Wolf auf dem Vormarsch
(Freising / Pfaffenhofen , rt)
Der Wolf stand im Zentrum des Interesses beim 29. Weihenstephaner Forsttag, der kürzlich an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf unter Beteiligung zahlreichere Fachleute aus dem In- und Ausland in Freising stattfand. Auch ein Vertreter der Raubtier-Spezialisten des vom bayerischen Umwelt-Landesamt getragenen Netzwerks „Große Beutegreifer“ aus dem Landkreis Pfaffenhofen war dort vertreten. Der Experte rechnet mit Wolfssichtungen auf absehbare Zeit in ganz Bayern.
Kontinuierlich siedeln sich in Deutschland wieder Wölfe an. Grund genug für die Hochschule die Bedeutung des Beutegreifers für das Ökosystem Wald zu beleuchten. Deswegen gab es dazu mehrere Vorträge, die sich mit den Effekten von Wölfen auf ihre Beutetiere befassten, den aktuellen Stand des Fotofallen-Monitorings wiedergaben oder auch die Ergebnisse aus nahrungsökologischen Untersuchungen aufzeigten. In weiteren Programmpunkten ging es um das Interaktionsverhalten von Wölfen und Rotwild sowie um Räuber-Beute-Beziehungen.
So kam etwa der Freiburger Privatdozent Marco Heurich unter anderem zu dem Ergebnis, dass vielerorts große Beutegreifer außerhalb von Schutzgebieten keine ökologisch effektiven Bestandsdichten erreichten, die notwendig wären, um ihre Beutetierbestände zu limitieren. Andererseits wanderten große Beutegreifer in Landschaften ein, in denen ihre Beutetiere bereits bejagt werden. Das könne dazu führen, dass sich die beiden Mortalitätsfaktoren aufaddierten und damit zu einem Rückgang der Beutetierbestände führe.
Fotos: Raths / Pixabay
Menschliche Aktivitäten haben Heurich zufolge einen großen Einfluss auf das Verhalten der Tiere. Große Beutegreifer meideten generell menschliche Strukturen in Zeit und Raum und verlegten ihre Aktivitätsphasen in Zeiten, in denen Menschen nicht aktiv seien. Gleichzeitig habe die Jagd einen starken Effekt auf das Verhalten der Beutetiere, die dann stärker nachtaktiv würden und sich in deckungsreichen Gebieten aufhielten. Wenn dann Raubtiere wie der Wolf zurückkehren, dann müssen sich folglich die Beutetiere anpassen an das Risiko, von diesen Beutegreifern getötet zu werden.
Heurich gab zu bedenken, dass die Produktivität in der Landschaft etwa durch massive Düngung oder den Anbau energiereicher Pflanzen, Kahlschläge oder auch die Winterfütterung von Huftieren erhöht wird. „Dadurch werden die von unten nach oben gerichteten Effekte gestärkt, so dass der Effekt der Raubtiere gering ist.“ Dadurch seien vermutlich starke letale Effekte vor allem in wenig produktiven Lebensräumen mit geringem menschlichen Einfluss zu erwarten. „Wir sind Zeugen eines spannenden Experiments und sollten diese Chance auch nutzen, die Auswirkungen der Rückkehrer genau zu beobachten“, so Heurich.
Im Erfahrungsaustausch stand bei der Veranstaltung euch einer der vier ehrenamtlich tätigen Netzwerkmitglieder Große Beutegreifer des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. In den Gesprächen mit den diversen Wissenschaftlern wurde deutlich, dass insbesondere der Wolf, beispielsweise auf der Suche nach einer Wölfin oder einem neuen Lebensraum, jederzeit auch im Landkreis Pfaffenhofen auftauchen könnte. Erst vergangenen Mai gab es im östlichen Landkreis Donau-Ries, nur wenige Kilometer von der hiesigen Landreisgrenze entfernt, eine von Fachleuten bestätigte Wolf-Sichtung. Über dessen Verbleib ist allerdings nichts bekannt.
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