Hopfenqualität eine Frage des Erntezeitpunkts
(Wolnzach, ted)Der Förderverein Deutsches Hopfenmuseum hält alle zwei Monate im Bräustüberl-Nebenzimmer einen Informationsstammtisch ab, zu dem sich aktive Mitglieder gerne einfinden. Neben dem Ausblick auf die nächsten größeren Veranstaltungen durch Vorsitzenden Hans Sommerer führte am Mittwoch Erich Niedermeier von der Hüller Hopfenberatung in die Ermittlung der optimalen Erntezeitpunkte je Sorte ein.
Die Definition der Qualität reicht von objektiven Inhaltsstoffen bis zu subjektiver Brauervorliebe. So wollte Anheuser-Busch den Hallertauer „grasgrün“, also möglichst früh geerntet, während die Boston Brewery die Inhaltsstoffe einer relativ späten Ernte schätzt, die freilich die Optik mindert. Grüner Hopfen werde ohne Trocknung im „Hopfenzupferbier“ direkt vergoren – das nicht einmal schlecht schmecke. Augustiner bonitiert den Hopfen mit der Nase und nicht nach Farbe. So sei ein kleiner Sonnenbrand der Dolden ganz natürlich.
Erich Niedermeier zeigte viele Folien, die sein Kollege Anton Lutz erarbeitet hat und auch schon bei Vorträgen vor Pflanzern und Brauern einsetzte. Sie zeigen, dass kein Erntezeitpunkt aus dem Blühbeginn oder dem Ausdoldungsbeginn direkt ableitbar ist. Dabei wird immer der Zustand der Hälfte der Pflanzen herangezogen. Allerdings braucht der Aromahopfen ca. 4 Wochen vom Ausdoldungsbeginn bis zum optimalen Erntezeitpunkt, Hochalphasorten 5 Wochen und der Herkules gar 6 Wochen.
Die Hopfenberatung schickt pro Jahr rund 50 „Ringfaxe“ an die Pflanzer, darunter auch die Information über den optimalen Erntezeitpunkt jeder Sorte bzw. den Sollbeginn der Ernte. Niedermeier: „Die Ernte rechnet sich für jeden Pflanzer von hinten, d.h. wann sie pro Sorte abgeschlossen sein muss.“ Wenn eine Sorte zu früh geerntet wird fehlen nicht nur Ertrag (gering) und Alpha (beachtlich), sondern die Pflanze kann keine wichtigen Stoffe mehr in ihren Wurzeln ablegen. Die Folge: der ertragsschwache Hopfen bleibt über Jahre ertragsschwach, weil er immer zu früh geerntet wird. Könnte das eine Erklärung für die relativ schlechten Ernten der USA in 07 und 08 sein?
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.