Fremde Seele, dunkler Wald
(Wambach, sh)
Die Lesung mit Reinhard Kaiser-Mühlecker beim Brunnenwirt bot ein Kontrastprogramm zum Feuerwerk an Klamauk, das noch drei Tage zuvor Axel Hacke den Besuchern der MAI-Kultur Veranstaltung beschert hatte. Weniger lustig, dafür umso nachdenklich stimmender kamen die Ausschnitte aus dem Buch „Fremde Seele, dunkler Wald“ des österreichischen Nachwuchsliteraten daher. Eine Anregung zum Nachinnenschauen.
„Eine fremde Seele ist wie ein dunkler Wald“. Dieses Zitat aus dem Roman „Das Adelsnest“ von Ivan Turgenev inspirierte Reinhard Kaiser-Mühlecker, zweiter Gast der beliebten MAI-Kultur Veranstaltungsreihe, zum Titel seines neuesten Werks. Der gebürtige Oberösterreicher ist Träger etlicher renommierter Preise und erscheint regelmäßig auf der Shortlist des deutschen Buchpreises.
Doch gehören seine Romane sicher nicht in die Sparte „leichte Kost“. Umgeben von legerer Wohnzimmeratmosphäre mit Stehlampe und Ledersessel im Hintergrund, inspirierten die vorgetragenen Ausschnitte unweigerlich zur Stille, zur persönlichen Innenschau und stimmten nachdenklich. Klar und messerscharf die Sprache des Autors, kein sinnloses Adjektiv füllt den Platz. Die Figuren sind eingeschlossen. Eingeschlossen in ihre Herkunft, in ihre Sprache.
„Eigentlich würde ich Ihnen am liebsten das ganze Buch vorlesen“, sagt Kaiser-Mühlecker. Weil das unmöglich war, wählte er möglichst viele prägnante Ausschnitte aus den einzelnen Kapiteln, die die Stimmung des Buchs jenseits des Inhalts transportieren.
Kaiser-Mühlecker´s Art des Vortrags ist dabei unaufgeregt und doch so authentisch. Fast schon trostspendend in einer an und für sich freudlosen Welt zwischen Heimat und Fremde, in der sich die Protagonisten Jakob und Alexander bewegen.
Die Brüder wollen der Gegenwart immer wieder entfliehen und schaffen es durch die Alternativlosigkeit der Zustände doch nicht wirklich. Sehnsüchte jagen sie, zu denen sich existenzielle menschliche Erfahrungen wie Schuld, Tod und Missverständnisse gesellen.
„Das atmosphärische Gesamtbild macht einen schier sprachlos“, beschreibt es Klaus Sperling, der Reinhard Kaiser-Mühlecker in die Hallertau einlud und sich als begeisterter Leser aller Romane, die bisher aus der Feder des Österreichers erschienen sind, outet.
Der Abend klang aus bei Essen und Gesprächen, die Besucher nutzten die Gelegenheit zu Gesprächen mit dem Autor und ließen sich die Bücher, die es am Büchertisch gab, persönlich signieren.
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