Freudiges Wiedersehen nach 675 Tagen
(Pfaffenhofen, hal/rt)Wenige Tage nach ihrer Heimkehr spielt die Berner-Sennen-Fundhündin aus dem Pfaffenhofener Tierheim freudig in ihrer gewohnten Umgebung als wenn nach fast zweijähriger Abwesenheit nichts gewesen wäre. Foto (Ausschnitt): Mirjana B. (privat)
Nachdem sie fast zwei Jahre verschollen war, ist eine Berner-Sennen-Fundhündin jetzt wieder mit ihrer Familie vereint. Zuletzt war sie in der Pfaffenhofener Tierherberge, wo das Tier in schrecklicher Verfassung ankam. Gefunden wurde die Hündin kürzlich in einem Waldstück bei Hohenwart.
Augen und Haut waren stark entzündet, große Teile des Fells hingen in Fetzen oder fehlten gänzlich. Die Entzündungen an der Haut und der generell schlechte Zustand des Fells seien auf eine Mangelernährung zurückzuführen, sagt eine von der Tierherberge mit der Untersuchung des Hundes beauftragte Tierärztin. „Möglich, dass er in der Zwischenzeit irgendwo mitgefressen hat. Falls er zwischenzeitlich bei jemand anderem mitgelebt haben sollte, hat diese Person ihn zwar vernachlässigt und sich nicht um ihn gekümmert. Körperlich misshandelt hat sie ihn aber definitiv nicht“, so die Tierärztin.
Kaum wurde nach dem Besitzer des unbekannten Fundhundes öffentlich gesucht, der in der Tierherberge „Klara“ getauft wurde, kamen beinahe im Minutentakt wohlmeinende Tipps und Hinweise auf die mögliche Herkunft. „Nicht gespart wurde leider auch an haltlosen Vorwürfen gegen die Besitzer, die ihren Hund – vermeintlich – malträtiert hätten“, heißt es aus der Tierherberge. Dann aber meldete sich eine Familie aus einem Ort in Mittelfranken, Luftlinie rund 100 Kilometer von Pfaffenhofen entfernt. „Das ist überhaupt keine Entfernung für einen Hund. Schon gar nicht in so langer Zeit“, sagt dazu Tierheimleiterin Sandra Lob.
Es stellte sich heraus, dass die Heli, so der Name der Hündin, nach einer Feier mit Feuerwerk panisch davonlief – und genau 675 Tage nicht mehr nach Hause zurückkam. „Alles haben wir unternommen, Heli wiederzufinden“, beteuert die Hunde-Eignerin Silke. „Wir haben automatische Kameras aufgestellt, Zettel an jedem Zaun und jedem Jägerhochstand befestigt, Hundesuchdienste beauftragt, zahllose aufgefundene Berner-Sennen-Streuner besucht.“ Natürlich habe man auch in den Tageszeitungen und sozialen Medien recherchiert und sogar Suchhunde losgeschickt. „Als wir von einem Hund dieser Rasse erfuhren, der in Pfaffenhofen aufgelesen wurde, war ich anfangs wirklich skeptisch“, sagt Silke. „Nach so vielen Enttäuschungen. Zumal der Hund auf den Fotos in seinem fürchterlichen Zustand nicht mehr an ‚unsere Heli‘ erinnerte.“
Die Familie machte sich trotz gewisser Zweifel, ob es sich wirklich um ihren Familienhund handelt, auf den Weg nach Pfaffenhofen. Noch vor der Anreise fragen Mitarbeiter der Herberge gezielt nach Merkmalen des Hundes, die niemand wissen kann – mit Ausnahme der Besitzer. Die persönliche „Familienzusammenführung“ machte dann aber schnell klar: Mensch und Tier kennen und mögen sich. Das ist kein Aufeinandertreffen zweier Parteien, die sich erstmals sehen beziehungsweise riechen. „Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern, in dem wir nach so langer Zeit einen Hund seinem Besitzer zurückgegeben konnten“, so Tierheimleiterin Lob.
Was Heli in der Zeit ihrer Abwesenheit von ihrem Zuhause so alles erlebt hat, das wird freilich immer ihr Geheimnis bleiben.
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