„Ich will das Schiff zum Schwimmen bringen“
(Manching, ls)Es war eine absolute Sensation, als Archäologen vor rund 32 Jahren in Oberstimm zwei römische Schiffe entdeckten. Nicht nur wissenschaftlich sorgte der Fund für Furore. „Die Wracks waren die Initialzündung für die Gründung des Kelten- und Römermuseums in Manching“, erklärte Museumsleiter Dr. Tobias Esch. Jahrzehnte später wollte ein Uni-Professor aus Erlangen mehr aus ihnen machen, als Museumsexponate. In einem Großprojekt hat Professor Boris Dreyer die Schiffe nachgebaut und zum Leben erweckt. Dieses Stück erlebbare Geschichte gastierte nun in Manching.
Als Manchings Bürgermeister Herbert Nerb vor sechs Wochen erfuhr, dass es eine reale Chance geben könnte, dass die Nachbauten zurück an den Ort ihres Ursprungs kommen, zögerte er nicht lange. „Das ist eine historische Chance für uns“, machte er klar. Zusammen mit dem Team des Kelten-und Römermuseums und dem Keltisch-Römischen Freundeskreis wurde ein dreitägiges Mammutprojekt auf die Beine gestellt – mit allem was dazu gehört.
Wo würde das Boot wassern, und vor allem wie? Wer würde das Boot rudern? Wer erklärt den Menschen die Hintergründe? Wer sorgt für Verpflegung und Rahmenprogramm? Fragen über Fragen, die das gesamte Team auf Trapp hielten, aber für die man gerne eine Lösung fand. „Ich bin sehr froh, dass wir hier sein dürfen“, erklärte Professor Dreyer. Als er vor einem Jahr im Kelten- und Römermuseum einen Vortrag über sein Vorhaben hielt war den Manchingern um Otto Raith und Georg Schweiger schon damals klar: „Wenn unsere Boote dafür Modell stehen, dann müssen sie auch nach Manching kommen.“
Bis dahin drehte sich vor allem am Bauort in Erlangen alles um das Thema Holz. Der 15 Meter lange Kiel wurde aus einer mächtigen Eiche, Ruder und Planken aus Kiefernholz gefertigt. Riesige, geschnitzte Hölzer als Bug und Heck wurden auf den Kiel gesetzt, Planken angebracht. „Das sind wunderschöne Schiffe“, erklärte auch Heribert Meyer, Schreiner und Mitglied im Freundeskreis. Er half dabei, das Vorgängerschiff in Erlangen abzuschleifen und erlebte die Nachbauten hautnah. „Ich bin von der hochentwickelten Technik enorm beeindruckt.“
Zwei Tage lag die F.A.N. in Martin Brauns Feilenmooser Weiher, dort gab es auch eine „Manchinger Jungfernfahrt“ mit anschließendem Grillfest. Hatschwanderer, Bürgermeister, Landrat: Keiner wollte sich das Gefühl entgehen lassen, wie ein römischer Legionär in den Riemen zu liegen. „Es ist beeindruckend, so ein Museumsstück mal praktisch zu erleben. Und ich stelle fest: Auch dafür braucht man Übung“, erklärte Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Für eine Invasion Galliens werden die Ruderkünste der Testfahrer zwar nicht reichen. Aber immerhin: Für ein Wendemanöver im strahlenden Sonnenschein reichte es schon.
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