Jugendamt als Brückenbauer
(Pfaffenhofen, hal/rt)Lukas hat zuhause Ärger mit seinen Eltern und Geschwistern. In der Schule fällt der 13-Jährige auf, weil er andere Kinder hänselt und beleidigt. Das Klassenklima ist gestört. Seine Lehrerin wendet sich deshalb an die Mitarbeiterin der Jugendsozialarbeit in der Schule und berichtet von dem Verhalten.
Die Sozialpädagogin ist aber keine Lehrerin der Schule, sondern Beschäftigte des Sachgebiets Jugend, Familie, Bildung des Landratsamts Pfaffenhofen. Im Gespräch mit dem Jungen wird der Pädagogin schnell deutlich, dass die häusliche Situation für Lukas sehr schwierig und belastend ist. Die Eltern sind mit der Erziehung offenbar überfordert. Im Rahmen der Jugendsozialarbeit nimmt sie mit den Eltern Kontakt auf und versucht, zwischen ihnen und ihrem Kind zu vermitteln. Im Laufe der Zeit können sich auch die Eltern darauf einlassen, dass die Familie Hilfe und Unterstützung bekommen. Es wird ein Kontakt mit dem Jugendamt hergestellt, so dass eine Hilfemaßnahme eingeleitet werden kann. „Solche und ähnliche Fälle treten häufig an Schulen im Landkreis Pfaffenhofen auf“, berichtete Sachgebietsleiterin Elke Dürr bei einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Landratsamt. Die Jugendsozialarbeit stehe in vielen Situationen als „Brücke“ zur Verfügung. „Durch den Einsatz der Jugendsozialarbeit an Schulen kann manche Situation vor Ort entschärft und eine maßgeschneiderte Hilfe eingeleitet werden, bevor die Lage eskaliert“, so Dürr.
Wie Jugendamts-Bereichsleiter Mario Schewior vor dem Jugendhilfeausschuss sagte, wurden an neun Schulen im Landkreis im vergangenen Jahr insgesamt 470 einzelne Fälle betreut sowie 90 Projekte ins Leben gerufen und begleitet. Dafür werden im Stellenplan des Finanzhaushalts des Landkreises sechs Stellen vorgehalten, die mit neun Mitarbeitern sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeitbeschäftigung besetzt sind.
„Die eingesetzten Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sind nicht dazu da, Lernschwierigkeiten zu beseitigen oder Nachhilfe zu geben, sondern vielmehr dazu beizutragen, soziale Benachteiligungen und individuelle Beeinträchtigungen mindern zu helfen. Dies geschieht sowohl in Einzelgesprächen als auch in Gruppenarbeit“, sagte Dürr. Das Ziel sei, die schulische und berufliche Ausbildung, die Eingliederung in die Arbeitswelt und die soziale Integration der Kinder und Jugendlichen zu fördern. "Die Einbeziehung der Familie und des weiteren sozialen Umfelds spielt dabei eine wichtige Rolle", so Schewior. Die pädagogischen Fachleute sind zum Beispiel auch gefragt, wenn Schüler im Klassenverband außergewöhnlich aggressiv sind, wenn sie die Schule verweigern oder wenn ihr Schul- oder Ausbildungsabschluss gefährdet ist. "Bei ihrer Tätigkeit arbeiten die Fachleute des Landratsamts eng mit der Schulleitung, aber auch mit einzelnen Lehrkräften zusammen. Ihre Arbeit ist keine pauschale Unterstützung des Unterrichts, sondern immer eine gezielte individuelle Hilfestellung", betonte Dürr. Die Angebote der Jugendhilfe würden die schulische Erziehungsarbeit stets ergänzen. Die pädagogische Gesamtverantwortung für die Schule trage selbst verständlich die Schulleitung. „So bleibt insbesondere der Verantwortungsbereich der Schule für die Lehr- und Unterrichtstätigkeit unberührt“, ergänzte Schewior.
Die vom Freistaat Bayern finanziell geförderte Jugendsozialarbeit gibt es nicht „automatisch“ an jeder Schule, sondern hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab. Unter anderem muss ein hoher Handlungsbedarf für Jugendhilfemaßnahmen an der Schule bestehen. Soweit ein Bedarf besteht, wird zwischen dem Sachgebiet Jugend, Familie und Bildung des Landratsamts und der Schule gemeinsam ein Konzept erarbeitet, wie die Jugendsozialarbeit vor Ort gestaltet werden soll. Derzeit ist sie eingerichtet an den Förderzentren in Pfaffenhofen und Geisenfeld, an den Mittelschulen in Pfaffenhofen, Geisenfeld, Manching, Vohburg und Reichertshofen, an der Grundschule Reichertshofen sowie an der Berufsschule Pfaffenhofen.
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