Breitgetreten von Lorenz Trapp

„Adam, Eva und Jens weiter auf freiem Fuß“

(Wolnzach, )

Unter normalen Umständen genügen uns die Nachrichten, die wir dem Wetterbericht entnehmen. Am Wochenende allerdings schlagen wir eine knisternde Wolnzacher Zeitung auf und lesen hinter dem Kürzel „rg“ von einer Kripo-Vernehmung und Gerüchten, die Bürgermeister Jens Machold mit Humor nimmt. Wir nehmen nicht nur Gerüchte mit Humor. Das Gerücht lautete (laut Bericht), Bürgermeister Jens Machold sei von der Kripo vernommen und das Rathaus durchsucht worden.

Die Wahrheit lautete genau so: Bürgermeister Jens Machold ist von der Kripo vernommen und das Rathaus durchsucht worden. „Von ungefähr 9.30 Uhr bis 19 Uhr“, habe Jens Machold gesagt, war am vergangenen Montag ein Kripo-Mann im Rathaus, und er selbst sei „vier Stunden lang“ als Zeuge vernommen worden. So lang gedauert habe das Ganze, weil die Kripo zum ersten Mal im Rathaus war. Anscheinend hatte der Mann keine Ahnung vom „Wolnzacher Finanzskandal“, und so musste man dessen „Details beziehungsweise Geschichte“ natürlich „von Adam bis Eva“ erzählen. Offenbar, weil die Gelegenheit gerade günstig war, hat man dem unwissenden Herrn von der Kripo auch gleich „haushaltsrechtliche Bestimmungen dargelegt“ und, wohl weil’s grad so schön war, „die Geschäftsverteilung im Rathaus dargelegt“.

Als alte „Tatort“-Freunde wundern wir uns schon ein bisschen, dass die Kripo derart unbedarfte Leute durch bayerische Rathäuser strolchen und dort auch noch ermitteln lässt in einer Sache, die in der Presse wegen mangelnder Bewegung bereits Rost ansetzt und an Stammtischen nur noch mit Kopfschütteln quittiert wird.

Apropos Stammtisch: So anstrengend war die Vernehmung (wir erinnern uns: 4 Stunden irgendwann zwischen 9.30 und 19 Uhr!), dass Jens Machold danach als Therapie einen Biergarten-Besuch in Anspruch nahm und auf die Frage, warum im Rathaus so lange das Licht gebrannt habe, mit einem Streich die Wahrheit und das Gerücht, in diesem aktuellen Fall deckungsgleich, als Antwort präsentierte.

Apropos Licht: War an dem betreffenden Montag das Wetter tatsächlich so schlecht, dass im Rathaus schon um 19 Uhr künstliche Erleuchtung von Nöten war? Wie dem auch sei: Das Licht ist eines von vielen Zeichen, die man sich, ein Funken Klugheit vorausgesetzt, manchmal sparen kann.

Lorenz Trapp

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