Pfaffenhofen soll blühen
(Pfaffenhofen, wk)Die Stadt Pfaffenhofen und im Besonderen die einzelnen Stadträte haben im Juli letzten Jahres die Nachhaltigkeitserklärung als eine der ersten bayrischen Städte unterzeichnet und damit zur festen Leitlinie ihres politischen Handelns gemacht und sich zu den Entwicklungszielen der Vereinten Nationen bekannt um sich bei ihren Beschlüssen und täglichem Handeln daran zu orientieren.
Pfaffenhofen sieht sich als Vorreiter der deutschen Kleinstädte, was Nachhaltigkeit betrifft und der Deutsche Nachhaltigkeitspreis im Jahr 2013 hat die Stadt darin bestätigt. Aber schon früher agierten Bürger ab 1999 bei der Agenda 21 und bei Workshops im Jahr 2009 kam die Idee einer Nachhaltigkeits-Charta auf, deren Vorstellungen später auch in die Stadtentwicklungsplanung, das Klimakonzept und die Gartenschau einflossen. Durch Unterzeichnung der UN-Nachhaltigkeitserklärung verpflichtet sich die Stadt, die 17 großen Ziele einer nachhaltigen Entwicklung zu realisieren. Um die Bürgerinnen und Bürger der Stadt „mitzunehmen“ startete die Stadt am Freitagabend im Festsaal des Rathauses die Nachhaltigkeitstage mit einem Festprogramm und am Folgetag vor dem Rathaus mit einem Bunten Marktplatz.
Der Freitagabend wurde eingeläutet mit einer „theatralischen“ Einführung über Wildbienen. Wer jetzt einen langweiligen Vortrag über Wildbienen erwartet hatte, war eindeutig falsch auf der Veranstaltung. Denn was sich da entwickelte, war schon mehr als eine Überraschung. Angekündigt war „Fräulein Brehm“ – eigentlich die Münchner Schauspielerin Lydia Starkulla, die zusammen mit mehreren Schauspielerkolleginnen in ein Projekt der Fräulein-Brehm-Stiftung eingebunden ist, das sich für heimische, gefährdete Tierarten engagiert, so auch für die Wildbienen, die Hymenoptera. . Es wurden dabei Fakten über die verschiedenen Tierarten vorgestellt und innerhalb einer sehr kurzlebigen Stunde ein Wissen vermittelt, das enorm an Details war. Und das Tolle dabei war, dass es kein „trockener“ Vortrag war, sondern mit Bildern, Körpersprache, Stimmlage und Bewegung sehr lebhaft dargestellt wurde. Niemand hätte geglaubt, dass so ein Vortrag die Zuhörer eine volle Stunde lang in Spannung halten würde, aber Lydia Starkulla schaffte es. Mal war ihr Text ein wahrer Wortschwall, dass ihr fast die Luft wegblieb, stakkato-artig vorgetragen, dann wieder zärtlich, liebevoll gesäuselt. Dabei erzählte sie von weltweit 19.844 Arten von Wilden Bienen, der Vielartigkeit des Pollensammelns der unterschiedlichen Arten, über die Anzahl der Augen, Saugnäpfe an den Füßen der verschiedenen Arten. Auch über die Hummeln lernten die Zuhörer etwas, dass sie nämlich das 1,5-fache ihres Körpergewichts tragen und trotzdem noch fliegen können obwohl sie selbst schon dafür viel zu schwer wären, dass Stiche von Wildbienen weniger schmerzen als Wespen- oder Honigbienenstiche und das es Wildbienenarten gibt, die nur spezielle Blüten anfliegen. Fräulein Brehm berichtete spannend von der Eiablage über die Verpuppung bis zur schlüpfenden Biene – und das alles vor wunderschön fotografierten Lichtbildern. Neu war für viele auch, dass Honigbienen, wenn sie einmal auf eine bestimmte Blütenart losgelassen wurden, sie nie mehr andere Blüten anfliegen – deshalb gibt es eben auch verschiedenen Honigsorten wie Raps-, Wildblüten- oder Waldhonig. Doch die immer weiter um sich greifende industrielle Landwirtschaft entzieht der Natur immer mehr ihre Vielfalt und vernichtet so im Endeffekt den Lebensraum dieser kleinen Wundertiere.
Da sich derzeit auch eine kleine Delegation aus dem serbischen Valjevo in Pfaffenhofen aufhält, um gemeinsam mit Freunden in der Stadt ein Verschönerungsprojekt umzusetzen, waren auch die serbische Generalkonsulin Snezana Miljanic und Landrat Martin Wolf anwesend sowie einige Vertreter der SPD- und ÖDP- sowie Grünen-Stadtratsfraktion, dagegen kein CSU-Stadtrat, bis auf Thomas Röder der kurz einmal im Saal vorbeischaute.
Mario Dietrich als Mann der Stadtwerke mit dem grünen Daumen erläuterte den Gästen im Saal die Initiativen der Stadtwerke zur Verschönerung der Stadt, wie versiegelte Flächen wieder aufgebrochen werden, Altanlagen umgestaltet und neue Grün- und Blumenanlagen angelegt werden.
Der ehemalige Stadtrat Theo Abendstein erläuterte die 17 Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen sowie beispielhaft deren unzählige Unterziele und bezeichnete die Agenda als Weltzukunftsvertrag, deren Ziel nicht von den Nationen, sondern auf der untersten Ebene der Kommunen umgesetzt werden müssten – in der Partnerschaft, der Dorfgemeinschaft, weltweit. Und Pfaffenhofen habe sich ein Projekt aus den 17 Zielen für das gemeinsame Projekt mit Valjevo rausgesucht und setzt es jetzt um.
Stadtrat Manfred „Mensch“ Meier ging auf die verschiedenen Gruppen ein, die sich in Pfaffenhofen für verschiedene Projekte im UN-Zielkatalog engagieren und lud die Bevölkerung ein, sich beim bunten Marktplatz am Samstag vor dem Rathaus zu informieren und mitzumachen. Dritter Bürgermeister Roland Dörfler rief dazu auf, Pfaffenhofen zum Blühen zu bringen und jeder könne mitmachen, ob auf Balkon, Terrasse oder im Garten.
v.l.: Manfred Mensch Meier, Roland Dörfler, Miroslav Pimic und Aleksandra Tomic aus Valjevo, Theo Abenstein, Mario Dietrich, Saskia Kothe
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