Tief im Berg
(Mainburg, ce)Zugang zum Eiskeller hinter dem Rathaus am Hofberg
Geheimnisse locken immer, verschlossene Türen, Geheimgänge, verwinkelte Keller: In Mainburg soll es gleich achtzehn solcher Keller gegeben haben. Eiskeller, jeder Brauerei hatte ihren eigenen, um das Bier im Sommer kühl zu halten und möglichst lange haltbar zu machen für die durstigen Bürger.
Achtzehn Brauereien heisst achtzehn Eiskeller, denn selbstverständlich lagert niemand seine wertvollste Habe zusammen mit der Konkurrenz. Der ganze Hofberg ist damit durchlöchert, aber nur noch wenige der uralten Keller sind bekannt. Noch weniger sind zugänglich.
Gleich hinter dem Rathaus steht ein altes Gebäude. Im Märchenschlaf, würden die einen sagen, ein wenig herunter gekommen die anderen. Es steht unter Denkmalschutz und gehört der Stadt.
Links war mal vor langer langer Zeit eine Boutique und rechts der berühmt-berüchtigte "Club".
Die Tür in der Mitte sieht unscheinbar aus, öffnet aber den Zugang zu einem imposanten Eiskeller.
Kreuzweg auf dem Hofberg - die Eiskeller sind direkt darunter
Zum Christlbräu gehörte der mal, erstmals urkundlich erwähnt als "Präu am Berg" schon zu Zeiten des 30-jährigen Krieges vor 400 Jahren.
Danach grub man sich immer tiefer in den Berg, riesige Tonnengewölbe, Halle um Halle.
Alles nur für kühles Bier. In den Kellern herrscht das ganze Jahr über eine gleichmässige, kalte Temperatur.
Dazu kam das Eis, geerntet in Eisweihern. Auch davon hatte jede Brauerei ihre eigenen, und Eis gab es reichlich, früher waren die Winter deutlich kälter.
Ergänz wurde das von den "Eisbrausen" oder Eisgerüsten. Gestängen, an denen direkt über den Eiskeller Eis gezüchtet wurde, um es dann direkt über die Abwurfschächte in die Keller zu werfen.
Gewölbe der Eiskeller: Kühl und riesig
Auch die Schächte sind noch sichtbar, ebenso die Belüftung.
Obwohl Linde schon vor über 150 Jahren den Kühlschrank erfand, waren die Eiskeller noch weit nach dem zweiten Weltkrieg in Betrieb. Sie waren als Kühlmöglichkeit einfach viel billiger, waren vorhanden, brauchten keinen Strom.
Heute sind die Eiskeller nur gelegentlich zur Besichtigung frei gegeben, bei Themen-Stadtführungen etwa, sonst gibt es keine Nutzungsmöglichkeit, es fehlt an Fluchtwegen, an gesicherten Zugängen.
Eine andere Nutzung gab es im zweiten Weltkrieg, da war der Eiskeller des Christlbräu Luftschutzkeller für die Mainburger Bevölkerung. Er bot solide Sicherheit, tief im Berg, stabil gemauerte Tonnengewölbe. Zum Glück gab es in Mainburg keine Bombenschäden.
Nur eine so schöne wie hartnäckige Geschichte bleibt Legende: Dahinter ist nichts mehr. Keine Geheimgänge, kein heimlicher Zugang zur ehemaligen Burg, kein Geheimnis.
Und die anderen: Zugeschüttet, verborgen hinter Privatgebäuden oder vergessen. Umso spannender bleibt das Relikt der Brauereigeschichte, gleich hinter dem Rathaus.
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