Musikkabarett auf der Daffneralm
(Nussdorf am Inn, mu)Wie „gamsig“ die Hallertau klingt, wenn man sie ins Voralpenland versetzt, das durften 100 bis 150 Zuhörer Anfang Mai (6.5.) bei einem ganz speziellen Konzert erfahren. Walter Zinkl und Richard Ermeier – als Duo auch unter dem Namen Sauglockenläutn bekannt – gaben an der Laglerhütte auf die Daffneralm bei Nußdorf am Inn ein dreistündiges Freiluftkonzert. Wir haben das Flair in einem Interview mit Walter Zinkl eingefangen, bevor es zwischen den Berggipfeln verwehte.
Hallertau.info: Servus Walter. Sauglockenläutn auf der Alm – sauguad! Wie kam denn so ein außergewöhnliches Event zustande?
Walter Zinkl: Die Laglerhütte kennen wir schon seit 16 Jahren. Angefangen hat es mit Hüttenabenden im Winter, wo wir Musik gespielt haben. Das hat sich etabliert und irgendwann ist dabei mal die Idee entstanden, ein Freiluftkonzert zu machen, wenn schönes Wetter ist. Ein Mal im Jahr ein Freiluftkonzert vor traumhafter Kulisse und dem Kaisergebirge, das ist eine feine Sache.
Und musikalisch? Wie sprecht ihr da euer Publikum an?
Da geht’s natürlich schon um unser Musikkabarett, unsere kritischen oder satirischen Texte, wie das Leben sie uns zutreibt. Wir sind ja auch nichts anderes als normale Leute, wir lesen die Zeitung und uns stößt dies oder jenes auf. Oder wir probieren mal was Neues aus. Wir haben halt die Möglichkeit, draußen in der Öffentlichkeit Dinge über Lieder und Texte anzusprechen.
„Meistens sprech‘ma de Leid aus da Seel, weil de deselb‘n Probleme oder Unstimmigkeiten seng. Sei es Glyphosat auf de Felda, des Insektenster‘m oder schlicht und einfach nur d‘ Hundescheiße am Wegesrand. Soiche Sachan einfach.“
Das ist eine gute Sache. Das Almkonzert scheint auch keinen konkreten kommerziellen Hintergrund zu haben.
Nicht wirklich, nein. Bei den Hüttenabenden sowieso nicht. Beim Freiluftkonzert zahlen die Leute schon Eintritt, aber das ist jetzt nicht, was das Ganze trägt. Um das geht’s auch nicht. Wir können am Ende schon unsere Unkosten decken, aber da wird kein großes Geschäft damit gemacht. Wir haben immer gedacht, das Voralpenland ist so eine schöne Gegend, das müsste man eigentlich noch viel mehr Leuten zugänglich machen. Deswegen haben wir da auch einen Fanbus aus Au (in der Hallertau) organisiert. Der war dieses Mal auch voll, über 50 Leute sind mitgefahren und haben mit uns einen wunderschönen Almnachmittag verbracht. Mit Sonne, Bergen und einer guten Brotzeit noch dazu. Das ist es dann schon wert.
Das ist dann schon etwas Besonderes: diese Kulisse, dazu handgemachte Musik mit Hüttenflair…
… ja. Der Natureindruck, allein das ist schon Wahnsinn: auf 1000 Metern Höhe, ringsum die Berggipfel, mit Blick bis zum Wilden Kaiser und riesengroßen Almwiesen. Die Kinder können bedenkenlos spielen. Dazu noch eine Musik dazu, die das Ganze entspannt und auflockert. Wie das klingt und sich anfühlt und die Leute sitzen gemütlich drum herum. Auch mit den Leuten eine Dreiviertelstunde zur Alm hochzuwandern, gehört dazu. Außerdem spielt es definitiv eine Rolle, dass wir da nicht „Ich bin der Anton aus Tirol“ oder so Zeug spielen, sondern unsere eigenen Lieder und Texte da mit hinauf nehmen. Das ist eine bodenständige Angelegenheit, es gibt immer noch richtigen Almbetrieb mit Kühen dort. Das passt schon gut zusammen alles.
„Da gibt’s nix aus da Konserve, sondern wos selber G’macht‘s.“
Wie sieht das mit der Planung hinter so einem Event aus?
Wir nehmen uns terminlich Anfang Mai vor, bevor die Wirtsleute die Hütte wieder an den Bauern selber zurückgeben. Es darf nicht zu früh sein, sonst ist es zu kalt und das Wetter noch unbeständiger. Von sieben Terminen mussten wir schon vier Mal aufgrund von schlechtem Wetter absagen. Dieses Mal hatten wir Glück. Dann werben wir noch mit Flyern und Plakaten, bei uns in der Holledau und im Chiemgau tun wir was in die Zeitungen. Den Bus muss man rechtzeitig buchen und schauen, dass man ihn vollkriegt. Im Februar bei den Hüttenabenden fangen wir an, also so zwei, drei Monate Vorlauf sind das schon. Mit dem Musikprogramm funktioniert es einfacher, da haben wir einen Fundus an Liedern, den wir anpassen können.
Spielst du bei so einem Konzert anders als sonst?
Die Atmosphäre ist anders. Es fällt… leichter, sag ich mal. Man hat Spaß dabei. Wir spielen jetzt deswegen nicht unsauber oder flapsig. Es ist einfach ganz anders als beispielsweise in einem Theater, wo dann die Leute in Reihen vor uns sitzen. Was auch seinen Reiz und seine Dynamik hat. Aber auf so eine Almhütte ist man befreit und ganz spontan. Da redet man halt auch mal übers Mikrophon und sagt ‚Ja griasde, Sepp, dass du a moi wieda raufkummst‘. Da herrscht eine lockere Atmosphäre.
Also nächstes Jahr wieder?
Letztes Jahr mussten wir es einen Tag vorher absagen, da hatte es auf einmal 40 Zentimeter Schnee. Eine bittere Angelegenheit. Das Konzert heuer hat uns schon wieder aufgebaut, da ist ganz klar: wir probieren es wieder! Die Leute können sich wieder darauf freuen. Wenn der erste anruft, mache ich die Liste auf.
„Auf‘s Glück und auf‘s Wetter konnst ned pass’n!“
Das Interview wurde bezüglich Länge und Lesbarkeit redigiert.
Fotos: Sauglockenläutn.
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