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Stachelbären rollen Wolnzacher Finanzaffaire auf

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Wolnzach, 28.3.08 (ted). Schnell war klar, dass die „Stachelbären“ beim alljährlichen Starkbierfest der Freien Wähler sich kein Blatt vor den Mund nehmen wollten. Die Ereignisse der abgelaufenen Woche wurden von ihnen zerlegt und die Zuschauer jubelten ob dieser Direktheit. Und im Humor wurde Abstand geschaffen, der nicht nur allen Parteien gut tat. Es war ein großes Reinemachen und eines blieb in der Luft hängen: Wolnzach ist schon etwas Besonderes, ob im Bauen oder im Skandal.

Michael Eberle stellte seinem Sketch klar voran, dass alles nur Kabarett, nur eine Sichtweise der „Stachelbären“ sei, dem nicht alle zu folgen hätten, aber die Kommentierungen Eberles wurden doch als Treffen des Nagels auf den Kopf von den Zuschauern empfunden. Der starke Applaus bestätigte dies. Das wohlbekannte Stück Roland Andres vom echten und unechten Schaich bekam eine verblüffende Aktualität. Und die Zuschauer stimmten wieder zu. Die Darbietungen erreichten Fernsehreife, wobei alle Stachelbären ihre Rolle nur in ihrer Freizeit ausüben bis auf Mike Eberle. Eine phantastische Leistung bis ins phonetische Detail.

Die Stachelbären als Kommentatoren der Politik

Es war gut, dass die „Stachelbären“ beim FW-Starkbierfest nicht um den heißen Brei herumredeten. Josef Schäch hatte sich entschuldigt und so herrschte „Groß-Wolnzach-Stimmung“ vor Ort über alle Parteien. Jens Machold feierte in Berlin mit seiner Gattin Hochzeitstag, begleitet von Ehepaar Straub. Sie waren ebenfalls entschuldigt, aber von ihren Parteikollegen im Gemeinderat nahezu vollständig vertreten. Die Freien Wähler waren vom großen Zulauf überwältigt. Bis auf den letzten Platz war die Volksfesthalle gefüllt. Eine Brise von Passauer Aschermittwoch lag in der Luft. Doch die Akteure waren nicht die Politiker, sondern Kabarettisten. Christian Dierl als Begrüßer wurde von ihnen gleich als „evangelischer Pfarrer“ in die Ecke gestellt. Dabei machte er seinen Debüt-Job doch wirklich gut, auch wenn ihm nie ein Lächeln über die Lippen kam. Aber wer hat schon vor 1200 Leuten so viel spontanes Showtalent?

Ja, die Stachelbären sind da schon Vollprofis. Doch zunächst und immer wieder wurde ihre Geduld und die des Publikums arg auf die Probe gestellt: die Mikros versagten zu Beginn und zwischendurch ihre Dienste. Tontechniker Schmidpeter war gefordert bis aufs Letzte – aber in der zweiten Halbzeit funktionierte es dann doch reibungslos. Das traf auch für die Vereine zu, die sich um das „leibliche Wohl“ der Gäste kümmerten. Alle Berechnungen wurden gesprengt. Um halb sieben, also schon eine Stunde vor Beginn gingen die Vorräte aus. Aber im Nachzaubern sind die Wolnzacher Meister und auch hier galt: Ende gut, alles gut.

Für die Stachelbären wurde es sicherlich ihr bisher wichtigster Auftritt in Wolnzach. Zu viele Ereignisse hatten die Meinungswogen aufgeschaukelt. Da konnte nicht zum geplanten Programm übergegangen werden. So stieg Michael Eberle gleich zu Beginn in einem One-Man-Akt in den Ring und hinterfragte alle abgegebenen Statements aus der Sicht der Logik und des Volkes. Im Eingangssatz wies er aber darauf hin, dass das „Politiker-Dablecka“ nur ein Wortspiel sei, eben Unterhaltung. Beim Kabarettisten genügt das Klopfen auf den Busch, das Ansprechen. In der Fantasie der Zuhörer liegen die Konsequenzen. Doch Eberle wurde auch konkret: Schäch wollte Wolnzach zum Strahlen bringen im ganzen Landkreis, er wollte geliebt werden, als Sonnenkönig vom Volk verehrt werden. Das „Abzwacken“ eines 3 er BMW´s konnte Eberle gar nicht verstehen. Wenn schon im Rücken des Bürgermeisters Selbstbereicherung betrieben wurde, warum nicht gleich richtig? Also eine „Abzwackprämie“! Alle Altgemeinderäte bekamen ihr Fett ab: wussten die denn nicht, was das alles Kostet? Da brodelte die Volksseele in der Halle.

In der Spontaneität liegt die Größe eines Humoristen. So wurden noch die Zeitungsberichte des Samstags ins Programm eingearbeitet. Noch nie kamen so viele Bezüge zu Wolnzach in den Sketchen. Volker Bergmeister stand Eberle in nichts nach. Zur Höchstform lief auch Roland Andre auf mit seiner Solo-Nummer als Scheich, die übrigens schon länger das Pfaffenhofener Standardprogramm beinhaltet. In ihr vergleicht Andre einen echten Scheich mit dem Scheäich aus Wolnzach. Auch diese Nummer kam top aktuell aufbereitet.

Dass die Stachelbären ihren „Rudi überall“ nachhingen war nur logisch. Aber er ist ja auch nur noch Wolnzacher. Im fernen Afrika lebe er aber als Landrat weiter in „Onkel Rudis Hütte%. Noch ein paar Spitzen gegen Zugereiste und die evangelische Kirche und die evangelische Kirche und die Wichtel-Geschichte in Pfaffenhofen mit Karl Käser und Thomas Herker im Visier, ein paar Musikstücke mit der Wolnzacher Tanzlmusi – mehr passte nicht in den Abend. So blieb die Kritik aus, dass die Stachelbären immer den gleichen Schmäh brächten.

Nein, Wolnzach 2009 war hoch brisant. Aber das Wichtigste sollte nicht untergehen: es war Kabarett, viele bekamen ihr Fett ab, aber alle lachten darüber. Eine schönere Art der Vergangenheitsbewältigung gibt es nicht. Der Münchner Nockherberg wird nicht besser sein können.

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