Tumultartige Szenen im Transitzentrum
(Manching, rt)
Mehrere Schwarzafrikaner versuchten heute bei einem Pressetermin im Bayerischen Transitzentrum Manching/Ingolstadt ein Absperrgitter niederzureißen. Zuvor gab es angesichts der Medienvertreter eine spontane Demonstration der afrikanischen Asylbewerber. Die allerdings verlief zwar lautstark aber ohne aggressive Handlungen.
Vor mehr als einem Jahr hat die Staatsregierung die Errichtung von Transitzentren in Bayern beschlossen. Dort werden Asylbewerber mit geringer Bleibeperspektive bis zu ihrer Rückführung in ihre Heimatländer untergebracht. Wegen zahlreicher Anfragen unterschiedlicher Medien habe man heute einen Pressetermin veranstaltet, um damit auch Transparenz zu schaffen, wie Regierungs-Vizepräsidentin Andrea Degl sagte. So wurden - allerdings jeweils leere Wohn-, Spiel- und Kreativräume präsentiert, daneben die Kantine, ein Schulungs- und ein Wickelraum.
Die einzelnen Schritte des Asylverfahrens erläuterte eingehen Regierungs-Sachgebietsleiter Daniel Waidelich. Dabei räumte er auch auf mit haltlosen Unterstellungen. So gebe es beispielsweise kleinkindgerechtes Essen und auch auf religiöse Aspekte werde Rücksicht genommen. Gesetzliche Vorgaben wie das Sachleistungprinzip oder die Brandschutzvorschriften seien zu berücksichtigen, wenn der Wunsch bei den Asylbewerbern aufkomme, sich das Essen selbst zuzubereiten.
Auch zur Schule müssten alle schulpflichtigen Kinder gehen. Im Transitzentrum Manching/Ingolstadt sei auf vier Standorten in Ingolstadt und Manching insgesamt 1.100 Personen verteilt, die aus den Westbalkan-Staaten, der Ukraine, Afghanistan und Nigeria kämen. In Manching seien es 410 Asylbewerber.
Den Medienbesuch nahmen die Schwarzafrikaner zum Anlass, sich zu einer etwa 50 Köpfe zählenden Gruppe zusammenzuschließen und gegen die mitunter auch jahrelange Unterbringung im Transitzentrum vehement zu protestieren. Als die Spitze des Gästetrosses weiterzog in den abgetrennten Verwaltungsbereich wollten mehrere afrikanische Asylbewerber den Besuchern an einem Durchlass folgen, was Sicherheitsmitarbeiter verhinderten.
Daraufhin versuchten die Asylbewerber, den Bauzaun einzureißen, was ihnen ebenfalls nicht gelang. Erst der Leiter des Transitzentrums konnte beruhigend auf die Leute einwirken, die sich mittlerweile in ihrer ursprünglichen Anzahl vor dem Durchlass versammelt hatten.
Friedlicher verlief dagegen die angemeldete Demonstration des Bündnisses „Lagerfreies Bayern“ auf der Straße vor dem Transitzentrum. In dem Bündnis sind unter anderem auch der Landesverband Bayern und Bezirksverband Oberbayern von Bündnis 90/Die Grünen und der Landesverband Bayern der Partei Die Linke vereint. Das Bündnis fordert die sofortige Schließung „der bayerischen Abschiebelager, eine schnelle Verteilung der Geflüchteten auf kleinere Unterkünfte, faire rechtsstaatliche Asylverfahren, eine Verfahrensberatung und einen Rechtsbeistand für alle“, wie es in seiner Ankündigung geschrieben hatte.
Nach Ansicht des Bündnisses verbergen sich hinter Begriffen wie „Ankunfts- und Rückführungseinrichtungen“, „Transitzentren“ oder „Anker-Einrichtungen“ Abschiebelager, in denen Geflüchteten die Integration verwehrt werde und sie möglichst schnell und im Verborgenen abgeschoben werden könnten.
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