Eine Herkulesaufgabe für die Truppe vom Theaterbrettl
(Wolnzach, hr)An acht Tagen brachte das Wolnzacher Theaterbrettl das Publikum zum Schaudern. Eine Spitzenleistung, nicht nur auf der Bühne. Auch im „Off“ musste dabei jeder Handgriff sitzen.
Wem stockte nicht der Atem, als sich Simone Maiterth zu Beginn des zweiten Aktes von „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ vom Dach stürzte? Wem lief beim düsteren, dreckigen Lachen von Helmut Kürzinger nicht ein eiskalter Schauer den Rücken runter? Es sind nur zwei dieser Gänsehautmomente, für die das Theaterbrettl in den vergangenen drei Wochen vom Publikum oft minutenlangen Applaus bekam. Doch während auf der Bühne die Schauspieler im Rampenlicht überzeugten, gab es auch jene, für die die Bretter nicht die Welt bedeuten, aber ohne die das Stück nicht so erfolgreich gewesen wäre.
18 Uhr – noch drei Stunden, bis sich der Vorhang zum letzten Mal hebt. Während die ersten Gäste so langsam eintreffen und Burger oder englisches Stew genießen, haben Sandra Aigner, Martina Pauly und Petra Wöhrl alle Hände voll zu tun. Sie schmicken die Schauspieler und sorgen dabei für den authentischen Lock. Als Erstes sind die Straßendirnen an der Reihe. Mit viel Liebe zum Detail gestalten Pauly und Aigner die Frisuren. „Am meisten Arbeit macht Mr. Hyde“, erklärt Pauly.
Gut dreißig Minuten dauert die Verwandlung von Helmut Kürzinger. Dabei ist die Maske – genauer gesagt der umfunktionierte LKW-Aufbau - ein Ort, an dem auch mal der eine oder andere Witz gemacht wird. „Heid hoaz i dir no eamal g’scheid ei!“, so Kürzinger zu seinem Alter Ego Josef Öttl. Der quittiert den Satz mit einem lockeren Schmunzeln.
Koordination ist alles
Bei aller Lockerheit, die Backstage herrscht, damit es auf der Bühne perfekt läuft, folgt alles einem festen Plan. Und dass dieser eingehalten wird und niemand seinen Einsatz verpasst, dafür ist Petra Eidenberger zuständig. Sie koordiniert das Stück aus dem „Off“ heraus. „Gerade die Größe der Bühne, und die vielen verschiedenen Möglichkeiten, sie zu betreten, ist eine große Herausforderung gewesen“, erklärt sie. Damit alles reibungslos verlaufen kann, wurde schon während des Bühnenbaus viel Technik verlegt. Rote Lichter signalisieren den Schauspielern an den Seiten, wann sie auf die Bühne dürfen und über zwei Monitore lässt sich das Geschehen verfolgen. „Gerade in den ersten Proben mussten wir wirklich auf die Einsätze achten, jetzt läuft das eigentlich fast von alleine“, erklärt Eidenberger.
Eine sagenhaft verschworene Truppe
„Irgendwie ist es schon ein wenig schade, dass es jetzt bald vorbei ist“, so Isabella Höpfl. Zum ersten Mal stand sie gemeinsam mit gestandenen Schauspielern wie Erich Flicker und Josef Öttl auf der Bühne und ist in ihre Rolle sprichwörtlich reingewachsen. „Anfangs hab ich mich nicht getraut, aus mir rauszugehen. Doch von Josef und Erich konnte gerade in Bezug auf das Spielen viel lernen“, erklärt sie und dabei schwingt in ihrer Stimme, wie bei vielen, ein wenig Melancholie mit.
Egal, ob zum ersten Mal dabei, oder schon seit vielen Jahren aktiv – eines spürte man deutlich: die verschworene Gemeinschaft. „Die ganze Truppe ist einfach sagenhaft“, so Vitus Rebl. Zwar war es ein wahres Mammutprojekt, „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ zu inszenieren - alleine der Bühnenbau zog sich über mehrere Monate - doch in jedem Detail, sei es den Frisuren, den Kostümen, oder einfach dem Bühnenbild, spürte man die Leidenschaft, die alle in das Projekt steckten. Der Lohn: acht Mal ein ausverkauftes Haus und Applaus, der noch lange nach dem Schlussakkord nachklang.
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