Bier, Hochzeiten und ein Ratzi
(Mainburg/Ratzenhofen, ce)Schloss Ratzenhofen: Malerische Lage und tausend Jahre Geschichte
Heute gilt der Biergarten schon nicht mehr als Geheimtipp. Er ist bekannt und beliebt weit über die Region hinaus. Die Lage könnte schöner nicht sein und Familie Zierer hat aus dem malerischen Schloss, den Nebengebäuden und dem Garten einen gelungenen Treffpunkt gemacht.
Die Vierflügelanlage mit Schlosskapelle der St. Georg wurde zwischen 1767 und 1771 erbaut und 1913 erneuert. Doch sie steht auf viel älterem Grund. Rund um das kleine Dorf Ratzenhofen mit heute gerade einmal knapp über 200 Einwohnern siedelten seit der Steinzeit Menschen. Vorgeschichtliche Reste finden sich, die Gruppe Oberlauterbach mit ihrer unverkennbaren Keramik seit 5.000 vor Christus etwa. Urnenfelder folgten, Stichbandkeramiker, die Münchshöfener Kultur hat auch ihre Spuren hinterlassen – alles was ein Archäologenherz höher schlagen lässt. Selbstverständlich auch die Kelten, direkt im Schlossgarten und ganz in der Nähe mit einer Keltenschanze haben sie sich bemerkbar gemacht.
Von Geheimgängen ist auch die Rede, doch deren Existenz ist nirgendwo belegt und die möglichen Eingänge kennt niemand wirklich.
Nur die Römer waren offenbar nicht da, auch wenn die Römerstraße im Dorf anderes vermuten lässt. Aber auch das dürfte nur eine Frage von Grabungen sein. Denn wo man gräbt in Ratzenhofen wird man auch fündig.
So auch die Besitzersfamilie Zierer, die Anfang der 90er Jahre eigentlich nur eine neue Toilettenanlage im früheren Gärkeller des Brauereigebäudes einrichten wollte. Nach einer Notgrabung fanden sich der liebevoll benannte "Ratzi", ein Skelett wohl von 5.000 vor Christus und weitere Knochen.
Da muten die mittelalterlichen Bestattungen unter dem herrlichen Garten und nahe dem hölzernen Gartenhaus geradezu durchschnittlich an, doch auch sie liefern wertvolle Erkenntnisse.
Die Menschen siedelten seit Jahrtausenden gerne hier, fruchtbarer Boden, genug Wasser, sonnige Hügel lockten damals wie heute.
Familie Zierer kaufte das Anwesen 1918, bis Anfang der 70er Jahre wurde noch Bier gebraut.
Und dann begann eine Erfolgsgeschichte die keiner für möglich gehalten hätte in dem abgelegenen Dorf und rund um die alten Gemäuer. Schritt für Schritt wurde restauriert und angeboten und die Menschen kamen, immer mehr und immer lieber.
Ein riesiger Biergarten und beste Bewirtung locken heute an warmen Wochenenden von Ende April bis Anfang Oktober, schattige Bäume, herrlicher Kinderspielplatz. Musik gibt es und Steckerlfisch, einen Bauernmarkt und einen Kocherlball, Vernissagen und Kunstfestivals. Dann regelt die freiwillige Feuerwehr den Autoandrang, perfekt in die Wiesen.
Sanfte Hügel locken mit Wanderwegen für jeden Anspruch
Wanderwege gibt es auch rund um das Schloss, vom Spaziergang mit knapp über drei Kilometern bis zur ordentlichen Tour mit 18 Kilometern.
Über das Tor betritt man den idyllischen Innenhof, eine kleine Tafel weist auf die lange Geschichte hin. Denn Vorgängerbauten fanden sich schon um das Jahr 1000. Eine Tochter der mittelalterlichen Besitzer heiratete die Grafen von Scheyern – direkte Linie zu den Wittelsbachern ist also auch vorhanden.
Heute kann in der Schlosskapelle geheiratet werden, in den alten Räumen wird stilvoll gefeiert und getafelt, so sehr, dass lange ausgebucht ist. Wer möchte bekommt das Gesamtpaket mit Kirche und Standesamt.
Wer es ruhiger bevorzugt wandert hinauf nach St. Anton, das barocke Kirchlein bietet eine schöne Aussicht in das Tal und lässt noch mehr erahnen, warum sich Menschen hier seit Jahrtausenden wohl fühlten.
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