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Wo liegt "Neubayern" ?

(Pfaffenhofen, wk)

Diese Frage mögen sich viele der Besucher einer Lesung des Münchener Autors Florian F. Scherzer gestellt haben, der seinen Erstlings- und etwas anderen Heimatroman „Neubayern“ im Rahmen der Pfaffenhofener Paradiesspiele im Café des Freibades präsentierte. Damit blickt er hinter den modernen Heimatkitsch und stellt „die gute alte Zeit“ aus einem völlig anderen Blickwinkel dar.

Bei seiner Lesung im Raahmen der Paradiesspiele stellte er einige Textpassagen vor, bei dem man sich leicht in einen bayerischen Landstrich von irgendwann früher versetzen konnte. Ein mysteriöser Teufel taucht in Oberpfaffing im Pfaffeltal auf, vor dem Kirche und Behörden warnen und ein Dorfjunge verschwindet. Der Dorffischer Joseph Kiener begibt sich auf die Suche nach dem Kind und geht auf einen spannenden 19. Jahrhundert-Roadtrip durch ein eigentlich vertrautes Land, das dem Leser im Laufe der Geschichte aber immer fremder wird. Er begegnet ungewöhnlichen Menschen, zeigt die Angst der Menschen vor fremdartigen Dämonen, den kleinen Perchtln, gegen die zur Sicherheit kleine Lichter ins Fenster gestellt werden und merkwürdigen Bräuchen wie dem heiligen Himmelskreuz, das eines Tages für längere Zeit immer wieder am Himmel auftauchte und mit dessen Verschwinden die Armut in das Dorf kam; doch selbst Prozessionen halfen bisher nicht wieder zu Reichtum und Wohlstand. Es bestand bei den Bewohnern sogar eine große Angst vor einer Reise nach München. Der Leser folgt dem Protagonisten, der sich bei der Suche nach dem vermissten Jungen von Hinweis zu Hinweis hangelt, bis der Leser merkt, dass nichts so ist, wie es die Geschichte anfangs hat vermuten lassen.

Buchgestaltung und Grafiken stammen vom Autor selbst

 

„Neubayern“ ist ein interessanter halb moderner Heimatroman, halb erwachsene Abenteuergeschichte; spannend und berührend, verstörend und Mut machend. Florian F. Scherzer hat einen Kosmos entworfen, der nur auf den ersten Blick heimelig und vertraut erscheint. Er spielt geschickt mit Klischees und Weltbildern und überrascht den Leser ein ums andere Mal. Er hatte diesen Roman geschrieben, weil ihm die Idee schon immer im Kopf herum spukte. Dabei dachte er nicht gleich, dass es ein Erfolg werden würde, für ihn hätte es gereicht, wenn er die beschriebenen Blätter seiner Oma und Tante hätte schenken können. Doch er begeisterte andere mit diesem Roman, so dass er sich auf den Weg machte, einen Verleger zu finden. Bei großen Verlagen wäre er wahrscheinlich abgeblitzt oder sie hätten gefordert, dass er daraus einen Heimatkrimi macht, doch der kleine Hirschkkaefer Verlag nahm das Buch so an und brachte die 1. Auflage heraus mit 2.500 Stück, die dank eines begeisterten Artikels in der Süddeutschen Zeitung sehr schnell ausverkauft war und die 2. Auflage jetzt auf dem Markt ist.

Grafik: Florian F. Scherzer, ebenso wie ein Beilagenheft mit Grafiken im Buch

Florian F. Scherzer wurde in Dachau geboren, brach sein Studium der bayerischen Geschichte in Bamberg ab, studierte dann Graphikdesign und lebt heute, nach Stationen in Israel, Paris und Hamburg, mit seiner Familie in München.

 

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