Vietnam und Kambodscha: VHS-Pfaffenhofen unterwegs in Südostasien
(Pfaffenhofen, rz)Das kommunistische Vietnam, über Jahrzehnte gezeichnet und geprägt vom Kolonialismus, Bürgerkrieg und der Bombardierung der Amerikaner, erwies sich als überaus gastfreundlich und geschäftig. Schon in Hanoi wurden wir mit einem Verkehr konfrontiert, der weltweit seines Gleichen sucht. Tausende von Mopeds und Rollern bewegen sich wie auf Ameisenstraßen auf eine Kreuzung zu ohne dass es zu Staus kommt. Reich an Naturschönheiten wie z.B. die Halongbucht mit ihren bizarren Kalksteinfelsen im Nordosten des Landes sind ein Muss für die 23 Teilnehmer dieser Reise. Eine Übernachtung auf einer Dschunke, dem "Kreuzfahrtschiff" dieser Region, machte diese Nacht gleich zum Abenteuer. Ein Besuch des bescheidenen und spartanisch ausgestatteten Wohnhauses von Ho Chi Minh, sein Mausoleum und die Einsäulenpagode und natürlich ein Besuch des Wasserpuppentheaters waren weitere Höhepunkte in der Hauptstadt Vietnams.
Dann geht es weiter nach Zentralvietnam, wo die Temperaturen schon gut über 30 Grad liegen. Das Ziel ist die ehemalige Königsstadt Hue mit der Zitadelle und der Thien- Mu- Pagode sowie der Grabanlage Tu Ducs. Alle Gebäude sind während der Kriege stark in Mitleidenschaft gezogen worden, aber nach und nach wird - dank vieler ausländischer Sponsoren - wieder restauriert. Das gleiche gilt auch für die Altstadt von Hoi An, die unter den Schutz der UNESCO gestellt wurde und das Tempeltal von My Son . Von ursprünglich etwa 70 Tempeln, die bis ins 4.Jahrhundert zurückreichen, sind nur noch 20 in ihren Grundmauern erkennbar und zwei größere Tempelgruppen restauriert. Man ist betroffen, wenn man die Zerstörung sieht, die der Bombenkrieg in den sechziger und siebziger Jahren hier verursacht hat.
Schließlich fliegen wir weiter nach Kambodscha, um die größte Tempelanlage der Welt in Angkor zu besichtigen. Üppige Vegetation und Wasserreichtum prägen auch hier das Landschaftsbild, genauso wie Bauern, die mit ihren Wasserbüffeln ihre Reisfelder bestellen und einfache Fischer, die mit ihren Familien und Haustieren auf wenigen Quadratmetern auf Hausbooten leben. Auch dieses Land musste bis 1992 einen erbitterten Bürgerkrieg durchmachen. Nur langsam beginnt sich das Leben zu normalisieren und der Tourismus ist eine gute Einnahmequelle. Ob das Geld auch die unteren Schichten erreicht ist fast zu bezweifeln, denn Korruption ist nach wie vor ein großes Übel im Lande. Gleichwohl überkommt uns ein lauer Beigeschmack, wenn man die Armut dieser Menschen direkt vor Augen hat. Unvorstellbar , dass hier die weltgrößte Tempelanlage vor ca. 1000 Jahren entstanden ist. Zwischen dem 16. und 19.Jahrhundert interessierte sich niemand für diese phantastische Anlage und so wurde sie vom Urwald überwuchert, von der Vegetation zurückerobert. Mächtige Wurzeln und Lianen durchbrechen die Steinmauern und geben der Tempelstadt einen weiteren Anstrich von unaufhaltsamen Verfall. Erst die Franzosen entdecken sie wieder und beginnen sie in Teilen freizulegen. Weithin sichtbar sind die markanten Tempelpyramiden von Angkor. Hunderte Meter lange Säulengänge mit filigranen Reliefs und Mosaiken unterschiedlicher Stilrichtungen zieren die einzelnen Anlagen, deren Mauerwerk zum Teil von riesigem Wurzelwerk durchsetzt ist. Die einstige Pracht der Bauten lässt sich nur noch erahnen.
Beeindruckt von diesem Teil Kambodschas kehren wir wieder zurück nach Vietnam in die 8-Millionen - Stadt Ho Chi Minh City, früher Saigon. Wir werden fast erdrückt vom Verkehr, der hier noch ausgeprägter ist als in Hanoi. Millionen Mopeds und Roller, die alles transportieren - U-und S-Bahn gibt es nicht und mit den öffentlichen Bussen kommt man nicht vorwärts - und als Transportmittel sind sie unschlagbar: Meterhohe Bündel von Bambusrohren, 2x2m große Eisentore, Tiere aller Art, insbesondere Schweine, aber auch bis zu 30 Gänse oder Hühner werden recht abenteuerlich transportiert. Außerdem sind fünf Personen auf einem Roller, drei Erwachsene und zwei Kinder dazwischen , keine Seltenheit. Elegant und gekonnt überholen sie oft unseren Touristenbus, während wir die Hände über dem Kopf zusammenschlagen ob solcher "Fahrlässigkeit".
Vietnam hat viele wasserreiche Flüsse, gespeist von den Schmelzwassern des Himalajagebirges. Im Norden ist es der Rote Fluss und im Süden vor allem der Mekong, der sich zur Mündung hin in ein fruchtbares Delta verzweigt, wo sogar drei Reisernten im Jahr möglich sind. Reich werden die Bauern dadurch nicht, aber es braucht hier auch niemand zu hungern. Es gibt hier nämlich den Garten Eden, wo wirklich alles überall wächst: Früchte und Gemüse aller Art, sowie auch Cashew- und Kokosnüsse.
Ein weiteres unvergessliches Erlebnis ist auch die Besichtigung des 200 km langen und z.T. 3-stöckigen Tunnelsystems bei Cu Chi , in dem die kommunistischen Vietcong monatelang unentdeckt hausten, Waffen und Vorräte versteckten und von wo aus sie die feindlichen Amerikaner sprichwörtlich aus dem Untergrund sabotierten. Die unterirdischen Gänge sind so schmal und eng, dass selbst sehr schlanke Reiseteilnehmer keine Chance hatten hineinzugelangen.
Nach 14 Tagen nehmen wir Abschied von zwei faszinierenden Ländern und empfehlen allen Südostasienfans, möglichst bald dorthin zu reisen, denn diese Ursprünglichkeit in weiten Teilen der Länder wird sich stark verändern, sobald PKW und westlicher Konsum Einkehr gehalten haben werden.
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