Hopfen und Rohstoffe sind in den zentralen Fokus der Brauer gerückt
(Wolnzach/München, ted)Bei der diesjährigen Pressekonferenz des Bayerischen Brauerbunds im Münchner Brauerhaus nahm der Rohstoff Hopfen neben der Braugerste eine zentrale Rolle ein. Die Jahre zuvor war der Hopfen nicht mehr vorgekommen. Nun aber sind die hohen Preise am Spotmarkt und die drohende Produktionseinschränkung durch Unterversorgung zum Tagesgespräch der Brauer geworden. Dennoch scheinen die Probleme mit der Braugerste größer zu sein. Hier ist die finanzielle Mehrbelastung für die Brauer ein Vielfaches des Anstiegs der Hopfenkosten. Und auch nicht mehr verkraftbar. Mit 50 Cent bis 1 ? pro Kasten Bier wird die Belastung an die Konsumenten weitergegeben. Nach Präsident Weiß sind damit aber nicht alle gestiegenen Kosten abgegolten, wie Lohnerhöhung (2,9 %), Energie- und Kraftstoffpreisanstieg etc. Doch der Markt ist so eng geworden, dass es an die innere Substanz der Betriebe geht, sofern sie nicht rationalisieren können.
Es wird aus der Bierpreiserhöhung ein Absatzrückgang kommen. Noch mehr aber macht das Rauchverbot in der Gastronomie den Wirten und Brauern zu schaffen. Nach dem ersten Quartal will der Bayer. Brauerbund verlässliche Zahlen vorlegen. Aus Baden-Württemberg sind Umsatzeinbußen von 15-50 % bekannt. Dort wurde schon im August 2007 das Rauchen in Gastwirtschaften eingeschränkt, allerdings moderater.
Bayern konnte sich beim Bierausstoß dank steigenden Exports auf dem (ordentlichen) Vorjahresniveau halten, was bundesweit nicht möglich war (-2,7 %). Die Witterung spielt eine immer größere Rolle für den Bierabsatz, denn Sonderveranstaltungen prägen den Markt (Grillparty bis Volksfest). Doch der zu befürchtende Absatzrückgang kommt der Knappheit der Rohstoffe entgegen. Dabei haben die Bayerischen Brauer immer Vorverträge gepflegt. Davon profitieren sie nun, denn dank den Altverträgen sind die Hopfenpreise im Schnitt dann gar nicht so viel gestiegen.
Bei Neuverträgen wurden den Brauern nur Verträge mit Laufzeit 2014 und länger vom Handel angeboten. Vom hohen Spotmarktpreis profitieren die Handelshäuser. Der Bayer. Brauerbund hat eine eigene Börse für seine Mitglieder eingerichtet, damit unter der Hand Hopfen suchenden Kollegen einen eher moderaten Preis bekommen. Aber zur neuen Ernte wird der Lagerbestand Null sein, darüber sind sich alle einig.
Langfristig soll das Preisniveau die Versorgungsbasis der Brauer sichern, d.h. für Aromahopfen sind sie bereit, 700 - 750 ?/100 kg beim Pflanzer auszugeben. Notfalls auch 1000 ?/kg, wenn das Reinvestment in Technik es erfordert. Präsident Michael Weiß findet dies gerecht, weil in den letzten Jahren die Pflanzer sehr stark bluten mussten und die Brauer davon profitierten. Auch bei der Braugerste. So sei zwar der Bierpreis stabil geblieben, aber jetzt müsse dafür der Preis bezahlt werden. Die strukturelle Unterversorgung mit Hopfen bestehe aber noch zwei Jahre. Einigen Betrieben, v.a. in den USA, drohe sogar eine Produktionseinschränkung. Es wird nicht so viel Bier gebraut werden können wie der Markt verlangt. Dann kommen Preissteigerungen des Bieres genau richtig.
Geschäftsführer Walter König erklärte am Donnerstag die Rohstofflage und Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Ebbertz führte durch die Bierstatistiken und das Konsumverhalten.
Die Rede von Präsident Michael Weiß im Wortlaut
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