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Eine grandiose Inszenierung und ein schaurig-schöner Abend

(Wolnzach, hr)

 

Unheimlich, gruselig, imposant – ein Stück mit Tiefgang, vor allem aber eine schier unglaubliche Leistung, die die Schauspieler um Regisseur Vitus Rebl auf die Beine gestellt haben. Für ihre Inszenierung von „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ wurden sie vom Publikum mit minutenlangen Standing Ovations belohnt.

 

Schon die Kulisse, die Kostüme und die Detailverliebtheit lösten bei vielen Gästen das sogenannte „Wow-Gefühl“ aus. Zentimeter für Zentimeter ließen die Bühnenbauer am Starzhausener Wasserschloss das London des 19. Jahrhunderts wiederauferstehen. „Was hier geleistet wurde, ist wirklich unglaublich“, erklärt Rebl. Als dann das alte London im abendlichen Nebel zum ersten Mal erwachte, lief vielen ein eiskalter Schauer über den Rücken. Düstere Figuren, eiskalte Morde und ein dunkles Geheimnis, das seine Opfer fordert.

 

Keine leichte Samstagsabendunterhaltung – kein Stück, das man so nebenbei mit Chips, Popcorn und Cola genießt. Vielmehr eines, das die Abgründe der menschlichen Seele zu ergründen sucht und die große Frage stellt: Wie weit darf die Wissenschaft gehen? Für Hauptdarsteller Josef Öttl der zentrale Punkt, der heute aktueller ist denn je. Klone, Designerbabys oder auch künstliche Intelligenz – wieder steht die Wissenschaft, genau wie der brillante Dr. Jekyll, am Scheideweg.

Und so ließ Öttl die Grenzen zwischen Genie und Wahnsinn, Gut und Böse, dem Menschlichen und dem Göttlichen in genialer Weise verschwimmen. Während sich Jekyll ganz dem wissenschaftlichen Fortschritt widmet, treibt ihn sein Pendant Hyde (Helmut Kürzinger) unaufhaltsam in den Wahnsinn. Immer öfter schlägt der absolut Böse zu, verbreitet in London Angst und Schrecken. Unterdessen verliert Jekyll Stück für Stück die Kontrolle über sich selbst. Eine Verwandlung, die seine Freunde Dr. Hastie Lanyon (Erich Flicker) und John G. Utterson (Johannes Hartleitner) mit Entsetzen wahrnehmen und die beiden am Ende menschlich alles abverlangt.

 

Eindringlich, bedrückend, ja fast ein wenig unheimlich – Öttl, Kürzinger, Hartleitner und Flicker gelingt es, das Publikum in die Abgründe der menschlichen Seele blicken zu lassen. Sie spielen mit den Begriffen Moral, Fortschritt und Gott in einer Weise, die den Zuschauer innehalten lässt, aufrüttelt, Beklommenheit auslöst – und gekonnt in ihren Bann zieht.

„Für uns war es sehr schwer einzuschätzen, wie dieses Stück beim Publikum ankommen wird“, erklärt Öttl. Es war schon mutig, sich an dieses Stück zu wagen. Nicht nur, weil es dem Publikum inhaltlich viel abverlangt, sondern vielmehr wegen des hohen Maßes an schauspielerischen Fähigkeiten, die gefordert sind. „Eine Person von solcher Skrupellosigkeit zu spielen – das war schon eine enorme Herausforderung“, so Helmut Kürzinger. „Nicht leicht, sich in diesen Menschen hineinzudenken.“

 


 

 

 

Der Lohn für alle Mühen, die monatelangen kräftezehrenden Vorbereitungen war die Reaktion des Publikums: Noch lange nach dem Schlussakkord applaudierte das Publikum. „Vor dieser Leistung muss man ehrlich den Hut ziehen“, so Bürgermeister Jens Machold. „Mit dieser Reaktion konnten wir im Vorfeld nicht rechnen“, so ein sichtlich erleichterter Vitus Rebl. Dass dabei nicht nur das Publikum auf Seiten des Theaterbrettls war, sondern auch der Wettergott zur rechten Zeit Blitze an den Nachthimmel zauberte, war am Ende das Sahnehäubchen auf einem ohnehin perfekten Abend.

 

 

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