Hitlerjunge Salomon: Sally Perels Lebensgeschichte
(Wolnzach, pmt)Vor Kurzem fand in der Aula des Hallertau-Gymnasiums Wolnzach für die 10. Jahrgangsstufe eine Lesung mit dem Autor Sally Perel statt, der für seine Lesereise aus Israel nach Deutschland gekommen ist. Nach einführenden Worten des stellvertretenden Schulleiters StD Gerhard Maier sprach der Verfasser der erfolgreichen Autobiographie „Ich war Hitlerjunge Salomon“ über sein einzigartiges Schicksal: Er hat als deutscher Jude den Zweiten Weltkrieg nur überlebt, weil er die Seite wechseln konnte.
Nur durch Zufall und auf Grund einer fast unglaublichen Häufung für ihn glücklicher Umstände ging er bei den Nazis als „Arier aus dem Baltikum“ durch und wurde damit nicht genauso vergast und verbrannt wie seine Eltern und die meisten seiner Geschwister. Aufgenommen in der Hitlerjugend-Schule, ausgestattet mit einer HJ-Uniform, überlebte er – „unter der Haut des Feindes“ – in Deutschland. Sehr deutlich wurde seine innere Zerrissenheit: Nachts malte er den Judenstern an das angehauchte Fenster, tagsüber identifizierte er sich immer mehr mit der nationalsozialistischen Ideologie: „Ich wurde ein begeisterter Hitlerjunge und wollte den Endsieg.“
Das wohl emotional Beeindruckendste der Lesung war Perels Abschied von seinen Eltern – für immer! Beide blieben im Ghetto in Lodz, mit dem Wissen, dass es für sie kein Überleben gab. Die Botschaft seiner Mutter und gleichzeitig die letzten Worte an ihn: „Du sollst leben!“ wurden für ihn zum Lebenselixier und halfen ihm das schier Unglaubliche zu überstehen.
Perels Intentionen wurden deutlich: „Hass führt zu Verbrechen“, „das 2000jährige Christentum hat versagt“, „das Recht auf Leben steht über Glaube und Religion“, „Schuld ist nicht erblich“ und „Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“.
Perels Vortrag war – trotz allem – gespickt mit viel Humor. Auf sympathische und charmante Art und Weise gelang es ihm den Bezug zu den etwa 120 Schülerinnen und Schüler herzustellen und er faszinierte sie mit seiner Lebensgeschichte. Eine bessere Rückmeldung als die große Aufmerksamkeit des Publikums, den lang anhaltenden Applaus und die unzähligen interessierten Fragen kann es wohl kaum geben.
Perels Werk wurde verfilmt und lief in den Kinos unter dem Titel „Hitlerjunge Salomon“. Der Film wurde für einen Oscar nominiert und mit dem Golden Globe ausgezeichnet. Vor den Osterferien wurde der 10. Jahrgangsstufe dieser Film als Vorbereitung auf die Autorenlesung vorgeführt. Diese Veranstaltung hatte StRin Eva Sturm ebenso organisiert wie die Lesung.
1948 wanderte Perel nach Israel aus. Heute setzt er sich dort als bekennender Friedensaktivist für die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern ein.
Dank gebührt dem Elternbeirat und dem Friedrich-Bödecker-Kreis in Bayern e.V., die die Lesung mit jeweils einem Zuschuss unterstützt haben, so dass jede Schülerin bzw. jeder Schüler nur 2 € zahlen musste.
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