"Bauformen müssen sich verändern"
(Mainburg, sh)„Flächen(ge)verbrauch“ lautete das Thema des jüngsten CSU-Wirtschaftsdialogs. Gastgeber war die Firma HAIX mit Geschäftsführer Ewald Haimerl als einer der namhaften Vertreter der heimischen Wirtschaft, die der Diskussion beiwohnten. „Das Thema brennt nicht nur der Wirtschaft, sondern auch den Häuslebauern unter den Nägeln und ist aktueller denn je“, weiß Hannelore Langwieser, die die Idee der Wirtschaftsdialoge vor 3 Jahren gebar.
Wachstum macht Flächenausweitung nötig. Man könne sich nur durch Wachstum am Markt halten. Deshalb lautet die Devise von Haix-Chef Ewald Haimerl auch „Grow, or go“. Haimerl erwähnte, dass er in jüngster Vergangenheit selbst mit der Stadt Mainburg zusammentrat, um eine Fläche für sein neues Logistikzentrum zu finden. „Da wo eine gesunde Industrie sein soll, braucht es Fläche“. Die Problematik, Flächen für Bau-und Gewerbegebiete zu bekommen, kennt Haimerl als Inhaber des international expandierenden Schuhherstellers nur zu gut.
Was für den einen Segen ist, ist für den anderen Fluch. So herrscht auch der Zwiespalt des Flächenverbrauchs besonders in der Landwirtschaft stets vor. Acker freizugeben, damit diese bebaut werden können, löst bei den betroffenen Agrarwirten beileibe nicht immer Begeisterungsstürme aus.
„Landwirte sind auch Unternehmer. Unsere Produktion ist an unsere Flächen gebunden.
Wir brauchen unsere Flächen, um selbst davon leben zu können“, gab Rita Schultes, stellvertretende Kreisbäuerin des Landkreises Kelheim ihren Redekollegen zu verstehen. Sie erwähnte hier das Problem des Flächenausgleichs, der mitunter dazu führe, dass der Flächenfraß nur noch vorangetrieben wird. Wenn ein Acker verkauft wird, muss wo anders eine andere Fläche her. Das ist ein Teufelskreis.
Anderer Meinung war Abensbergs Bürgermeister Dr. Uwe Brandl. Der Ausgleich könne nicht nur durch Schaffung weiterer Flächen, sondern auch durch Aufwertung von Ökoflächen geschehen. Dass der Umgang mit Flächen bewusster sein solle, konnte auch er nicht leugnen. Kein Verständnis habe er jedoch für diejenigen, die die flächenmäßigen Auswüchse pauschal als „Schweinerei“ bezeichnen. Das Ansinnen der Grünen, sich als Staat in die baulichen Belange der Kommune einzumischen, z.B. durch Festlegung von Kontingenten,
Scharfe Kritik übte er am ausufernden Bürokratismus im Bauwesen: „Die Perversität der Fördersysteme ist nicht im Sinne der Betroffenen“, monierte Brandl. Man könne nicht jedes Individualinteresse in Gesetzesform gießen. Von Sinn und Unsinn von Bauvorschriften und der überbordenden Bürokratie ganz zu schweigen.
Das sah auch Ewald Haimerl so: „Da haut es einem ja den Vogel raus bei all dem Bürokratiedschungel“. Dann siedle man lieber gleich ins Ausland an, dort gehe es nämlich schneller und unkomplizierter mit dem Bauen.
Ein Lied davon singen kann auch der Mainburger Bauingenieur Martin Huber. Spontan meldete er sich zu Wort und beklagte Haarspaltereien, wenn Bauvorhaben wegen Millimeter von Behörden abgehlehnt werden. Alfred Gaffal, Präsident der bayerischen Wirtschaftsvereinigung und Aufsichtsratsvorsitzender der Firma WOLF GmbH, sah Einsparpotential beim Flächenverbrauch bei den Bauformen.
„Wir müssen in die Höhe gehen, nicht in die Breite“, sagte er. Und man brauche eine neue Wohnraumkultur. Die Zeiten von 700 qm² Grundstücken sind nun mal passé.
*Hinweis: Die Veranstaltung wurde von ISAR-TV aufgezeichnet und wird laut Angabe am 19. Mai ab 18 Uhr ausgestrahlt.
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