hallertau.info News

Kegelsport – warum nicht in Wolnzach?

(Wolnzach, ted)

Der KSC (Kegelsportclub) Wolnzach zählt tatsächlich zu den Verlierern. Mit der Aufgabe der „Birkenau“ schloss die letzte Kegelbahn des Marktes. Doch auch diese Anlage erfüllte schon nicht mehr die Anforderungen, wie sie der bis ins letzte geregelte Turniersport stellt. Ein Nachrüsten rentierte sich für den Wirt nicht und irgendwann die ganze Wirtschaft nicht mehr. Die Ein-Bahnanlage der „Post“ neben dem Schützenheim wurde schon davor eingestellt. Der Raum litt unter der Feuchtigkeit von allen Seiten. Die getragenen Kleidungsstücke mussten sofort in die Wäsche gesteckt werden. Aber dort war noch nie ein echter Kegelwettbewerb im Sportrang angesiedelt.

So musste der KSC auswandern: nach Karlshuld, Baar-Ebenhausen und wiederholt Pfaffenhofen. Doch die Bahn an der Raiffeisenstraße der Kreisstadt wurde vom Deutschen Kegler-Bund nun auch nicht mehr abgenommen. Nun müssen die Wolnzacher bis nach Zuchering, um zu trainieren. Die erste Mannschaft spielt in der Bezirksliga, die zweite in der A-Kreisklasse. Das ist ja schließlich schon etwas! Wie soll dies sonst gehalten werden? Aber zur Marktmeisterschaft Wolnzachs werden kaum noch viele bereit sein, bis nach Zuchering zu kommen.

Natürlich erleben wir hier ein Stück Deutschland, das an seiner Perfektioniersucht und dem Sicherheitsstreben erstickt. Doch wer kann die Auflagen des Deutschen Kegler-Bunds schon ändern, wenn sich die Kegler selbst dem verschrieben haben? Aber es kann doch auch nicht sein, dass im Landkreis nur noch eine wettbewerbstaugliche Bahn vorhanden ist und selbst die Kreisstadt passen muss? Es sind freilich meist private Betreiber, für die sich ein Nachrüsten der Anlagen nicht mehr rentiert. Gerade in generell harten Zeiten für die Gastronomie. Doch wie beliebt war noch das Bowling vor einigen Jahren. Da schossen Bowling-Center aus dem Boden – aber nur in den größeren Städten. Um diese Neugründungen ist es sehr ruhig geworden. Aber wo entstehen heute noch Sportvereine und völlig neue Sporteinrichtungen?

Dennoch: die Kegelbahn ist tot, es lebe die Kegelbahn! Gerade weil anderorts nichts mehr getan wird, ist mit einer Wiederbelebung des Kegelns – als Hobby oder Sportdisziplin – zu rechnen. Das verhält sich wie mit den Kinos. Die äußere Form wandelt sich. So wären heute Kegelbahnen keine Bowling-Centers mehr, sondern Präzisions-Sportstätten im Trend des immer teurer werdenden Sportequipments. Kegeln passt in die Fitness-Welle, gerade als Ganzjahressport, fördert die Geselligkeit und hätte als Turniersport sogar eine mediale Aura, wenn sich eine Superfigur wie Boris Becker für das Tennis oder ein Langer für Golf entdeckt. Wenn dann noch ein Kino-Hit oder eine Fernsehserie dazukommen, ist der neue Run aufs Kegeln nicht mehr aufzuhalten.

Wolnzach, als aufstrebender Freizeit- und Nahtourismusort sollte jetzt wirklich über Standort und Finanzierbarkeit einer solchen professionellen Anlage nachdenken. Ein Mitleid für den KSC ist zu wenig. Wir müssen die Welle des Hallertau-Parks, des Erlebnis-Schwimmbads und des Hopfenmuseums ausbauen, gerade um Einrichtungen, die es weit und breit nur selten gibt. Da kommen aufgelassene Landwirtschafen im Ort ebenso als Standort in Betracht wie ehemalige Supermärkte. Der KSC soll dem Markt einmal klar zeigen, welche Anforderungen an die Profi-Kegelbahnen heute gestellt werden, einen Workshop für Investoren abhalten. Die Entscheidungsprozesse dauern, aber gerade deshalb sollten sie heute eingeleitet werden. Die derzeit für Investoren „schlechte Zeit“ sollte zum Informieren, Entwickeln und Vorantreiben genutzt werden.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.