hallertau.info News

Umschau: Starke Region, schwache Einzelhändler

(Wolnzach, ted)

Es hilft, die eigene Lage besser zu beurteilen, wenn sie relativ zu anderen gesehen wird. Leider fällt dies Gemeindepolitikern schwer, weil sie nicht zu politischen Veranstaltungen anderer Kommunen geladen werden. Auch die räumliche Organisation der Lokalpresse alter Art lässt einen Blick über den Zaun nicht zu. So weiß Geisenfeld nicht so recht, wo es steht und für Wolnzach gilt „Schwimmen im eigenen Saft“ umso mehr. So sei heute – in einer ereignislosen Zeit – auch einmal über den Zaun geschaut.

Neujahrsempfang der Stadt Ingolstadt, letzten Montag: OB Dr. Alfred Lehmann hält vor 1300 Gästen eine große Rede. Die Stadt Ingolstadt ist stark aufgestellt wie nie zuvor. Von Krise keine Spur und so wird sehr positiv in die Zukunft geschaut, trotz aller Unkenrufe. Wirtschaftsmann Dr. Lehmann weiß, wovon er spricht. Im deutschlandweiten Vergleich führt er die „beste“ Großstadt (Arbeitslosigkeit, Wachstum, Schuldenstand). Genauso gut steht der Landkreis Pfaffenhofen da. Nur Eichstätt brilliert mit 1,4 % Arbeitslosigkeit. Fazit: Bei so viel Stabilität würden alle anderen Zentren eher untergehen in der Krise als unsere Region.

Auch scheint es Audi als letzten unter den Autobauern zu treffen. Für die Krise ist dort mächtig vorproduziert und schon finanziert. Da kann jeder Preiskampf mit Bravour geführt werden: Mercedes und BMW schauen da nicht gut aus. Ein Abklang der US-Autokrise? Zu große spritfressende Modelle? Aber BMW hat auch Minis und die 1er-Serie. Aber der 1er ist heute so groß wie der 3er vor 20 Jahren. Doch kehren wir zur örtlichen Politik zurück.

Pfaffenhofen diskutiert die Innenstadtbelebung: das Gutachten eines Lehrstuhls der Regensburger Uni ist sehr detailliert erarbeitet. Jede Branche des Einzelhandels wurde im Vergleich zum regionalen Umfeld bewertet. So etwas Präzises hatte Prof. Waldorf den Wolnzachern vorenthalten. Allerdings reden die Pfaffenhofener über Zahlen, die 2006 ermittelt wurden. Da gab es noch kein 2. großes Kaufland hinter Eberstetten. Es wurden gewisse Empfehlungen von der Wissenschaft vorgetragen. Aber es herrscht Enttäuschung, dass es keine Rettung der Innenstadt zu geben scheint. Wie in Wolnzach stehen Parkplätze in der Diskussion vorne an, obwohl die Gelehrten sie als ausreichend einstufen. Dennoch will sich Herker über das Gutachten hinwegsetzen und ein Parkhaus bauen. Schließlich fielen ihm im Herbst 2008 4,4 Mio Sondereinnahmen zu aus der Gewerbesteuer.

Pfaffenhofen sieht sich in der gleichen fatalen Lage wie Wolnzach: im Zentrum bekommen sie keinen „Magneten“ mehr und der Fach-Einzelhandel macht so weiter wie bisher. Die Leerstände nehmen eher zu. Allerdings wird das alles auf höherem Summenstand diskutiert. In Wolnzach können wir mit den Geschäften unmittelbar die Branchen benennen und mit 20 Läden sind wir schon durch, während es in der Kreisstadt schon über 100 sind. Einige davon sind besser als die anderen und so nimmt das Gutachten an, dass diese Branche in Pfaffenhofen „geht“ und will dort weitere Geschäfte derselben Sparte ansiedeln. So pervers kann es laufen, wenn nicht genau hingeschaut wird. Noch schlimmer: Kettenfilialisten werden als Potential empfohlen, das es für die Innenstadt zu umwerben gelte. Fazit: wir brauchen den Pfaffenhofenern nicht neidig zu sein. Die kommen trotz höherer finanzieller Mittel nicht weiter und ihre Unternehmer werden auch nicht besser. Es fehlt an „Motoren“, an Mutigen, an Visionen. Einige schauen neidisch nach Wolnzach.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.