Historisches Zentrum: Rathaus
(Mainburg, ce)Marktplatz eins lautet die Adresse des schmucken roten Baus mit den Rundbogenarkaden im Erdgeschoss, den drei Wappen und dem imposanten Erker mit Turm. Zentraler geht es nicht. Mitten im Ort und gleich gegenüber der Stadtpfarrkirche gelegen ist das Rathaus und nicht zu verfehlen.
Bürgermeister Josef Reiser freut sich über das Gebäude ebenso wie über die Lage. Von seinem Büro aus und vom schönen großen Sitzungssaal hat er kurze Wege und einen wundervollen Blick.
1756 nach wurde das Rathaus nach dem verheerenden Stadtbrand errichtet. Der Vorgängerbau stand auch hier, Aussehen unbekannt. Die wenigen alten Gemälde und Stiche lassen keine Rückschlüsse zu.
Mit dem Brand wurden nicht nur 80 Gebäude vernichtet und fast die gesamte Bevölkerung obdachlos, auch das Stadtarchiv mit sämtlichen Aufzeichnungen ging in Flammen auf – ein herber Verlust bis heute für Forschung und Geschichte.
Unten im Rathaus waren usprünglich Schranne und Hopfenwaage untergebracht. Auf älteren Fotos sind noch die Fuhrwerke und Hopfensäcke zu sehen bei der Anlieferung, das grüne Gold war mit der wichtigste Wirtschaftsfaktor in der ganzen Region. Vieh wurde auch gewogen und gehandelt wurde ebenso mit Getreide und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen.
Heute beherbergt das Untergeschoss ein modernes Bürgerbüro – Servicezentrum ohne Wartezeiten, freundlich und persönlich.
Der einheimische Baumeister Joseph Katzl veränderte das Rathaus im Inneren Anfang des 20. Jahrhunderts. Kurz vor dem Denkmalschutzgesetz, Anfang der 70er Jahre wurde dann das alte Pflegerhaus abgerissen. Es wich einem funktionalen Verwaltungsbau, der kürzlich wieder saniert wurde und zahlreiche Büros und den kleinen Sitzungssal im Dach beherbergt. "Schön ist der Anbau nicht" finden die meisten Mainburger, aber das war damals eben Zeitgeist.
Drei Wappen sind an der Vorderseite des Rathauses zu sehen, dem Marktplatz zugewandt: Das Wappen von Mainburg, drei Bäume auf Hügel, grün und weiss, sowie das Wappen von Kurfürstentum und Königreich Bayern.
Mainburg wurde schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts als Markt genannt, seit 1374 führt es ein Marktsiegel, bald darauf erhielt es auch die Marktgerechtigkeit mit weitrechenden Möglichkeiten. Seither stand dort sicher auch ein Rathaus. Schon früher wurde gewählt und verwaltet: Äusserer und innerer Rat mit Bürgermeister regierten einen Marktflecken mit gerade einmal über tausend Einwohnern. Wählen und gewählt werden durften damals selbstverständlich nur Männer mit Vermögen und Bürgerrecht, das waren nicht einmal zehn Prozent der Bevölkerung.
Erst 1954 wurde Mainburg zur Stadt erhoben, bis zur Gebietsreform Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts war es ausserdem Kreisstadt des gleichnamigen Altlandkreises.
Ein Verlust, den viele Mainburger bis heute bedauern, das zeigt sich nicht zuletzt in der Beliebtheit des neuen-alten Auto-Kennzeichens: MAI
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