Dr. Pichlmaier analysiert den Welthopfenmarkt
(Wolnzach/Niederlauterbach, ted)Der HVG-Chef und Präsident des Deutschen Hopfenpflanzverbands Dr. Johann Pichlmaier multiplizierte zu den Erträgen das 2008 zu erwartende Alpha, das den Weltmarkt präge. Dabei musste Dr. Pichlmaier die Anfang August in Kiew beim IHB-Kongress vorgetragenen Zahlen mehrfach korrigieren.
Die extrem gute Alphabildung in Deutschland bringe auf 18700 Hektar 3400 t Alpha (2007: 2880 t). Das ist die höchste Alphamenge, die Deutschland und die Hallertau jemals einbrachten.
Die USA haben laut einer Nacherhebung 3300 ha neu eingelegt. Auch wenn die Witterung dort nicht so vorteilhaft verlief und die Junghopfen weit hinter den üblichen Erwartungen liegen, rechnet Dr. Pichlmaier mit 4100 t US-Alpha.
Für China gab Dr. Pichlmaier keine echte Prognose ab. Dort herrschen Soll-Zahlen und der Ertrag liege bei 50 % Deutschlands. Womöglich kämen 860 t Alpha, die aber im eigenen Land blieben.
Tschechien rechnet bei gleicher Fläche mit einer stärkeren Ernte. Wegen des feinen Aromahopfens kämen aber nur 237 t Alpha auf den Markt.
In Polen blieb alles wie 2007. Wegen der Vertragsuntreue in 2007 werde zwei Drittel der Ernte in den Freihopfenmarkt gehen. Das trifft auch für Slowenien zu (Kontraktquote 50 %), das zwar wie die Hallertau eine starke Ernte einfahren wird, aber mit den Hurrikan-Schäden in 2007 Vertragsmissbrauch in großem Stile betrieben hat. Im Aromahopfen konkurriert Slowenien mit der Hallertau. Insoweit wird der Freihopfenmarkt doch auf Slowenien schauen.
In der Summe korrigiert Dr. Pichlmaier die Weltalphaerzeugung von 9300 t (IHB) auf 9600 t. Natürlich gehen durch Lagerung und Verarbeitung bis zu 15 % des Alphas verloren, aber dies war ja immer so. Den Weltalphabedarf bezifferte Dr. Pichlmaier nicht. Er liegt aber bei normaler Versorgungslage für 2009 bei 8800 bis 9000 t Alpha frei Brauerei.
Dr. Pichlmaier wollte keine Prognose für den Hopfenpreis 2008/9 abgeben. Zu Bedenken für den Marktverlauf sei aber auf jeden Fall eine anhaltende Unterversorgung aus Verarbeitungskapazitätsgrenzen bis Ende des Jahres. Viele Brauer schielen auf die neuen Lieferungen im Oktober, aber nicht alle können sie erhalten, auch wenn Verträge abgeschlossen sind. Auch nicht einmal im November. In der Summe rechnet Dr. Pichlmaier mit einem Marktausgleich, so dass auch die weltweit 7500 t Freihopfen benötigt werden. Aber bis zur Ernte 2009 wird viel Marktpsychologie in den Freihopfenpreis einwirken. Aus den USA wird praktisch kein Freihopfen kommen wegen der Unterlieferungen bei Junghopfen. Aber zwischen den Zeilen drückt Dr. Pichlmaier doch eine Freihopfenpreisschätzung aus: Der Preis von 2007/8 sei für die Lagerhaltung zu hoch, werde nicht der halbe Preis schon als Schnäppchen empfunden? Und eine Reihe von Brauereien hätten durch Verträge nicht ihren ganzen Bedarf abgedeckt. So empfiehlt Dr. Pichlmaier, dem Marktverlauf relativ gelassen zu begegnen.
Johann Portner, der Verantwortliche für die Produktionstechnik im Institut Hüll bestätigte aus wissenschaftlicher Sicht die Rekordalphawerte. In Versuchsgärten werden jede Woche für die Sorten die Alphawerte gemessen. So stieg das Alpha bei Bitterhopfen vom 13. auf 19. August um 2-3 %. Perle, Magnum und natürlich der Herkules liegen sehr hoch.
Josef Wittmann fügte der an sich positiven Preisstimmung einen Wermutstropfen bei: Die gestiegenen Energiepreise wirken sich bereits auf 50 ct / Kilo aus, so dass langfristige Verträge mit sinkenden Preisen schon wieder ruinös enden werden. Hier müssten die Brauer nachhaltig denken, sonst blieben die Hofnachfolger bald wieder aus. Dem fügte Breitner hinzu: „Es gibt eine Regel, dass ein Betrieb zwei Generationen ernähren können müsse“. Der gnadenlose Wettbewerb wird 2009 wieder einsetzen. Der Ertrag auf 2008 werde größtenteils reinvestiert, um für die Zukunft noch besser gewappnet zu sein.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.