spielwiese der Großen und „Ach-so–Mächtigen“. Was tun an einem faden, ersten Aprilwochenende? Vollkommen klar, in Mandy’s Toptanzdiskothek in Pfaffenhofen ist am Sonntag Rüscherl-Time! 1,50 DM für den kleinen Schluck, der ganz groß knallt? Nichts wie hin! Auch für Cineasten war in der Hallertau was geboten: „Zwei Teufelskerle auf dem Weg nach Istanbul“ flimmerten über die Leinwand vom Amper Lichtspielhaus. Das Testosterongespann ‚Arkin und Widmann‘ waren „…die Zwei mit der Action-Garantie“.
Wie sehr sich die Lebenswelt der Frauen verändert hat, verrät eine Anzeige aus Rohrbach: 2.500 DM konnten sich Hausfrauen da zur Autofinanzierung oder zum Möbeleinkauf leihen, und das (Achtung, festhalten!) ohne die Zustimmung ihres Ehepartners! Eine Seltenheit, denn Bank- und Geldgeschäfte lagen zu diesem Zeitpunkt noch fest in der Hand der Männer. Heute entscheidet glücklicherweise nicht mehr das Vorhandensein bestimmter Geschlechtsmerkmale über die Kreditwürdigkeit, dafür aber die SCHUFA.
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